Ein stiller und verrosteter Zeuge vergangener Tage erhebt sich majestätisch über die weite landwirtschaftliche Fläche von Ascheberg. Eine 2,5 Tonnen schwere Krone, ein Symbol der Hoffnung, des Wandels und der Erinnerung, thront nun stolz auf dem verwaisten Schacht Radbod 6. Im Rahmen des Projekts „Die Strecke“ im Hammer Stadtteil Bockum-Hövel wurde diese eindrucksvolle Metamorphose vollzogen, und damit ein neues Kapitel in der Geschichte dieses Ortes aufgeschlagen. Über das Projekt berichteten wir bereits in 2023 ausführlich > hier
Die Geschichte von Schacht Radbod 6 ist eine Geschichte des Wandels, des Aufstiegs und des Niedergangs der ehemaligen Zeche Radbod in Bockum-Hövel. Einst ein pulsierendes Zentrum der Bergbauaktivitäten. Die Zeche wurde am 31.1.1990 stillgelegt.
Allerdings nicht Radbod 6. Der Schacht war noch bis 2012 in Betrieb und diente der Gruben-wasserhaltung. Außerdem wurde in 1.350 Meter Teufe eine Strecke mit Füllort aufgefahren, um in Vorleistung für den damals geplanten Neubau einer Zeche mit dem klangvollen Namen „Donar 1/2“ zu gehen. Aus diesem Plan wurde leider nichts. Der Schacht wurde 2013 dann endgültig verfüllt. Die neue Zeche hätte für rd. 25 Jahre Steinkohle fördern können. Über 200 Mio. Tonnen Steinkohle lagern unter Ascheberg unverritzt. Eine Reserve, die vielleicht noch eines Tages dringend benötigt wird.
Die Aufsetzung einer Krone auf das Teufgerüst des Schachtes ist so gesehen mehr als nur eine symbolische Geste. Sie ist ein Akt der Wertschätzung gegenüber der Vergangenheit, ein Zeichen des Respekts vor denjenigen, die hier einst arbeiteten, und ein Versprechen an kommende Generationen, die Geschichte ihres Landes zu bewahren.
Doch diese Krone ist nicht nur ein Denkmal für die Vergangenheit, sondern auch ein Symbol für die Zukunft. Sie steht für den Wandel, die Transformation und die unerschütterliche Hoffnung, die in jedem neuen Anfang liegt. Sie erinnert uns daran, dass aus den Ruinen der Vergangenheit etwas Neues, etwas Schönes entstehen kann, wenn wir nur den Mut haben, uns dem Wandel zu öffnen. Und dieser Wandel könnte auch Kohleverflüssigung oder Vergasung beinhalten.
DIE KÜNSTELRIN
Neben der Grubenwehr war bei der Installation der 2,5 Tonnen schweren Krone auch die Künstlerin Nuray Cetinkaya zugegen. Auch benachbarte Landwirte halfen beim hochhieven mit Hilfe von Seilwinden auf das 60 Meter hohe Fördergerüst. Bei sechs Metern Durchmesser und einer drei Meter hohen Spitze kein leichtes unterfangen. Die Künstlerin verlieh ihrem Werk den Namen „Schach(t)matt.“ In vielerlei Hinsicht ein gelungener und auch zutreffender Namen, wie wir finden. Am 25. Mai 2024 wird die Einweihung unter dem Motto “ die pinke Nacht am Radbodschacht“ im Rahmen des Dauerprojekts „Die Strecke“ gefeiert.
Das Bergwerk Radbod
Die ersten Mutungsbohrungen wurden im Jahre 1900 in Bockum-Hövel durchgeführt. Im Jahre 1904 wurde man fündig und das Bergregal für die Felder Hövel 1 und Bochum 1 vom kaiserlichen Oberbergamt verliehen. Radbod 1 ging 1905 in Betrieb. Der Name der Zeche geht auf den Herzog Radbod der Friese zurück. Im gleichen Jahre wurde auch Schacht 2 abgeteuft, der 1906 in Betrieb ging.
1908 ereignete sich auf Radbod eine schwere Schlagwetterexplosion, bei der 349 Bergleute den Tod fanden. An dieses furchtbare Grubenunglück erinnert heute noch eine Denkmal in Hamm-Bockum. 1910 und 1911 wurden die Schächte 3 und 4 abgeteuft. Auch danach ereigneten sich auf Radbod noch etliche weitere Grubenunglücke. Der erste Spatenstich für Schacht 6 in Ascheberg-Herbern erfolge im Spätsommer 1986. Mit dem Abteufen von Schacht 7 begann man 1987. Dieser Schacht blieb aber unvollendet, weil sich die wirtschaftlichen Bedingungen für den Steinkohlenbergbau erheblich verschlechtert hatten. Die Fördermengen mußten gesenkt werden.
Die höchste Fördermenge erbrachte das Bergwerk Radbod im Jahre 1990 mit 1,31 Mio. Tonnen bester Fettkohle. Diese wurde von 1.681 Beschäftigten gefördert. Die Zeche wurde am 31.01.1990 stillgelegt. Danach wurden die Schächte 1,2,3,4 und 5 verfüllt.
Erhalten geblieben sind Fördergerüste über den Schächten 1,2 und 5. Sie stehen heute unter Denkmalschutz.
Glückauf !
Quellenhinweise:
Hermann, Gertrude und Wilhelm: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflage, Königstein im Taunus 2008, S. 250; RAG-Pressemitteilung vom 12.04.2024; lippewelle.de vom 18.04.2024, imago-imageges.de o.J.; RAG-Pressemitteilunng vom 12.04.2024 sowie RK-Redaktion vom 14.05.2024
Fotonachweise:
Header: Illustration: Revierkohle, Schachtkrone: RAG; links darunter: RAG; darunter: RAG; darunter: RAG