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CO2: Norwegen könnte zum Glücksfall werden

Zeit für eine Chance, Grafik-Uhr

Bedingt durch die Gaskrise infolge einer Kürzung der russischen Gasliefer-ungen als Ausweitung des Ukraine-Krieges durch Russland hatte  Wirt-schaftsminister Robert Habeck (Grüne) Anfang Juli 2022 angeordnet, bereits stillgelegte Kohlekraftwerke wieder an das Stromnetz anzuschließen. 

Das die Maßnahme aufgrund der bestehenden Lieferengpässe und der stockenden Transportwege bei importierter Kohle möglicherweise zu spät kommt, hätte man bereits im Februar vorhersehen können. Aber nein, man mußte statt dessen das völlig irre Kohle-Ausstiegsgesetz beschließen. 

O.k., das wurde zwar schon im letzten Jahr beschlossen, aber man hätte dieses Gesetz gleich nach Beginn des Ukraine-Krieges wieder vom Tisch fegen müssen. Denn ab dem Zeitpunkt hätte jedem verantwortlichen Akteur in der Politik klar sein müssen, das die Kohleersatzstrategie, nämlich auf Gaskraftwerke zu setzen, gescheitert ist. 

Nun dürfen wir von der Kohlefront der Politik wieder einmal aus der Patsche helfen. Viel lieber hätten wir gesehen, wenn alle Kraftwerksbetreiber sich zusammenschließen und solidarisch für 3 Tage die Stromproduktion aus-setzen würden. Die energiepolitische Lage wäre dafür günstig, weil die Regierung unter Druck steht. 

Dann wäre schlagartig auch dem verbohrtesten Klimaaktivisten sofort und umgehend klar geworden, was die regenerativen Energieträger an gesicherter Leistung sekundengenau an Strom tatsächlich zur Verfügung stellen. Nämlich 0 %. Der Schaden würde sich bei den sommerlichen Temperaturen und bei vorhandenen Notstromagegraten in Krankenhäusern und Firmen etc. in Grenzen gehalten. 

Dennoch gibt es einen Funken Hoffnung, dass die Kohle zukünftig auch als saubere Energiequelle wahrgenommen wird. 

Nämlich durch Abscheidung des von Menschen veursachten Kohlendioxids. Das macht zwar nur einen Anteil von 16 % in den Rauchgasen aus,  aber um der Ideologie und des lieben Friedens willen, wäre die Abscheidung mit Hilfe der CCS-Technologie eine Brücke, um die Grabenkämpfe zu beenden. 

Hierüber berichteten wir bereits ausführlich. Bitte lesen Sie dort nach (siehe >hier; > hier; > hier und > hier)  

Während die Politik in Deutschland die CCS-Technik weiterhin verbietet, wird die CCS-Sequestration in Amerika, Japan, China, Australien und Norwegen sicher und erfolgreich seit einigen Jahren eingesetzt, ohne das die Öffent-lichkeit hierüber informiert wird. 

Nun wagte ausgerechnet Bundeskanzler Olaf Scholz einen ersten vorsichtig-en Schritt ins verminte Feld. Er traf sich mit dem norwegischen Ministerpräsi-denten Jonas Gahr Stor und mit der norwegischen Energieministerien Tina Bru, um über die Abnahme von CO2 via Pipeline nach Norwegen zu ver-handeln. 

Der Mann wächst auch gegen seine eigenen Überzeugungen scheinbar über sich hinaus, wenn das Wasser bis zum Hals steht und er die Pariser Klima-ziele auf biegen und brechen doch noch erreichen muß. Das Bemühen ist zwar für die Katz, weil unerreichbar, aber Norwegen ist hocherfreut.  

Carbon capture and storage

LONGSHIP GEHT 2024 in Betrieb

Norwegen entwickelt sich anscheinend zum Vorreiter in Sachen unterirdische C02-Abscheidung mit Hilfes der CCS-Technik. Die norwegische Energieministerien Tina Bru hat angekündigt, das Projekt „Longship“ so voranzutreiben, dass es 2024 in Betrieb gehen kann. Dann will Norwegen das Kohlendioxid nicht nur von allen Kraftwerken, sondern auch von energieintensiven Unternehmen aus ganz Europa abnehmen und 2.700 Meter unter dem norwegischen Meeresboden speichern. 

Genauer gesagt: in der sog. Johansen-Formation südwestlich des Trollfeldes. Das liegt 100 Kilometer von der Gemeinde Oygarden entfernt. In der ersten Phase sollen 1,5 Mio. Tonnen C02 injiziert werden. Das Reservoirvolumen beträgt rd. 80 Mrd. T C02. Die Kosten für die Verpressung werden auf rd. 130 EUR je Tonne geschätzt. 

Norwegen hat mit der Abscheidung bereits seit dem 15.9.1996 gute Erfahrungen gemacht. Im leergeförderten Sleipner-Gasfeld, welches zwischen Norwegen und Schottland liegt, wurden bisher 16 Mio. T  C02 unter dem Meeresboden ge-speichert, ohne das C02 ausgetreten ist. 

Norwegen leistet insofern Pionierarbeit und ist Vorreiter in Sachen C02-Abscheidung. Im norwegischen Bergen entsteht derzeit für 6,9 Mrd. NOK ein Terminal, das von den Firmen Equinor, Shell und Total entwickelt wurde, um per Pipeline C02 unter den Meeresboden zu pumpen.   

Die Firma Heidelberg Zement will ab 2024 jährlich rd. 400.000 Tonnen C02 in Norwegen speichern lassen. 

Aber es kommt noch besser: das Abfallprodukt Kohlenstoffdioxid soll als Ressource wiederverwertet werden. Die Firma Bergen Carbon Solution AS spaltet den Kohlenstoff vom C02 ab und produziert damit Carbon-Nano-Fasern. Diese stabilen Fasern werden in Batterien, Luftfiltern oder in Ver-bundwerkstoffen eingearbeitet. 

Ferner will man das C02 nutzen, um daraus blauen Wasserstoff zu produzier-en. Blauer Wasserstoff wird auf Erdgasbasis hergestellt. Dabei wird der Kohl-enstoff im C02 per Dampfreformierung abgetrennt und mit Erdgas vermischt. Das restliche C02 wird in die  Lagerstätte zurückgepresst. 

Blauer Wasserstoff könnte in Hochöfen und in der Chemieindustrie einge-setzt werden und ist wesentlich preiswerter als grüner Wasserstoff.    

Norwegen hat mit der Einlagerung und den damit einzuhaltenden Sicherheits-standards langjährige Erfahrung. Nicht nur im o.g. Sleipner-Feld lagert Norwegen seit 1996 C02 unter dem Meeresboden ein, sondern seit 2008 auch im Snohvit-Feld, 140 Kilometer vor Hammerfest im norwegischen Konti-nentalsockel unter der Barentssee. Weit über 20 Mio. Tonnen C02 sind dort bereits verpresst worden, ohne das es zu irgendeinem Störfall kam. 

Es ist also gut, das sich unser Bundeskanzler das mal genauer vor Ort erklären ließ, um dann hoffentlich die Freigabe der CCS-Technik auch in Deutschland wieder möglich zu machen. 

Leider hätte das wie alles im Leben auch eine Kehrseite. Durch den Einsatz der CCS-Technik würde die Leistung der Kraftwerke um rd. 20 % reduziert werden. Hier müßte die Effizienz der Technik vorangetrieben werden.  

Quellenhinweise:

Bild-Zeitung vom 02.08.2022; Junge Welt vom 27.07.2022; Tagesspiegel vom 20.01.2022; Deutschlandfunk Kultur.de vom 26.07.2018; Business Portal Norwegen vom 15.05.2020; Königlich Norwegische Botschaft in Deutschland, norway.no vom 12.09.2019; Welt vom 16.08.2022 und RK-Redaktion vom 03.09.2022 

Fotonachweise: 

Header-Grafik: Hans Bischoff; links darunter (Uhr): pixabay.com  

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