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Zeche Gneisenau: RAG Montan Immobilien verkauft letztes Betriebsgrundstück

70.000 Quadratmeter ehemaliger Betriebsfläche wurden vermarktet

Nach 35 Jahren der Stilllegung regt sich nun wieder neues Leben auf dem Betriebsgelände der ehemaligen Großzeche Gneisenau in Dortmund-Derne. Die RAG-Tochter RAG Montan-Immobilien hat die letzten 4.450 Quadratmeter Fläche verkauft. Damit wurden insgesamt 70.000 Qudratmeter Nettogesamtfläche aus dem Immobilienbestand erfolgreich vermarktet. Die 1996 gegründete Projektgesellschaft Gneisenau kann nunmehr abgewickelt werden.

Auf der Zechenbrache entlang der Gneisenauallee haben sich 34 orts-und stadtteilgebundene Gewerbebetriebe aus den Bereichen Elektrotechnik, Sanitäranlagen, Haustechnik, Maschinenbau, Kfz-Werkstatt, Garten-und Landschaftsbau, Supermärkte, Bäcker, Spar-kasse, Logistik- sowie Medienfirmen angesiedelt. Des weiteren wurden auf dem ehemaligen Sportplatz der Zeche 63 neue Doppel-, Reihen-und Einzelhäuser errichtet. Ein kleiner Naherholungspark ergänzt das Quartier.

Der beschäftigungspolitische Effekt ist allerdings mit rd. 1.200 neuen Arbeitsplätzen auf dem 60 Ha großen Gelände nur marginal. Zum Vergleich:  1974 arbeiteten auf Gneisenau 6.300 Bergleute zu anständigen Löhnen. Und die Zeche vergab an die heimische Indu-strie Aufträge in Höhe von mehreren Millionen DM pro Jahr.  

Das Gewerbegebiet auf Gneisenau ist allerdings nur ein Baustein eines umfangreichen Stadtentwicklungskonzeptes. Um den Be-völkerungsrückgang zu stoppen, will Planungsdezernent Ludger Wilde weitere 14 Mio. EUR in den Stadtteil investieren. Dazu gehört u.a. ein überarbeitetes Verkehrskonzept sowie die denkmalge-rechte Sanierung des Thomsonbockes über Schacht 2 und des Doppelbockfördergerüstes in Fachwerkbauweise über Schacht 4 sowie 16 weitere Gebäude.

Zeche Gneisenau, Schacht 4 in Dortmund-Derne um 1971, Foto: Wilhelm Hermann (s.u.), künstl. Veränderung: Revierkohle
Doppelbockfördergerüst über Schacht 4 von 1934 in Fachwerkbauweise, Foto: Wilhelm Hermann (s.U.), künstl. Veränderung: Revierkohle
Zeche Gneisenau Schacht 2 und 4 in 2020; Foto: RAG Montan-Immobilien: Veränderung: Revierkohle

Rückblick

Meilensteine auf Gneisenau

Mit der Stilllegung der Zeche und der Kokerei Gneisenau aufgrund einer Absatzkrise in den Jahren 1985 und 1989 ging die wechselvolle Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Dortmunder Norden nach 99 Jahren zu Ende.

Die Großschachtanlage entstand 1891 durch Zusammenlegung der Zechen Scharnhorst, Preußen und Courl. Mit der Übernahme des Baufeldes Victoria 3/4 entstand 1963 das Verbund-BW Gneisenau. Zu dieser Zeit war Gneisenau die größte Zeche Europas.

Die höchste Förderung wurde 1974 mit 4,2 Mio. Tonnen Kohle erbracht. Zu dieser Zeit arbeiteten auf dem Bergwerk 6.300 Bergleute. Am 4. August 1985 wurde auf Gneisenau die letzte Kohle gefördert. Dann war Schicht am Schacht.

1989 wurde die Zentralkokerei und 1990 das zecheneigene Kraftwerk stillgelegt. In den darauffolgenden Jahren sind alle Tagesanlagen bis auf einige Gebäude sowie die Fördergerüste über Schacht 2 und 4 abgerissen worden.   

Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Industriedenkmalstiftung von NRW, Foto: Industriedenkmalstiftung Dortmund

1997 sind die beiden Fördergerüste über Schacht 2 und 4 in den Besitz der Industrie-denkmalstiftung und Geschichtskultur von NRW übergegangen. Seit dem hat sich an und um die Fördergerüste herum nicht viel getan. Sowohl am Tomson-Bock des stähl-ernen Fördergerüstes über Schacht 2 als auch an dem Doppelbockfördergerüst in Fachwerkbauweise über Schacht 4 nebst den erhaltenen Zwillingsdampfförderma-schinen im linken und rechten Maschinen-haus nagt seither der Zahn der Zeit.

Zwar kümmert sich im Auftrag der Stiftung seit 2004 der Verein „Förderkreis Zechen-kultur Gneisenau e.V.“ rührend um die Pflege der Bestandsgebäude, aber eine notwendi-ge Komplettsanierung konnte weder der Verein noch die Stiftung finanziell stemm-en. 

Die Geschäftsführerin der Industriedenk-malstiftung NRW, Ursula Mehrfeld, hofft nun, dass  die Mittel im Rahmen der Städtebauförderung für die denkmal-gerechte Sanierung beider Schächte hoffentlich bald fließen werden.  

Zeche Gneisenau 1/2/4 um 1959, Foto: Wiilhelm Hermann (s.u.)

Mit der Sanierung der Fördergerüste und Gebäude soll am Zechenstandort gleich-zeitig ein zentraler Veranstaltungsort ent-stehen, um das Image des Stadtteils Derne zu verbessern.

Los gehen soll es mit der Sanierung des Tomsonbocks über Schacht 2 sowie die dazugehörende Schachtumlaufhalle. Für Bezirksbürgermeister Heinz Pasterny ist es höchste Zeit, dass es auf Gneisenau voran gehe.

Erwähnt sei noch, dass auf Gneisenau trotz der Stilllegung immer noch bergbauspezi-fische Aktivitäten stattfinden. Seit 2006 betreibt die Steag-Tochter Minegas GmbH ein Blockheizkraftwerk, welches das Gruben gas von Gneisenau nutzt und mit Hilfe von Gasmotor-Generatoren Strom in das Dort-munder Stromnetz einspeist.

Ehemalige leitende Mitarbeiter der Zeche Gneisenau haben über die Zechen Gneise-nau, Scharnhorst und Kurl ein Buch über die wirtschaftliche, soziale und technische Bedeutung der Schachtanlagen und ihrer Geschichte geschrieben. Das Buch ist unterhaltsam geschrieben undd bindet auch die ehemaligen Beschäftigten ein. Es geht um die Gefahren unter Tage, um mehr Lohn und bessere Wohnungen aber auch um die betriebliche Sozialpolitik der Harpener Bergbau AG sowie der Ruhrkohle AG. 

Das Buch kann unter der ISBN 978-3-402-24641-2 beim Aschendorff-Buchverlag zum Preis von 49,90 EUR käuflich erworben werden.

www.aschendorff-buchverlag.de

Quellenhinweise:

RAG-Montan-Immobilien, Pressemitteilung vom 04.11.2020; Nordstadtblogger.de vom 11.01.2018; Hermann, Wilhelm und Gertru-de: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflg., Königstein im Taunus 2008, S.88 sowie RK-Redaktion vom 11.11.2020

Fotonachweise:

oben links: Stadt Dortmund; Mitte: (v.l.) und links darunter: Hermann, Wilhelm und Getrude: Die alten Zechen an der Ruhr; 6. Auflg., Königstein/Taunus 2008, S.179;

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