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Die erneuten Ankündigungen von Thyssen-Krupp-Steel  über den geplanten Arbeitsplatzabbau von 5000 Mitarbeitern und die beabsichtigte Verkleinerung der Stahlsparte in Duisburg senden Schockwellen durch die Belegschaft und die gesamte Region. Während das Unternehmen behauptet, dies sei eine notwendige Maßnahme im Zuge der wirtschaftlichen Umstrukturierung und der gefallenen Stahlpreise, wirft diese Nachricht ernsthafte Fragen über die soziale Verantwortung und den ethischen Umgang mit Mitarbeitern auf.

5000 Menschen, die ihre Arbeitsplätze verlieren, bedeutet nicht nur finanzielle Unsicherheit für unzählige Familien, sondern auch einen herben Schlag für das Ruhrrevier. Diese Mitarbeiter haben jahrelang ihre Hingabe und ihre Fähigkeiten dem Unternehmen gewidmet, und nun werden sie als Kollateralschaden betrachtet, während die Führungsebene nach Einsparmöglichkeiten sucht.

Die geplante Verkleinerung der Stahlsparte ist nicht nur ein Rückschlag für die Arbeiter, sondern auch für die gesamte Branche und die deutsche Wirtschaft. Die Stahlproduktion ist ein zentraler Bestandteil der industriellen Geschichte des Landes, und der Abbau von Kapazitäten wird langfristige Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Unabhängigkeit Deutschlands in diesem strategisch wichtigen Sektor haben.

Es wirft auch die Frage auf, ob Unternehmen wie Thyssen-Krupp, die seit Jahrzehnten von staatlichen Subventionen und öffentlicher Unterstützung profitiert haben, nicht eine moralische Verpflichtung gegenüber der Belegschaft und der Gesellschaft als Ganzes haben. Die Verantwortung, die diese Konzerne tragen, erstreckt sich über die bloße Gewinnmaximierung hinaus und sollte auch soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit einschließen.

Es bleibt zu hinterfragen, ob die Entscheidungen von Thyssen-Krupp wirklich die einzige Option sind oder ob sie vielmehr das Ergebnis einer mangelhaften strategischen Planung sind. Es ist an der Zeit, dass das Management des Unternehmens transparent mit den Mitarbeitern und der Öffentlichkeit kommuniziert und ernsthafte Bemühungen unternimmt, um alternative Lösungen zu finden, die den Verlust von Arbeitsplätzen und die Schrumpfung der Stahlsparte vermeiden können.

In einer Zeit, in der die Diskussion über Unternehmensverantwortung und soziale Gerechtigkeit immer lauter wird, sollte Thyssen-Krupp seine Verantwortung wahrnehmen und beweisen, dass Fortschritt und Profitabi-lität nicht auf dem Rücken derjenigen erreicht werden dürfen, die die Grundpfeiler des Unternehmens bilden – die engagierten Mitarbeiter.

HOCHOFEN SOLL ABGESCHALTET WERDEN Schwelgern 1

Die Kapazitäten am Stahlstandort Duisburg sind nach Angaben von Thyssen-Krupp nicht ausgelastet. Statt 11,5 Mio. Tonnen Stahl pro Jahr zu produzieren, werden derzeit „nur“ 9 Mio. T produziert. Daher muß ein Hochofen geschlossen werden. Im Auge hat der Vorstand den größten Hochofen in Duisburg-Schwelgern. Schwelgern 1 ist der größte Hochofen und seit 50 Jahren in Betrieb. Wenn man diesen Hochofen stilllegt, so das Kalkül, könnte auch die nachgelagerte Verarbeitung, insbesondere zwei Walzwerke, abgewickelt werden. Zusätzlich will der Vorstand die Werkslogistik sowie den werkseigenen Wachdienst outsourcen, was ebenfalls erhebliches Geld einsparen würde. 

Es droht also ein Arbeitskampf  in ähnlicher Größenordnung wie seinerzeit 1987. 100.000 Menschen kämpften gegen die Schließung der Krupp-Stahlhütte in Duisburg-Rheinhausen. Die Band Alma Ata brachte am 10.12.1987 die Gefühle der Menschen auf den Punkt als sie sangen: 

30 Jahre lang am Ofen, mit jedem Tropfen Schweiß, Du warst einer der ersten, nun sollst Du aufs Abstellgleis.“ 

Den heute noch rd. 27.000 Beschäftigten von Thyssen-Krupp wird es wahrscheinlich ähnlich wie damals wenig nützen. Auch nicht die Tatsache, das die Arbeitsplätze lt. Tarifvertrag noch bis 2026 abgesichert sind. Denn der Druck, die Kosten senken zu müssen, um einen höheren Verkaufspreis zu erlösen, ist zu groß. So groß, das man schon lange über einen Gesamtverkauf an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky nachdenkt. Die Verhandlungen laufen noch. Ende September 2024 sollen die Würfel fallen. Dabei ist Kretinsky alles andere als ein seriöser Kaufmann. Siehe >hier

Hauptverwaltung von Thyssen-Krupp in Essen, Foto: pixabay.com, Montage: Revierkohle
Hauptverwaltung der IG Metall in Frankfurt/M., Foto: pixabay.com

Und die geplante Umstellung der Stahlherstellung mit Hilfe von grünem Wasserstoff    mittels Direktreduktionsanlagen, Lichtbogenofen und Eisenschwamm vorzunehmen, (Dekarbonisierungsprojekt „tk2Steel“) wird den Stahlpreis eher weiter in die Höhe treiben. Trotz massiver Stellenstreichungen. Denn die Umstellung kostet mehrere Mrd. Euro. Und grüner Wasserstoff steht kaum  zur Verfügung. Ein Beispiel verdeutlicht diesen Irrsinn: 

Für die Direktreduktion von einem 1 kg H2 sind 33 kWh an Strom erforderlich. Bei bei der Herstellung des grünen Wasserstoffs mit Hilfe der Elektrolyse gehen 70 % der eingesetzen Energie durch Aufspaltung des Wassers in Wasser-und Sauerstoff wieder verloren. 

Auf der Basis der Industriestrompreise in 2023 von 0,26 Ct/kWh ergeben sich bei einer angenommenen mittleren Stahlproduktion im ganzen Land von rd. 42 Mio t Stahl und einem H2-Verbrauch von 54 kg je Tonne Stahl  pro Tag Energiekosten von 12,5 Euro/kg H2 x 54 kg Stahl pro Tonne = 675 Euro pro Tonne. 

Würde man dagegen weiter auf Kokskohle setzen, dann würde man für die Produktion von einer Tonne Roheisen rd. 450 kg Kokskohle benötigen. Die Tonne Koks kostet derzeit ebenfalls rd. 450 Euro/t. Bezogen auf die rd. 42 Mio t Stahl im Jahr würde die Tonne Stahl allerdings nur 237,00 Euro kosten.*) Das entspricht einem Unterschied von sage und schreibe 438,00 Euro pro Tonne. Aber selbst dieser Preis ist derzeit auf dem Weltmarkt nicht zu realisieren. Dank China.   

Um den Stahl zu wettbewerbsfähigen Preisen auf Basis von grünem Wasserstoff produzieren zu können, werden die Bürgerinnen und Bürger wahrscheinlich auf Dauer die Stahlherstellung subventionieren müssen. Die Grünen nennen das Brückenstrompreis. Dabei steht Kokskohle in ausreichender und preiswerter Menge ständig zur Verfügung. Verkehrter geht es nicht. 

Der neue Chef von Thyssen-Krupp, Angel Lopez Borrero, verfolgt nach Ansicht von Gesamt-BR-Vorsitzenden Tekin Nasikkol ein klares Ziel: Aufräumen. Koste es, was es wolle. Denn die Aktionäre verlieren langsam die Geduld und wollen Ergebnisse sehen. 

Betriebsrat und IG Metall wollen dieser einseitigen Zielverfolgung nunmehr ein Ende setzen und fordern den Vorstand auf, endlich ein Gesamtkonzept vorzulegen,  die Pläne transparent zu machen und die Mitarbeiter einzubinden.  

Quellenhinweise: 

IG-Metall-Duisburg, Information vom 21.02.2024; Tagesschau vom 22.11.2023; 1wdr.de vom 13.02.2024; waz.de vom 21.02.2024; FAZ vom 19.11.2020; Deutschlandfunk.de vom 10.12.2007; RP-Online.de vom 24.11.2012; taz.de vom 20.10.2023; Rheinische Post vom 04.12.2023; VDI-Nachrichten vom 29.02.2024; *) Eike.de vom 25.10.2023, 07.12.2023 und  27.02.2024; und RK-Redaktion vom 14.03.2024  

Fotonachweise: 

Header: vidstockgraphic, Montage: Revierkohle; links unten: Hochofen Thyssen-Krupp in Duisburg bei Nacht, Foto: pixabay.com; links darunter: pixabay.com, Montage: Revierkohle 

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