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Verlassene Orte im Ruhrrevier

Klosterstollen Schacht 1_InPixio

Einst war der Bergbau das Herz der deutschen Wirtschaft und der Jobmotor. Anfang der 50er Jahren beschäft-  igten die damals noch zahlreichen Zechengesellschaften rd. 600.000 Mitarbeiter. Die Steinkohlenreviere er- streckten sich über das Ruhrrevier, den Niederrhein, das Saarländische und das Aachener Revier bis zum Deist- er in der Nähe von Hannover. Die meisten der rd. 150 wunderschönen alten Zechengebäude sind in den 60er und 70er Jahren dem Erdboden gleich gemacht worden. 19 Gebäude konnte Prof. Dr. Karl Ganser in seiner in den 1970er Jahren aufsehenerregenden Aktion „IBA-Emscherpark“ als Zeitzeugen einer glanzvollen Industrie- epoche dem Abrissbagger entreissen. Sie gehören heute zum Fundus der Landschaftsverbände und stehen unter Denkmalschutz. Aber es gibt auch noch Industriegebäude, die seit Jahren stillstehen und eine gespensti- sche Schönheit entfalten. Dazu gehört z.B. Schacht 1 der 1957 stillgelegten Preussag-Schachtanlage Klosterstoll- en in Barsinghausen. Im Deister unterhielt die Preussag 39 Stollen und 17 Schächte. Man mag es kaum glauben, aber in der kleinen Provinzstadt Barsinghausen waren bis 1921 zeitweite über 2.000 Bergleute angelegt ge- wesen. Schacht 2 ist heute ein Besucherbergwerk und wurde 1986 ehrenamtlich wieder aufgewältigt. Eine solche Reaktivierung haben viele der alten und vergessenen Industriegebäude und Anlagen nicht erfahren. Ihnen droht früher oder später der Abriss. Der Fotograf Peter Untermaierhofer hat in seinem wunderschönen Bildband 15 “ vergessene Orte im Ruhrgebiet“ als Beweise einer untergegangenen und erfolgreichen Zeit ab- gelichtet und zeigt die eigenartige Ästhetik des Verfalls. Da sich an den Orten keine Mernschen aufhalten, hat der Fotograf diese Orte als „Lost Areas“ richtig gekennzeichnet.

Bergwerk_Auguste_Victoria_Schacht_3_7_ inog bornemann - lostAreas.de_InPixio

Zu diesen verlassenen Orten zählt die erst zum 31.12.2016 stillgelegte Schachtanlage Auguste-Victoria in Marl. Nach über 116 Jahren Kohle-förderung wurde die Zeche aus politischen Gründen stillgelegt. Auf dem Gelände soll Log-Port, ein langweiliges Containerterminal, entstehen. Ob die Fördertürme über den Schächten 3/7 erhalten bleiben, steht noch in den Sternen. Ebenso unsicher ist es , ob das mar kante Fördergerüst über Schacht 8 in Marl-Lippramsdorf, das  in der Form eines grossen „A“, weithin sichtbar ist, erhalten werden kann.

Schacht Gerd, BW Walsum

Eine gespenstische Schönheit ent- faltet auch Schacht Gerd in Duis- burg-Homburg. Der Wetter-und Materialschacht gehörte einst zur Zeche Rheinpreußen und zuletzt zum Bergwerk Walsum, welches am 30.6.2008 stillgelegt wurde. Der 1955 errichtete Stahlfachwerk-Förd erturm über Schacht  VIII gilt als Landmarke und wurde von dem Zechenbaupionier Fritz Schupp gestaltet.

Rheinpreussen 1-2

Jahrzehntelang brüllten, pfiffen u. brummten die Maschinen und Stromumwandler auch in diesem Malakowturm von 1857 der Zeche Rheinpreußen. Der gemauerte Förderturm über Schacht 1 wurde zusammen mit Schacht 2 1963 stillgelegt. Die Gesamtanlage von Rheinpreußen wurde 1971 stillge- legt. Sowohl der Malakowturm als auch das noch bestehende Verwaltungsgebäude in Duisburg befinden sich in einem Dorn- röschenschlaf. Nur ein ehem. Werk stattgebäude wird noch genutzt. Der Parkplatz und die Fläche des abgerissenen Schachtes 2  bilden heute eine Brachfläche.

vorbei, vorbei – in Trümmern liegt die Zech, so trutziglich gefügt, kaum kündet noch ein Mauerrest, vom Wall der einst so stark und fest.   

Heinrich Kämpchen, Arbeiterdichter und Bergmann

aufgegebene RAG-Verwaltung

Ebenfalls verlassen liegt das ehem.Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Rheinpreußen 1/2 in Duisburg samt Parkplatz im Dornröschenschlaf. Sollte sich kein Investor für dieses wunderschöne Gebäude interessieren, wird es wahrscheinlich abgerissen werden.

 

 

vergessene Orte im Ruhrgebiet

Fotos: Revierkohle; AV 3/4 und Schachtgebäude Holland 4: Ingo Bornemann/LostAreas.de, wikimedia commons 

aufgebebene RAG BuH-Gleise

Phantasien und Sehnsüchte werd- en oft beim Anblick stillgelegter Bahngleise wach. Wie hier die still-gelegte Grubenbahnstrecke der ehem. RAG-BuH, die zur Schacht-anlage Rheinpreußen 4 führte und heute im Nirgendwo endet.

Der Fotograf Peter Untermaier- hofer hat in einem beeindrucken- den Bildband 15 verlassene Indu- strieorte  besucht und für die Nachwelt festgehalten. Das Be- sondere an diesem mit Texten des Historikers Dr. Thomas Parent ver- sehenen Bildbandes ist die Art der Aufnahmetechnik. Die Fotos wur- den unterschiedlich belichtet, früh Morgens aufgenommen und dann „übereinandergelegt.“ Das wirkt zunächst etwas bizarr. Aber beim zweiten draufschauen wirken die Fotos dann fast wie ein Gemälde. Für Industrie-Romantiker und Kunstästheten ist der Bildband ein echer Volltreffer.

Der Band ist im Mitteldeutschen Verlag erschienen und kostet über amazon 24,95 EUR.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeche_Holland_Schacht_4-5, ingo bornemann - lostAreas.de_InPixio

2015 wurde die alte Schachthalle unter dem Förderturm der Zeche Holland in Bochum-Wattenscheid abgerissen, weil sie vollkommen marode wahr. Besorgte Bürgerinn- en und Bürger setzen sich nun da- für ein, das wenigstens das Schachtgerüst von 1927 über Schacht 4 der 1980 stillgelegten Zeche erhalten bleibt. Die Anlage Holland 1/2 mit zwei alten Malakowtürmen aus dem Jahre 1855 konnten vor dem Abriss bewahrt werden und wurden zu einer Luxuswohnanlage umgebaut.

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