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RAG: Haus Aden 2 soll niedergelegt werden

dafür entsteht ein neues Grubenwasserhebewerk

Grubenwasserzeche Haus Aden 2 in Bergkamen, Luftbild: RAG Montan Immobilien

Obschon die Schachtanlage Haus Aden in Bergkamen bereits Ende 2000 die Förderung einstellte, wurden die Schächte 1 und 2 noch als Wetter-und Materialschächte des Bergwerks Ost (Heinrich-Robert) bis zur Stilllegung von Heinrich-Robert am 30.09.2010 weit-er genutzt. Schacht 1 wurde 2005 gesprengt. 

Schacht 2 wurde und wird weiter als Grubenwasserzeche genutzt. Die letzte Grubenfahrt zur Wartung der untertägigen Kreiselpumpen in 1000 Meter Teufe wurde am 26.09.2019 verfahren. An diesem Tag befuhr die Grubenwehr ein letztes Mal die untertägige Strecke. 60 Bergleute fuhren bis dahin weiter auf Haus Aden regelmäßig ein.

Der Schacht wird nunmehr bis auf 730 Meter teilverfüllt und um den Schachttrumen herum mit Hüllrohren versehen . In diese werden ab 2022 12 Meter hohe Hängepumpen das Grubenwasser herauf-pumpen. Jedes Jahr werden auf Haus Aden 2 rd. 100 Mio. Kubikmeter Grubenwasser gehoben. Haus Aden wird als Neben-anlage das Grubenwasser ab 2030 zum Grubenwasserstandort Lohberg nach Dinslaken weiterleiten.  

nach der Stillegung im Jahre 2000 standen die Fördertürme Haus Aden 1/2 noch friedlich vereint nebeneinander am Datteln-Hamm-Kanal: Foto: Eberhard Kamm, wikimedia commons
bis dannn im Jahre 2005 das Fördergerüst gesprengt wurde. Foto: RAG

Förderbescheid liegt bereits vor

Derweil kann es den Verantwortlichen bei der RAG und der Stadt offensichtlich nicht schnell genug gehen, um Fakten zu schaffen.

So hat der Rat der Stadt Bergkamen bereits am 19.02.2020 in einer Sitzung dem Bau eines Grubenwasserhebewerks zugestimmt. Die RAG hat den Abriss des Fördergerüstes von Haus Aden 2 beantragt.

Seit Oktober 2020 liegt der Förderbescheid für das als „nationales Städtebauprojekt“ bezeichnete Hebewerk vor. Mit der Anerkennung als nationaler Städtebau ist ein Zuschuss von 1,45 Mio. EUR ver-bunden. Die Stadt Bergkamen wird den Bau mit 722.000 EUR eben-falls bezuschussen. Die RAG braucht auf diese Weise nur die Kosten für die Pumpen und die Gebäudeummantelung tragen. Für die Verschönerung des Gebäudes soll bis 2021 ein Archtitektur-wettbewerb stattfinden. Somit werden Kosten von rd. 2,7 Mio. EUR anfallen. Das Grubenwasserhebewerk soll im Jahre 2024 in Betrieb gehen.

Das nennen wir einen sauberen Deal.

 

Nach den Vorstellungen der RAG soll das aus dem Jahre 1975 stammende markante Fördergerüst abgerissen werden. An seiner Stelle soll ein funktionales 25 Meter hohes Grubenwasserhebe-werk entstehen.

Nach Ansicht der RAG kann der Förderturm nicht stehenbleiben, da die hohen Gewichte des Pumpwerks sowie die 500 Tonnen Rohre die Statik des Förderturms beeinträchtigen würde. Auch ist die Fläche unter dem Fördergerüst für das geplante Hebewerk zu klein. Eine Versetzung des Förderschachtes, wie es zahlreiche ehemalige Bergleute fordern, sei aus finanziellen Gründen nicht machbar.

Zwar hat die Stadt Bergkamen gefordert, dass das neue Gruben-wasserhebewerk architektonisch so gestaltet werden muß, dass es einerseits an die Bergbaugeschichte von Haus Aden erinnern soll und andererseits sich der modernen sog. „Wasserstadt“ auf dem ehemaligen Zechengelände am Rande des Datteln-Hamm-Kanals malerisch anpassen muß. Ob dieses Ansinnen Zustimmung erfahren wird, bleibt abzuwarten. 

Auf dem ehemaligen Bergwerksgelände sollen ab 2020  300 neue Familienhäuser der gehobenen Klasse mit eigenem Bootsstieg und schleusenfreier Zufahrt zum Datteln-Hamm-Kanal errichtet werden. Ein Wellness-Hotel soll die „Erinnerung“ an den Bergbau ergänzen. 2027 soll die Wasserstadt dann den Mittelpunkt einer Gartenschau bilden. Zukünftig wird diese Hochwertigkeit noch durch das warme Grubenwasser von Haus Aden 2 im Rahmen eines Pilotprojektes abgerundet. Dann sollen die Gebäude mit geothermischer Energie nachhaltig versorgt werden.

Das empfinden viele Bergleute als empörend. Sie sind der Ansicht, dass der Bau eines neuen Hebewerks keine ausreichende Würdi-gung ihres mühevollen Schaffens für die Stadt und das Land sei. Unterstützt werden sie in ihrer Forderung nach Erhalt des Förder-turms mittlerweile auch von der SPD in Bergkamen. 

Wir sind der Ansicht, dass die Bergleute nicht unrecht haben. Geschichtshistorisch betrachtet eignet sich ein funktionales, 25 Meter hohes Hebewerk, genau so wenig als Landmarke wie die neu entstandene Wasserstadt.

Das Ziel, ein identifikationsstiftendes Ersatz-Bauwerk schaffen zu wollen, welches als städtebauliche Landmarke in die Analen der Stadtgeschichte von Bergkamen eingehen wird, ist genau so illusorisch wie die Annahme, dass mit dem Gebäude eine Brücke zwischen dem alten Bergwerk und dem Zeitgeist der erneubaren Energien geschlagen werden kann. Schon der Ausdruck „erneuerbare Energien“ geht an der Sache vorbei. Ohne fossile Energieträger könnte nicht eine einzige Windkraftanlage gebaut werden. Und zuverlässig wie die Kohle sind diese Anlagen ebenfalls nicht.  

GESCHICHTE

Geschichte von Haus Aden

Die Abteufarbeiten zu Schacht 2 begannen 1938 und zu Schacht 1  1939. Der Name der Schachtanlage Haus Aden verweist auf die Gemarkungen Ober-und Niederaden. Sie wurde nahe am Datteln-Hamm-Kanal gebaut, um die Kohlenverladung per Schiff preisgünstig und schnell zu ermöglichen. 1955 wurde Schacht 3 als Wetterschacht niedergebracht. 1965 förderten rd. 2350 Bergleute bereits 1, 33 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr. 1970 erfolgte der Anschluss der Schachtanlage Grimberg 3/4. Die Förderung stieg auf 2,99 Mio.Tonnen Kohle pro Jahr an. Das Bergwerk beschäftigte zu dieser Zeit 4.260 Mitarbeiter. Das Grubenfeld hatte nach einem weiteren Aufschluss zu den Feldern Victoria und Kurl eine Größe von 80 Quadratkilometern unter Tage.

1993 wurde das Bergwerk Haus Aden mit dem Bergwerk Monopol zusammengelegt. In diesem Jahr förderten 4.782 Mitarbeiter rd. 3,2 Mio. Tonnen Kohle pro Jahr.

1994 wurde das BW Monopol stillgelegt.

Die Förderung auf Haus Aden/Monopol wurde im Jahre 1998 eingestellt. Haus Aden wurde mit dem  Bergwerk Heinrich-Robert zum Verbundbergwerk Ost zusammengelegt. Die Kohle wurde seitdem nur noch auf Heinrich-Robert zu Tage gefördert. 

Das Bergwerk Ost wurde am 30.09.2010 stillgelegt.

Die Tagesanlagen von Haus Aden wurden bis auf Schacht 2 alle abgerissen. Schacht 1 wurde 2005 gesprengt.

Auf dem ehemaligen Betriebsgelände ist die sog. Wasserstadt Bergkamen entstanden.   

Bereits 1999 äußerten sich die Bergleute Wandel (von links), Petzhold, Fittinghoff, Tolkemit und Merzanizt besorgt über ihre Zukunft auf Haus Aden/Monopol gegenüber Revierkohle. Das Jahrbuch ist leider vergriffen.

Wer sich für die wundervolle  Geschichte der Zechen Monopol und Haus Aden weitergehend interessiert, den möchten wir auf das Buch von Norbert Meier verweisen. Das Buch kann im örtlichen Buchhandel unter der ISBN-Nr. 978-3-00-063166-5, im Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund und auf der Zeche Zollverein in Essen zum Preis von 29,95 EUR käuflich erworben.

Das Buch wurde von unserem Mitglied, dem Förderverein Bergbauhisto-rischer Stätten Ruhrrevier e.V. herausgegeben. 

Meinungen zum geplanten Abriss von Haus Aden 2

Trotz des geplanten Abrisses des Fördergerüstes Haus Aden 2 in Bergkamen kämpfen etliche ehemalige Bergleute um den Erhalt des Förderturms als Landmarke. Sie wollen kein  Grubenwasserhebewerk, welches architektonisch irgendwie an die ehemalige Zeche erinnern soll. Vielmehr plädieren sie für eine Versetzung bzw. für eine Drehung des Fördergerüstes, so dass das neue Grubenwasserhebewerk daneben stehen würde. Die RAG hält das für nicht bezahl-bar.    

Volker Wagner

Vors. IGBCE Oberaden

„Der geplante Abriss von Haus Aden 2 ist keine gute Idee, sondern vielmehr ein Schlag ins Gesicht“

Bernd Müller

ehem. Bergmann

„Eine Stadt begräbt seine Bergbaugeschichte. Warum begräbt man die Bergleute, die ein Teil von Haus Aden waren, nicht gleich mit ?“

Wolfgang Speicher

ehem. Bergmann

„Schämt Ihr Euch denn gar nicht? Generationen von Kumpels haben sich für Euch krumm gemacht. Zuerst wurde Haus Aden 1 still und leise abgerissen und nun auch noch Haus Aden 2. Den allerletzten Rest dieser einzigartigen Anlage. Was wäre Bergkamen ohne den Bergbau? Doch das wird schnell vergessen.  

geplanter Abriss: Ende 2020

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Quellenhinweise:

Sitzungsprotokoll des Rates der Stadt Bergkamen vom 19.02.2020 (61 reu-na, Beschlussvorlage vom 26.08.2020 , gez. Dr. Ing. Peters); Westfalen Anzeiger vom 13.02.20 und 19.09.2020; RAG-Presse-mitteilung vom 26.10.2020; Hellweger An-zeiger vom 01.11.2020; Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflg., Königstein im Taunus 2008, s. 138 sowie RK-Redaktion vom 10.11. 2020

Headerfoto: RAG, Montage und Gemälde-zeichnung: Revierkohle; unten links: Volker Wagner: IGBCE Ortsgruppe Oberaden, Fotos daneben: Symbolfotos, fotolia-Kauf und pixabay.com

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