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Raubbau im Namen der Energiewende

Rohstoffabbau in Peru, Foto: Jan W., pixabay.com

Im Rahmen der fragwürdigen Energiewende wird in Deutschland gerne von einer Transformation der Gesellschaft gesprochen. Damit ist die vollständige Dekarbonisierung gemeint. Sprich: der gesamte Energiebedarf für Verkehr, Wärme, Industrie und Strom soll bis 2050 auf regenerativer Basis erzeugt werden. Und hier spielt die E-Mobilität für die Bundesregierung und für viele  EU-Länder eine besonders wichtige Rolle.

Doch die angedachte E-Mobilität auf Basis von Lithium-Ionen-Batterien führt in Südamerika schon heute zu massiven Konflikten. Von der mangelnden Reichweite und der begrenzten Lebensdauer  einmal abgesehen. Darüber hatten wir bereits mehrfach berichtet (> hier und > hier)

In den Dörfern der Atacama-Wüste in Chile wird das Wasser für die Menschen und für die Bewässerung von Äckern immer knapper.

Dabei hat die E-Mobilität gerade erst begonnen.

Importprobleme die Angst vor einer Rohstofflücke steigt

Nicht nur der geplante Umstieg des gesamten Verkehrs auf E-Mobilität bis 2050 verlangt nach Unmengen von Rohstoffen wie Lithium; Kobalt, Nickel, Kupfer, Grafit, Mangan, seltenen Erden und Edelmetallen, sondern auch die gesamte deutsche Wirt-schaft braucht diese  Rohstoffe.

Mit Ausnahme von Sand und Kies muß alles importiert werden. Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahre 2019 besteht die zunehmende Gefahr von Lieferausfällen, da Deutsch-land zu den weltgrößten Abnehmern dieser Rohstoffe gehört, so der Chef der Deutschen Rohstoffagentur, Peter Buchholz.

Dummerweise kommt noch die Tatsache hinzu, dass 75 % dieser Rostoffe aus China stammen. China kontrolliert in gleicher Prozentsatzhöhe den gesamten Lithium-Markt. Das schafft eine hohe Abhängigkeit und damit auch Verwundbarkeit.

Deutsche Unternehmen versuchen darauf zu reagieren, in dem sie längere Lieferverträge vereinbaren oder sich an den Minen-betreiberfirmen beteiligen. Allerdings sind Investitionen in Minenfirmen wie Rio Tinto sehr kapitalintensiv.

Andere Firmen, wie die in Hamburg ansässige Kupferhütte Auru-bis, verarbeiten  aus geschredderten Handy´s und PC´s Kupfer-granulat. Allerdings in nur sehr geringem Umfang, da das heraus-filtern von 250 Gramm Kupfer aus einer PC-Leiterplatine sehr auf-wändig ist. Daher kommt der benötigte Hauptausgangsstoff Kupfer und Erz aus Chile, Peru oder Brasilien. 

Gefördert unter mehr oder weniger unappetitllichen Umwelt-und Arbeitsbedingungen. VW will deshalb langfristig 97 % aller ver-wendeten Rohstoffe recyceln. Ausrangierte Lithium–Batterien sollen in Wolfsburg zerlegt werden, um die teuren Rohstoffe herauszufltern und wieder zu verwerten.    

viel zerstörte Natur für wenig Ökostrom

Lithium-Verarbeitungsanlage in Bolivien, Foto: NDR-Screenshot

Allerdings reichen auch die größten Recycling-Anstrengungen nicht aus, um den Raubbau an der Umwelt in China, Bolivien, Brasilien, Chile und Peru zu beenden, weil die Recyclingmöglichkeiten begrenzt sind und die Menschheit weiter wächst. Und mit zunehmendem Wachstum und Digitali-sierung wächst auch der Wohlstandsanspruch. Das könnte die Biosphäre in nicht allzu weiter Zukunft überfordern. Es ist wie mit einem Bank-konto. Eine zeitlang kann man dieses überziehen, aber nicht auf Dauer.

Der langfristig wirksamste Hebel heißt aus unserer Sicht deshalb Konsumeinschränkung in den reich-en Ländern und Reduzierung des Bevölkerungs-wachstums, bevor man in die Malthusianische Falle tappt. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn das würde konsequentes politisches Handeln erforderlich machen. 

Die Natur des Menschen berücksichtigend, könnte man zwischen Verboten und Geboten auch eine Grauzone einrichten, um es den Menschen nicht ganz so schwer zu machen. Bewußtseinsver-ändernde Bildungsmaßnahmen könnten z.B. so eine Grauzone darstellen, um die Freiheit  nicht un-nötig einzuschränken. Ansonsten würde man  auf eine Öko-Diktatur zugehen. Über diese Zu-sammenhänge berichteten wir bereits ausführlich > hier.

Das Mäßigung zu einem zufriedeneren Leben und zu stabileren Lebensformen führen kann, kann man bei den letzten Jägern und Sammlern der Erde, den Kalahari in Botswana und in Namibia in Südafrika beobachten. 

Atacam-Salzsee in Bolivien, Foto: Tashi Kongma, pixabay.com

Die Losung sollte lauten: anstatt Klimawende brauchen wir eine Bevölkerungswende. Denn die Klimakrise ist Fiktion. Aber das Bevölkerungs-wachstum ist real. Das belegen die Zahlen ein-deutig.

Waren 1920 noch rd. 2 Mrd. Menschen auf dem Globus ansässig, waren es 2021 schon 7,9 Mrd. Menschen. Tendenz steigend. Würden sich alle Menschen in der Welt so verschwenderisch ver-halten wie die Deutschen, bräuchte man 3 Erden, damit sich der Planet regnerieren kann, meinen Fachleute.

Da das biologische Budget begrenzt ist, werden sich die Menschen entscheiden müssen, wofür sie die Ressourcen verwenden wollen. Der gigantische Rohstoffverbrauch, der für die Produktion von Lithum-Ionen-Batterien, Brennstoffzellen, Wind-rädern, Photovoltaikplatten und Handys notwendig ist, wird die Idee von der Nachhaltigkeit mittel-fristig erschüttern.

Um es zu verdeutlichen: in einem Tesla-Modell des Typs S steckt so viel Lithium wie in rd. 10.000 Handys. Ein E-Auto benötigt sechs mal so viel kritische Rohstoffe (Lithium, Kupfer, Grafit, Kobalt und Nickel) wie ein Verbrenner. Eine Windkraft-anlage enthält rd. neunmal so viel kritischer Roh-stoffe wie ein Gaskraftwerk und erzeugt bei der Herstellung rd. 77 T CO2. Zum Vergleich: die Produktion einer Tonne Stahl verursacht dagegen nur 1,9 T CO2.

Gleisbett zum Abtransport von Lithium in der Agatha-Wüste, Foto: Ana Jonck, pixabay.com

Nach Berechnungen der Internationalen Energie-agentur wird sich der Bedarf an kritischen Roh-stoffen bis 2040 weltweit vervierfachen. Die Abhängigkeit heißt demnächst also nicht mehr Öl, sondern Metall. Und der Abbau von Metallen konzentriert sich auf wenige Länder.

Und die Folgen des Rohstoffabbaus in diesen Ländern wird immer verheerender. Die Vielfalt der Natur wird zerstört, Trinkwasser wird verschmutzt oder knapp. Minenbetreiber wie Antofagasta, Glencore, Albermarle und Vale hinterlassen schon heute   Mondlandschaften.

Und die Nachfrage aufgrund der Energiewende-politik in Europa wird steigen. Da stellt sich unweigerlich die Frage: wie lange werden die Lagerstätten ausreichen und welchen Preis sind die Europäer bereit, für diese Art von „Nachhaltig-keit“ zu löhnen? Schließlich öffnet sich global nicht nur eine Rohstofflücke, sondern auch eine Gerechtigkeitslücke.

Indigene Mayas protestieren bereits gegen die weitere Umweltzerstörung in Guatemala. Und auch in Afrika erhebt sich langsam Widerstand. Kein Wunder, denn es handelt sich um ein Land, welches unter Wasserknappheit leidet. Das gleiche trifft auf Bolivien, Kongo und Chile zu. Zusätzlich haben diese Länder auch noch mit Ernteausfällen, Krankheiten und Kriegen stets zu kämpfen.

Die Politik wird sich entscheiden müssen

Entweder wird der unsinnige Weg der Energie-wende weiter verfolgt und damit der Eindruck erweckt, grüne Technologie sei nachhaltig und klimaneutral, oder man kehrt zur Vernunft zurück. Was bedeutet, dass man wieder auf einen Energiemix setzt, der die fossilen Energieträger nicht verteufelt. Denn ohne sie wird es auch mittelfristig keinen Wohlstand geben.

Weltmarkt

steigende Rohstoffpreise

Während die Nachfrage nach E-Autos aufgrund von Lockprämien zunimmt und die Leute sich im Glauben wiegen, dass Klima durch die Anschaffung eines E-Mobils retten zu können, kämpfen die Autohersteller derweil mit steigenden Preisen. Vom Halbleiterchip bis hin zu Lithium, Kobalt und Kupfer verknappen sich die Förderkapazitäten.

So ist der Preis für eine Tonne Lithiumcarbonat von 18.000 US-Dollar in 2019 mittlerweile auf 41.060 US-Dollar in 2021  gestiegen. Der Preis für Kobalt erhöhte sich auf 70.208 US-Dollar und für Nickel auf 20.000 US-Dollar pro Tonne. Die weltweite Produktion von Lithiumkarbonat wird sich nach Angaben der Fa. S & P Global Market Intelligence von 497.000 T in 2021 auf 636.000 T in 2022 erhöhen. Lithiumkarbonat wird zur Herstell-ung von Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LFP) benötigt, die kein Kobalt mehr benötigen. Kobalt wird hauptsächlich im Kongo abgebaut.

Kein Wunder also, warum der Preis für ein E-Auto von 1,5 auf 4 % gestieg-en ist.

Auch die Preise für Kupfer und Aluminium erreichten nach Angaben der U-Beraterfirma Alix Partners im Frühjahr 2021 einen 10-Jahres-Höchst-stand. So kostet derzeit eine Tonne Kupfer 9.400 US-Dollar, eine Tonne Aluminium 2.575 US-Dollar und eine Tonne Nickel 21.300 US-Dollar lt. Börse-Online vom 09.12.2021.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma verspricht die Natrium-Ionen-Batterie, über die wir bereits ebenfalls ausführlich im Januar 2022 berichteten. (>hier) Natrium ist billiger, nachhaltiger und überall im Salzwasser vorhanden. Leider ist die Technik noch nicht marktreif, da diese Batterie eine geringere Energiedichte hat und viel schwerer als eine Lithium-Batterie ist. Geringere Energiedichte bedeutet geringere Reichweite. Graphen-Elektroden könnten das Problem in Zukunft beheben.

Aber auch eine Natriumionen-Batterie braucht Strom. Und dieser wird zuverlässig auch in Zukunft keineswegs von Windkraftanlagen kommen, sondern nach wie vor von fossilen Kraftwerken.

Quellenhinweise:

FAZ vom 18.01.2022; goldinvest.de vom 04.01.2022; boerse-online.de; Eike.de vom 06.12.2021; Der Spiegel Nr. 44 vom 30.10.2021; S. 8 ff; Deutsche Welle vom 16.07.2021 und 12.11.2021; Tagesspiegel vom 30.03.2021; Handelsblatt vom 09.08.2021; Deutschlandfunk vom 12.11.2021; Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 29.06.2021, GEO.de vom 15.11.20216 sowie RK-Redaktion vom 14.02.2022

Fotonachweise:

Header: pixabay.com, Veränderung: Revierkohle, ganz unten: Lithium, Kobalt, Nickel und Aluminium: pixabay.com. Freistellung: Revierkohle. 

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