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Die politisch seit 2000 beschworene Energiewende verlangt nach sauberen, zuverlässigen und regional verfügbaren Energiequellen. Die Geothermie – also die Nutzung der in der Erde gespeicherten Wärme – gilt dabei als besonders vielversprechend. Hierüber berichteten wir bereits mehrmals ausführlich. (siehe > hier und > hier) Doch trotz ihres Potenzials stößt sie in der Praxis immer wieder auf Hürden. Ein Beispiel aus Hamburg-Wilhelmsburg soll die Problematik verdeutlichen. Doch zunächst wollen wir einmal die Vor-und Nachteile der Geothermie aufzeigen. Hier insbesondere die Tiefengeothermie. 

Die Vorteile der Geothermie

Geothermie hat viele Vorteile. Sie ist grundlastfähig, also unabhängig von Wetter und Tageszeit verfügbar – im Gegensatz zu Solar- und Windenergie. Zudem ist sie nahezu emissionsfrei und kann sowohl zur Stromerzeugung als auch zur Wärmeversorgung genutzt werden. Einmal erschlossen, liefert eine geothermische Quelle über Jahrzehnte hinweg konstante Energie – bei geringem Flächenverbrauch. Allerdings ist Geothermiewärme und Geothermiestrom im Verhältnis zu den konventionellen Energieträgern relativ teuer.  

So kostet z.B. Geothermiewärme je nach Fördermenge und Wärmegrad 5 -10 Ct. je kWh. Hinzu kommen bei oberflächennaher Geothermie bis 130 Meter Tiefe)  die Stromkosten für die Wärmepumpe. Diese schlagen mit 8-12 Ct je kWh zu Buche. Die Energie aus Braunkohle kostet dagegen nur 5-6 Ct je kWh und aus Steinkohle 10-12 Ct je kWh. Mithalten kann auch der Strom aus Windkraftanlagen. Der kostet derzeit rd. 4-8 Ct je kWh. (One-Shore). Allerdings darf man dabei  nicht vergessen, das die Dauersubventionen für die Windkraft nicht auf den Preis aufgeschlagen werden. Dann wäre Windstrom schlicht unbezahlbar.   

Gerade in dicht besiedelten urbanen Räumen wie Hamburg könnte sich der Bau von Geothermie-Kraftwerken daher lohnen. Denn die Technologie ist erprobt, insbesondere im süddeutschen Raum, wo die geologischen Bedingungen häufig günstiger sind.

 

erfolgreiche Bohrungen in Hamburg-Wilhelmsburg Reallabor IW3-Projekt verschlang 22,5 Mio. Euro

Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg wurde in 2010 auf der Georg-Wilhelm-Strasse im Süden sowie bis zum Spreehafen im Norden auf der Wollkämmereistrasse und auf der  Mengestrasse ein  geothermisches Pilotprojekt verfolgt. Erste seismische Schallmessungen – sogenannte 3D-seismische Untersuchungen – zeigten vielversprechende Ergebnisse. In bis zu 3000 Metern Tiefe konnte ein Thermalwasserreservoir mit Temperaturen von bis zu 130 Grad Celsius identifiziert werden – grundsätzlich ausreichend für die  Fernwärmeversorgung. Da man das warme Wasser jedoch nur aus einer Tiefe von 1.300 Metern fördert, ist dieses auch nur 48 Grad warm. Mit Hilfe von Wärmepumpen kann die Temperatur aber noch weiter erhöht werden. Rund 6000 Wilhelmsburger Haushalte werden über Fernwärmeleitungen seit Febr. 2025 mit Geothermiewärme versorgt. 

 

Risiken der Tiefengeothermie

Doch Geothermie hat auch Schattenseiten – insbesondere die sogenannte Tiefengeothermie, bei der Bohrungen 3000 bis 4000  Meter in die Erdkruste reichen.

Hier sind die Risiken größer. Es kommt immer wieder zu seismischen Aktivitäten, also kleineren Erdbeben, die auf das Einpressen von Wasser in tiefe Gesteinsschichten zurückzuführen sind. Auch wirtschaftlich ist der Einstieg teuer: Bohrungen und Explorationsmaßnahmen kosten Millionen, ohne Garantie auf Erfolg. Beispiel Traunreut in Bayern: dort kostete die Exploration in 5.800 Meter Tiefe rd. 30 Mio. Euro. In Hamburg-Wilhelmsburg verschlang die Explorationsbohrung in 1300 Meter Tiefe rd. 22 Mio. Euro.

Injektionsbohrungen an mehreren Stellen schlagen mit 10 bis 20 Mio. Euro an Kosten zu Buche. Die seismiologischen Voruntersuchungen, z.B. durch die DMT-Seismo-Trucks, schlagen ebenfalls zu Buche.

Ein weiteres Risiko liegt in der chemischen Zusammensetzung des geförderten Tiefenwassers. Es kann stark mineralisiert, salzhaltig oder sogar korrosiv sein – was den Betrieb von Anlagen erschwert oder gar verhindert. Wir kennen das Problem aus der Grubenwasserhaltung.

Doch das ist nicht immer so.  Trotz erfolgreicher Exploration kann es vorkommen, das man das heiße Wasser nicht nutzen kann.  Der Grund liegt in der geologischen Beschaffenheit der Gesteinsschichten. Die heißen Schichten enthalten zwar Wasser, sind aber zu wenig durchlässig – sogenannte „dichte“ oder „nicht-klüftige“ Gesteine. Ohne ausreichend natürliche Klüfte oder Porenräume lässt sich das Wasser nicht effizient fördern oder in einem geschlossenen Kreislauf wieder zurückleiten.

Ein sogenannter „hydraulischer Kurzschluss“ – bei dem heißes Wasser schnell versickert oder kaltes Rücklaufwasser zu schnell zum Förderpunkt zurückgelangt – ist nicht ausgeschlossen. Solche Bedingungen gefährden nicht nur die Effizienz der Anlage, sondern bergen auch technische und wirtschaftliche Risiken.

Wissenswertes wie die Tiefengeothermie funktioniert

Tiefengeothermie nutzt die natürliche Wärme aus tiefen Gesteinsschichten der Erde – in der Regel in Tiefen von 1.000 bis über 5.000 Metern. Dort herrschen je nach Standort Temperaturen von 40 bis über 150 °C.

In geeigneten geologischen Formationen wird heiße Thermalflüssigkeit (meist Wasser mit gelösten Mineralien) durch eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt. Die darin gespeicherte Wärme wird über Wärmetauscher auf ein Fernwärmenetz übertragen oder zur Stromerzeugung genutzt.

Das abgekühlte Wasser wird anschließend über eine zweite Bohrung (Reinjektionsbohrung) zurück in das gleiche Gestein geleitet. So entsteht  ein geschlossener thermischer Kreislauf.

Die Technik ist CO₂-arm, grundlastfähig und langfristig verfügbar – erfordert aber hohe Investitionen, präzise Standortanalysen und ein gutes Management geologischer Risiken (z. B. Mikroseismizität oder Verstopfung durch Ausfällungen).

Hoffnungsträger Wärmepumpe für alle ?

3 Gründe gegen Wärmepumpen

Wärmepumpen gelten als Hoffnungsträger der politisch gewollten Energiewende – effizient, sauber und technisch erprobt. Doch ein genauer Blick auf ihre tatsächliche Klimabilanz, ihre Kosten und die politischen Erwartungen offenbart ein deutlich differenzierteres Bild. Nicht jede Wärmepumpe ist automatisch ein Beitrag zur Klimaneutralität. Wenn man einmal unterstellt, das dieser Unsinnsbegriff irgendeine Bedeutung hat. Und vor allem: Nicht jeder Haushalt kann oder sollte sich eine leisten.

Hohe Anschaffungskosten – ein Gerät für Wohlhabende?

Wärmepumpen sind teuer. Für Einfamilienhäuser liegen die Investitionskosten inklusive Installation, Umbauten am Heizsystem und eventueller Dämmmaßnahmen schnell bei 25.000 bis 50.000 Euro – deutlich mehr als bei einer neuen Gas- oder Ölheizung. Zwar gibt es staatliche Förderungen, doch selbst mit Zuschüssen bleiben viele Haushalte auf hohen Eigenkosten sitzen. Für Menschen mit geringem Einkommen oder in unsanierten Altbauten ist die Wärmepumpe damit oft keine Option.

Hinzu kommen laufende Kosten: Wärmepumpen benötigen Strom, und obwohl sie effizient arbeiten (Stichwort: Jahresarbeitszahl), steigt die Stromrechnung spürbar – insbesondere in schlecht gedämmten Gebäuden.

Klimaneutral nur auf dem Papier

Das Hauptargument für Wärmepumpen lautet: Sie entziehen der Umwelt (Luft, Erde, Wasser) kostenlose Wärme und brauchen nur wenig Strom – also sind sie klimafreundlich. Doch hier lohnt ein zweiter Blick:

  • Woher kommt der Strom? Wenn Wärmepumpen mit Strom aus Kohle oder Erdgas betrieben werden, ist ihre Bilanz nicht schlecht.

  • Erst bei einem grünen Strommix mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien wird ihr Einsatz merklich teuerer, ohne das sich das auf das Klima messbar auswirkt.

  • Stromlast und Netzbelastung: In einer flächendeckend elektrifizierten Heizlandschaft steigt der Strombedarf im Winter erheblich – genau dann, wenn Solarenergie wenig beiträgt. Wärmepumpen treiben also auch den Bedarf an zusätzlichen Stromnetzen, Speichern und Reservekraftwerken.

  • Graue Energie nicht vergessen: Die Herstellung und Installation einer Wärmepumpe verursacht CO₂-Emissionen – und je nach Lebensdauer und Strommix kann es Jahre dauern, bis die Geräte tatsächlich eine positive Klimabilanz erreichen. Wobei letzteres im Verhältnis zu den weltweit erzeugten CO2-Emissionen völlig unbedeutend ist.

Nicht überall sinnvoll – die Gebäudefrage

In gut gedämmten Neubauten sind Wärmepumpen oft effizient und sinnvoll. Doch im Bestand sieht es anders aus: Alte Heizkörper, hohe Vorlauftemperaturen und mangelhafte Dämmung machen die Technik teuer, ineffizient oder sogar ungeeignet.

Trotzdem wird sie oft politisch als „Allheilmittel“ dargestellt. Es handelt sich um  eine technikzentrierte Lösung, die soziale, energetische und strukturelle Fragen ignoriert.

Glückauf !

Wärmepumpen-Außeneinheit für ein 1 Familienhaus mit 6-10 KW-Leistungsverbrauch. Geschätzte Kosten mit Einbau: 15.000 bis 25.000 Euro.                                                    Foto: unsplash.

Quellenhinweise:

Eike.de vom 01.08.2022 und 10.05.2023; Hamburger Abendblatt vom 24.02.2021, 21.07.2022 und 11.08.2022; geothermie-wilhelmsburg.de vom 02.09.2022 und 213.05.2025; NDR.de vom 24.08.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.06.2025

Fotonachweise:

Header-Grafik: Freepik; Gestaltung: Revierkohle; links darunter: pixabay.com; Freistellung: Revierkohle; rechts darunter: Haus: vidstockgraphics; links darunter: Bohrturm: pixabay.com; links darunter: Wärmepumpe: unsplash

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