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Stromausfall nach AKW-Abschaltung möglich ?

Nach dem am 31.12.2021 die Atomkraftwerke Grundremmingen, Grohnde und Brokdorf aufgrund der Energiewendepolitik der Bundesregierung vom Netz gingen, kündigte Frankreich und Italien den Bau von neuen Atomkraft-werken an. Diese Länder haben begriffen, dass Wind-und Solaranlagen keine sichere Energie zur Verfügung stellen können.

Die Bundesregierung scheint das wenig zu bekümmern. Sollte sie aber. Denn mit der Abschaltung der drei Atomkraftwerke gehen 4.198 MW-Leistung vom Netz ( Grundremmingen= 1288 MW; Grohnde=1430 MW und Brokdorf= 1480 MW). Um diese nunmehr fehlende Leistung zu ersetzen, müßten umgehend fast 1000 neue Windkraftanlagen  a 5 MW errichtet werden. Dann wäre der Strom aber volativ und die Energiedichte erheblich niedriger. 

Die Folgen könnten für uns alle dramatisch werden. Und das nicht nur durch partielle Stromabschaltungen, die bei energieintensiven Betrieben schon heute laufend vorgenommen werden, sondern durch einen flächendeckenden Blackout. Daher warnt schon seit einiger Zeit das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe vor einem solchen Blackout und hat entsprechende Verhaltensempfehlungen herausgebracht (siehe unten) 

Und das ist keine Panikmache. Denn schon zweimal stand Deutschland kurz vor einem Total-Blackout. Um 13.04 h kam es in Österreich am 8.1.2021 zu einem starken Frequenzabfall infolge eines Kraftwerksausfalls in Rumänien. Der österreichische Stromversorger EVN rief die dritte Warnstufe (von 4) aus. In letzter Minute konnte eine Kettenreaktion im europäischen Verbundnetz ab gewendet werden.

Der zweite Stromausfall ereignete sich in Teilen von Spanien, Portugal und Frankreich. Ein Löschflugzeug hatte seine Ladung irrtümlich direkt über eine 400 Kv-Höchstspannungsleitung an der französisch-spanischen Grenze ab-gelassen und damit einen Kurzschluss ausgelöst. Rund 2 Mio. Menschen standen daraufhin im Dunklen. Wäre der Stromausfall nicht innerhalb von 2 Stunden durch Wiederherstellung der Synchronisation mit dem europäischen Verbundnetz beseitigt worden, hätte es einen Kaskadeneffekt mit einem flächendeckenden Blackout gegeben.

Insgesamt haben sich die Störungen im europäischen Stromnetz durch den Zubau von Windkraftanlagen verzigfacht. über 7000 Redispatch-Maßnahmen (händische Noteingriffe) verdeutlichen die Gefahr. Auch darüber haben wir bereits mehrfach berichtet. (siehe >hier und > hier)

Kerzen im Dunklen

Blackout-Gefahr ist höher als jede andere Gefahr

Das sagen nicht wir, sondern der Chef des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Wolfram Geier. Ohne Strom kein Licht, keine Wärme, keine Toilette, kein Telefon, keine Züge, keine Straßenbahnen, keine Supermarktkassen, keine Aufzüge und keine Operationen. Ab drei Tagen aufwärts würde das zu katastrophalen Zuständen führen. Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal in 2021 ist da nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen.

Schuld daran ist die schwankende Auslastung des Stromnetzes durch regenerative Energieträger bei gleichzeitiger Abschaltung von Atom-und Kohlekraftwerken, die bisher ein Garant für eine stabile Grundlast waren.

Denn die  Kraftwerke sorgen bisher sowohl für die unabdingbar not-wendige 50-Hertz-Wechselspannung im Netz sowie für den Ausgleich bei Wind-und Sonnenflaute. Der Lastgang für die Monate September und  November 2021 verdeutlicht das sehr drastisch. (siehe unten) Die braun hinterlegte Fläche stellt den tatsächlichen Bedarf dar. Die über den ganzen Monat bestehenden Deckungslücken wurde zuverlässig von den Kraft-werken geschlossen.  

Ins gleiche Horn wie das BBK bläst auch das Büro für Technik-folgenabschätzung beim Deutschen Bundestag. Die Folgenanalysen haben gezeigt, so das Büro, dass bereits nach wenigen Tagen die flächendeckende Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sichergestellt werden kann. Die öffentliche Sicherheit wäre gefährdet, da der Staat seiner Schutzpflicht für Leib und Leben nicht mehr gerecht werden könnte.

Skeptiker befürchten, dass das europäische Stromnetz (43 Unternehmen aus 36 Ländern hatten sich 1998 zusammengeschlossen) mit dem weiteren Ausbau des Ökostroms an Stabilität verlieren könnte. Gerhard Scharphüser, Vizepräsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik meint, dass durch die zunehmende Digitalisierung der Energienetze eine größere Angriffsfläche nicht nur für Hacker geschaffen wird.

Bis 1998 wurde der Strom von wenigen Großkraftwerken bezogen. Diese wurden dort gebaut, wo viele Menschen Strom brauchten. Heute  kommt der Strom aus vielen Quellen. Windkraftanlagen entstehen dort, wo viel Windaufkommen herrscht. (theoretisch zumindestens) Es muß also viel mehr Energie transportiert und umgewandelt werden.

Dezentrale Photovoltaik und Biogasanlagen speisen ebenfalls Strom in das Netz ein. Daher braucht man ein sehr feingranulares Steuerungs-system. Smart-Grid und Smart-Metering sollen dies ermöglichen. Der Ausbau geht aber nur schleppend voran. Genau so wie der Bau neuer HGÜ-Gleichstromleitungen für den Windkraftstrom sowie den Bau neuer Umspannwerke.

Daher schwadroniert die Politik in letzter Zeit immer öfter von Spitzen-glättung, um bei Netzstabilitätsproblemen eine sofortige Abschaltung vornehmen zu können. Auch Lieferengpässe aufgrund gestiegener Preise und Geschäftsaufgabe von Energieversorgern könnten solche „Spitzen-glättungen“ künftig erforderlich machen. In England soll dies ab Frühjahr 2022 der Normalfall werden.

Die Bundesnetzagentur dagegen neigt eher zur Verharmlosung und spielt die Gefahr herunter wenn sie ausführt, das in Deutschland in 2020 im Schnitt nur 10,73 Minuten bei jedem Haushalt und bei jedem Unternehm-en der Strom ausfiel. Für Haushalte mag das unproblematisch sein, für Rechenzentren und Produktionsmittelbetriebe ist das aber bereits eine Katastrophe.

unsere Buchempfehlungen

In diesem Winter kann sich Deutschland auch nicht auf den Atomstrom aus Frankreich ver-lassen, da vier französische Kernkraftwerke wegen Wartungsarbeiten bis April 2022 still stehen. Dadurch fehlen im europäischen Strom-netz weitere 6000 Megwatt an Kraftwerks-leistung.

Wir könnnen nur hoffen, das der Winter so mild bleibt wie Anfang Jan. 2022. Und wegen des bestehenden Usbekistan-Konflikts dürfte wahr-scheinlich auch die neue Gaspipeline Nord-Stream 2 vorläufig nicht in Betrieb gehen.

Wegen den explodierenden Gas-und Strompreis-en an den Energiebörsen wurden Billigdiscount-er wie Grünwelt, Gas.de, Neckermann Strom und Stromio bereits vom Markt gefegt. Aber Gott sei Dank kann man sich auch ohne Strom ein leckeres Süppchen kochen, sagt jedenfalls das Bundesamt für Bevölkerungschutz u. Katastrophenhilfe in der o.g. Broschüre. (zum Preis von 9,99 EUR hier bestellbar )

Und Gott sei Dank gibt es noch die Reserve-kraftwerksverordnung. Diese sorgt dafür, dass bereits abgemeldete Kraftwerke im Stand-by-Modus weiterhin „Gewehr bei Fuß“ stehen. Und das wohl auch über das Jahr 2030 hinaus.

Die verheerenden Folgen der Corona-Pandemie, die jüngsten Flutkatastrophen und die insbe-sondere in Australien und Nordamerika tobend-en flächendeckenden Waldbrände haben in den vergangenen Jahren zu einem geschärften Bewusstsein für die besondere Fragi­lität und wachsende Verletzbarkeit der spätmodernen Gesellschaft geführt.

Können populäre Filme und aktuelle Fernseh-serien dabei helfen, kreative und innovative Antworten auf die vielfältigen und wachsenden Katastrophen- und Krisenpotentiale der spät-modernen Gesellschaft zu finden? Was können Individuen und Politik aus filmischen Kunst-formen für die Bewältigung von Pandemien, Sturzfluten und Waldbränden, flächendecken-den Stromausfällen und Cyber­terrorismus lernen?

Denis Newiak von der TU Cottbus-Senftenberg (Brandenburg) zeigt das Potential filmischer Science-Fiction-Werke zur Bewältigung real-weltlicher Krisen- und Katastrophenpotentiale in seinem neuen Taschenbuch auf. Zu beziehen zum Preis von 15,00 EUR über Amazon. (hier)

Quellenhinweise:

Berliner-Zeitung vom 11.11.2021; Focus.de vom 31.12.2021; Hanert, Norman: Europa droht in diesem Winter eine Energiekrise, in: Eike.de vom 04.01.2022; Stromausfall.info vom 24.7.2021; Focus.de vom 29.6.2021 und 15.11.2021; Tagesschau.de vom 26.12.2021; (AKW-Stilllegungen) und 23.11.2021, 8.08 h( droht der Winter-Blackout?); planet-wissen.de vom 26.09.2019, 16.00 h sowie RK-Redaktion vom 14.01.2022

Fotonachweise: 

Header: pixabay.com; darunter (Mitte): Kerze im Dunklen: pixabay.com ; Lastgang-Statistiken: Rolf Schuster, , links darunter: BBK; daneben: 5 vor 12: Gerd Altmann, pixabay.com, Notfallkiste: BBK; rechts daneben: Denis Newiak bzw. Schüren-Verlag

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