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RAG-Stiftung will sich wieder an der steag beteiligen

Der Verkauf des fünftgrößten Stromversorgers nimmt Fahrt auf. Die RAG-Stiftung will sich mit dem tschechischen Kohlekonzern EPH zusammentun, um den Kauf zu stemmen. Eigentlich muss man Rückkauf sagen, denn die steag gehörte einst zur Ruhrkohle AG. Der Verkauf wird notwendig, weil die kommunalen Eigentümer, allen voran die Stadtwerke Dortmund, Duisburg, Bochum, Essen, Oberhausen und Dinslaken in argen Finanznöten sind. 

Bezahlen will die RAG-Stiftung u.a. mit den Gewinnen aus der Evonik Industries-Beteiligung. Allerdings sieht deren Bilanz augenblicklich ebenfalls mega schlecht aus.

Mit dem Kauf der steag will die RAG-Stiftung den in Schwierigkeiten steckenden Konzern vor der Pleite bewahren. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten beruhen allerdings nicht auf Missmanagement, sondern auf einer verfehlten Energiepolitik. Verfehlt, weil die Politik glaubt, sie könnte in Zukunft im Rahmen der Energiewende auf fossile Kraftwerke verzichten. Und durch die CO2-Besteuerung wird der Versorger obendrein auch noch bestraft. 

Der zukünftige Partner kommt daher gerade zur rechten Zeit. Europas größer Kohlekonzern, die tschechische Energeticky a Prumyslovy´Holding (EPH) mit Sitz in Prag hat in 2021 einen Gewinn von 18,9 Mrd. Euro realisiert und war schon in der Vergangenheit immer dann zur Stelle, wenn es um Übernahmen bei Kraftwerken ging.

Zuletzt übernahm EPH-Eigentümer Daniel Kretinsky vom E-ON-Nachfolger Uniper das Braunkohle-Kraftwerk Schkopau in Sachsen-Anhalt bei Merseburg. 2012 kaufte EPH die Mitteldeutsche Braunkohle AG (Mibrag) und 2013 kam das Helmstedter Braunkohlerevier mit dem Kraftwerk Buschhaus dazu. 2016 übernahm EPH die Leag. 2019 bezahlte Uniper viel Geld an die EPH, damit diese das französische Kraftwerk Emile-Huchet in Saint-Avold im Department Moselle übernehmen konnte.

Auffällig ist dabei, das EPH meistens nicht direkt in Erscheinung tritt, sondern seine Beteiligungen über komplexe Firmengeflechte verschleiert. 

Milliardär Daniel Kretinsky´s Geschäftsstrategie soll darin bestehen, auf Kohle-Ausstiegsentschädigungen zu spekulieren, die vom Steuerzahler dann bezahlt werden. Ob so die spätere  Rekultivierung der ostdeutschen Braunkohle-Tagebaue gelingen wird, darf bezweifelt werden. Denn diverse Medien werfen dem Milliardär Kretinsky vor, das er eine Oligarchisierung der Gesellschaft betreibe und daher eine ernsthafte Bedrohung für die Zukunft sei. 

Diese Befürchtung kommt nicht von ungefähr. Denn EPH schickt sich an, jetzt auch die in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckende Stahl-sparte von Thyssen-Krupp in Duisburg zu übernehmen.   

EPH-Sphinx auf Einkaufstour

EPH ist dabei nicht nur Jäger und Sammler von Kohlekraftwerken und Tagebauen, sondern wildert auch in fremden Flurstücken. So ist  die EPH-Holding bereits seit  2015 Großaktionär bei der Großhandelsgruppe Metro. Auch am privaten Fernsehsender ProSieben und Sat1 ist EPH beteiligt. Ebenso an der Wiesbadener Bank Aareal. Außerdem ist der studierte und promovierte Jurist Kretinsky Mehrheitsaktionär an der Czech Media Invest, der u.a. die tschechische Bild-Zeitung gehört (Blesk)

Der neueste Coup: EPH will die einstige Siemens IT-Tochter Solutions und Services, welche an die französische Firma Atos verkauft wurde, übernehmen. Dafür will Kretinsky 100 Mio. Euro in bar bezahlen sowie Verbindlichkeiten in Höhe von 1,9 Mrd. Euro übernehmen. Darüber hinaus hat sich Kretinsky die Kontrolle über den strauchelnden französischen Einzelhändler „Casino“ mit rd. 1 Mrd. Euro gesichert. 

EPH - GESCHÄFTE MIT STEUERGELD UND KOHLE

EPH-Eigentümer und Milliardär Daniel Kretinsky

Aber Kretinsky kann offensichtlich nicht genug bekommen. Seit 2019 besitzt er 10 % der Einzelhandelskette Casino. Und seit 2022 gehören ihm 25 % des französischen Einzelhändlers Fnac Darty. In England ist er Mehrheitseigner des Postdienstleisters Royal-Mail. Außerdem hält er Anteile am Fußballclub West Ham United. Seit 2004 ist Kretinsky Miteigentümer und Präsident des Fußballclubs Sparta Prag. 

Der Oligarch Kretinksy ist nicht nur unglaublich geschäftstüchtig, sondern betreibt seine Aufkäufe und Beteiligungen mit der Absicht, seine Macht auszuweiten und Steuergelder zu kassieren. 

Inwieweit ein solcher Partner als seriös anzusehen ist, muss die RAG-Stiftung selbst entscheiden. 

Sicherlich ist die RAG-Stiftung mit einem Vermögen von 18,7 Mrd. Euro kein Kleingewicht, für Kretinsky aber wohl eher ein Leichtgewicht. 

Glückauf !  

 

Quellenhinweise: 

RAG-Stiftung, Pressemitteilung 2023; Handelsblatt vom 21.06.2023 und 15.08.2023; Welt vom 08.12.2020; Radioessen.de vom 16.08.2023; taz.de vom 19.08.2023; Wirtschaftswoche vom 01.08.2023; Rheinische Post-online.de vom 16.08.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.10.2023

Fotonachweise: 

Header: Montage: Revierkohle; rechts darunter: getstockly; links darunter: Kretinsky-Youtube-Screenshot, Freistellung: Revierkohle; links darunter: Kohlekraftwerk: getstockly 

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