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Da flatterte uns dieser Tage ein freundliches Schreiben unseres Vermieters ins Büro. Die Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG teilte mit, das man einen weiteren Beitrag zur Energiewende leisten und daher alle Gebäude von Gas- auf eine klimafreundliche Fernwärmeversorgung umstellen möchte. Begründet wurde dies mit der Notwendigkeit zur Reduzierung der  CO2-Emissionen. Drei Jahre lang würden aber dank des Gesetzgebers die Kosten gedeckelt werden. Mit den Hamburger Energiewerken hätte man daher auch für drei Jahre einen Liefervertrag abgeschlossen. Damit würde man einen wertvollen Beitrag zur Klimaneutralität leisten, so die Vorstände Böhm und Westphal. 

Wir haben uns das mit der Klimaneutralität und den Kosten einmal näher angeschaut und kommen zu ganz anderen Erkenntnissen. Das wird Sie sicherlich nicht überraschen. Vorab lassen Sie uns zunächst einmal definieren, was Fernwärme ist, bevor wir ganz allgemein die Vor-und Nachteile von Fernwärme aufzählen und dann auf die Energiewerke Hamburg eingehen werden.  

was ist Fernwärme ?

Unter Fernwärme versteht man die Versorgung von Gebäuden mit Raumwärme und häufig auch Warmwasser, die durch überwiegend erdverlegte, isolierte Rohrleitungen direkt in die angeschlossenen Wohngebäude geleitet wird. Fernwärme-Kunden brauchen daher zu Hause keine eigene Heizanlage. Zur Herstellung der Wärme dienen unter anderem Energieträger wie fossile Brennstoffe (Öl, Erdgas), Biomasse, Müll oder industrielle Abwärme und zunehmend auch erneuerbare Energiequellen. Fernwärme wird in der Regel in Heizkraftwerken hergestellt. 70 % der eingesetzten Energie stammt aus fossilen Energieträgern.

lokal, effizient und klimaschonend

Vor-und Nachteile von Fernwärme Get the Maximum Impact

Die Nutzung von Fernwärme als Heizungsalternative hat zweifellos ihre Vorzüge, aber es wäre fahrlässig, die negativen Aspekte zu übersehen. Ein kritischer Blick auf die Vor- und Nachteile von Fernwärme zeigt, dass diese Energiequelle nicht ohne Kontroversen ist.

Vorteile:

  1. Umweltfreundlichkeit: Fernwärme kann eine umweltfreundliche Option sein, insbesondere wenn erneuerbare Energiequellen wie Biomasse oder Geothermie genutzt werden. Im Vergleich zu individuellen Heizsystemen können zentrale Fernwärmeanlagen effizienter und emissionsärmer sein.

  2. Energieeffizienz: Durch die zentrale Erzeugung und Verteilung von Wärmeenergie können Skaleneffekte genutzt werden, was zu einer höheren Energieeffizienz führt. Dies kann zu einer Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs beitragen. Gerne wird in einschlägigen Publikationen auch auf die Reduzierung von CO2-Emissionen hinge-wiesen. Da CO2 aber nicht klimaschädlich ist, ist dieser Hinweis meistens nur Propaganda. 

  3. Kosteneinsparungen: In einigen Fällen können Verbraucher von Fernwärme kostengünstiger davonkommen, da die Wartung und der Betrieb von Heizungsanlagen auf die Gemeinschaft verteilt werden.

Nachteile:

  1. Abhängigkeit von der Infrastruktur: Die Nutzung von Fernwärme setzt eine gut entwickelte und zuverlässige Infrastruktur voraus. In Regionen mit veralteten oder instabilen Netzwerken kann die Versorgung unzuverlässig werden.

  2. Monopolstellung der Anbieter: Oftmals kontrollieren wenige Unternehmen den Markt für Fernwärme, was zu Monopolstellungen und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit führen kann. Verbraucher haben keine Wahlmöglichkeiten mehr und sind den Preisentscheidungen des Anbieters ausgesetzt.

  3. Begrenzte Flexibilität für Verbraucher: Fernwärme bietet Verbrauchern wenig Kontrolle über ihre individuelle Heizsituation. Die Wärmezufuhr kann nicht einfach an persönliche Bedürfnisse angepasst werden, was zu Unzufriedenheit und Energieverschwendung führen kann.

  4. Mögliche Umweltauswirkungen: Wenn die genutzte Energiequelle für Fernwärme im Sinne der Grünen nicht nachhaltig ist, können Umweltauswirkungen entstehen. Beispielsweise können Abfälle aus Verbrennungsanlagen  die ökologische Bilanz beeinträchtigen.

PETROKOKS, ÖL UND ABWÄRME VON ARUBIS, ARCELOR MITTAL UND TRIMET SOLLEN ES IN HAMBURG STATT DER KOHLE RICHTEN

Kommen wir nun zu den Hamburger Energiewerken, für die sich die Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG entschieden hat, da die stadteigene Firma  die Fernwärme klimaneutral liefern wird. Wir haben hinter die Kulissen geschaut und stellten fest, das die produzierte Fernwärme bislang aus drei Quellen stammt. 

Nämlich aus dem Kohlekraftwerk in Hamburg-Tiefstak, aus dem Heizkraftwerk Wedel sowie aus der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm in Hamburg-Waltershof. Also zu zwei Dritteln aus fossilen Energieträgern.  Die Wärme Hamburg GmbH und  Hamburg Energie GmbH bilden seit 1.1.2022 die Hamburger Energiewerke GmbH, nach dem sich Vattenfall aus Hamburg zurückzog. Die Hamburger Energiewerke versorgen 253.000 Haushalte mit 517.000 Wohneinheiten mit Strom und Wärme. 

Die Hamburger Energiewerke planen nun ebenfalls den Umbau Ihrer Versorgunginfrasstruktur, um klimaneutral zu werden, wie es die Bundesregierung gesetzlich fordert. Auf dem Kraftwerksgelände  Tiefstak soll daher ein Energiepark entstehen. Dort sollen Flusswasser-Wärmepumpen errichtet werden, die das Wasser aus der Elbe und der Bille entnehmen werden. Zusätzlich sollen die Abwärme des Allumiumherstellers Aurubis genutzt werden. 

Am Heizkraftwerksstandort Wedel soll der Energiepark Hafen entstehen. Dort sollen die von der Firma Arcelor Mittal und Trimet produzierten Abwärme genutzt und ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Zusätzlich sollen die Abwärme des Klärwerks Köhlbrandhöft sowie der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm genutzt werden. 

Auf den ersten Blick scheint alles klimaneutral zu werden. Mal abgesehen davon, das es gar kein neutrales Klima gibt.  Aber nur auf den ersten Blick. Schaut man sich dagegen an, wie die Abwärme gewonnen werden, sind wir schon wieder bei den fossilen Energieträgern. 

Der Aluminiumhersteller TRIMET stellt in seiner Aluminiumhütte in Saint-Jean-de Mauriene (Frankreich) 135.000 Tonnen Elektrolysealumninium in 270 Elektrolyseöfen her. Elektrolysealuminium wird aus Aluminiumoxid und Petrokoks hergestellt. Petrokoks entsteht aus Bauxit durch aufschließen in Natronlauge. Natronlauge wir aus Erdöl gewonnen und besteht hautpsächlich aus Kohlenstoff. Petrokoks ist ein fester Rückstand der Erdölraffination und weltweit der preisgünstigste Festbrennstoff in der Kraftwerks-und Zementverfeuerung. Der Alumminiumhersteller Aurubis verwendet ebenfalls Petrokoks. 

Der Elektro-Lichtbogenofen bei Arcelor Mittal Hamburg benötigt zur Herstellung von Reduktionsgasen 350 kWh an Strom, um eine Tonne Stahl zu produzieren. Das Reduktionsgas besteht zu 60 % aus Wasserstoff und reduziert bei rd. 800 Grad Hitze das Eisenerz zu Eisenschwamm. Dabei handelt es sich keineswegs um grünen, sondern um grauen Wasserstoff.  Um ein Kilogramm Wasserstoff herzustellen, benötigt man 9 Liter Wasser. 70 % der eingesetzten Energie gehen durch die Aufspaltung des Wassers in seine Bestandteile Wasserstoff -und Sauerstoff über die Elektrolyse wieder verloren. Das ist alles andere als nachhaltig oder preiswert.       

noch ein Wort zu den Kosten

Da wir weder eine Klimakrise haben noch eine Klimazeitbombe tickt (Wohnungsgenossenschaft von 1904 eG), sind die Nutznießer der Energiepolitik ausschließlich die Hersteller von regenerativen Energieträgeranlagen, das Handwerk, die Lobbyverbände und ihre gutbezahlten Clacquere  sowie die zahlreichen Damen und Herren Unternehmens-und Bankberater. Sie alle profitieren, da sie ausschließlich von Subventionen leben. Für die sichere Energieversorgung unseres Landes bedeutet das nichts Gutes, wie wir in zahlreichen Redaktionsbeiträgen in den letzten Jahren hinreichend belegt haben. (siehe > Archiv)  

Für die Verbraucher und Verbraucherinnen bedeutet dies ebenfalls nichts Gutes, da sie die Zeche bezahlen müssen. Zum Beispiel die Kosten für die notwendige Parellversorgung mit rd. 50 neuen Gaskraftwerken und neuen Hochspannungsleitungen. Und natürlich auch die höheren Kosten der Fernwärmeversorgung. Bis 2032 wird der Umbau der Gas-Fernleitungsnetze rd. 4,3 Mrd. Euro an Kosten verschlingen , so die Bundesnetzagentur. 

Hinzu kommt, das der Preis für Fernwärme völlig intrasparent ist. Denn anders als bei Strom oder Gas lassen sich die Kosten für Fernwärme nicht so einfach vergleichen. Das kommt den Fernwärmeversorgern sehr entgegen. Es fehlt nämlich an einer Regulierung, die verhindert, das Gewinne abgeschöpft und zur Deckung öffentlicher Haushaltslöcher verwendet werden, wie das bei einem stadteigenen Versorger denkbar ist.

Aus diesem Grunde laufen derzeit auch mehrere Musterklagen gegen diverse Fernwärmeanbieter. Auch das Bundeskartellamt hat mittlerweile ein Auge auf die Preispolitik der Fernwärmeversorger geworfen. 

Glückauf ! 

Quellenhinweise: 

Schreiben der Wohnungsbaugenossenschaft von 1904 eG an den Verfasser vom 12.02.2024; N.N.: Geschäfts-und Nachhaltigkeitsbericht 2022/2023, Wohnungsgenossenschaft von 1904 e.G.(Hrsg.), Hamburg 2023; Wirtschaftswoche vom 06.02.2024 und 13.02.2024;  Welt.de vom 24.01.2024; trimet.eu vom 26.06.2023; Nachhaltigkeitsbericht 2020, Trimet (Hrsg.) vom 31.03.2022; aktiv-online.de vom 04.09.2020; finanzmarktwelt.de vom 18.09.2023; Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie, Düsseldorf o.J., (guss.de); mdr.de. vom 07.01.2023 Weng, Matthias, Gellert, Sebastina: Bewertung der Herstellung von Eisenschwamm unter Verwendung von Wasserstoff, ArcelorMittal Hamburg, o.J. sowie RK-Redaktion vom 14.03.2024      

Fotonachweise: 

Header: stockdreams, Feistellung: Revierkohle; links darunter: Grafik: vidstdockgraphics, rechts darunter: vidstockgraphics.ai, links darunter: pixabay.com   

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