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RADBOD-STRECKE UNTER TAGE ALS KUNSTOBJEKT

Bergwerk Radbod aus der Luft. Luftbild von 1976; Quelle: Wilehlm und Gertrud Hermann, a.a.O., S. 250

Wer hätte das gedacht. Seit 1990 steht das Bergwerk Radbod in Hamm-Bockum-Hövel still. Erhalten geblieben sind die Schächte 1/2/5 mit ihren markanten Fördertürmen nebst Masschinenhallen. Sie stehen unter Denkmalschutz und gehören heute der Industriedenkmalstiftung des Landes NRW.  

Und seit Einstellung der Grubenwasserhaltung auf Radbod 6 und 7 im Jahre 2013, breitete sich auch an diesen Standorten langsam der Mantel des Vergessens aus. 

Dachten wir. Aber da lagen wir erfreulicher Weise völlig daneben. Den Künstlerinnen und Künstlern von Hamm und Umgebung sowie dem Verein zur Förderung des Martin-Luther-Viertels in Hamm ist es zu verdanken, das sie die Hammer Bevölkerung aufgerüttelt und diese mit einer 5 km langen Kunstaktion daran erinnert haben, das sie erstens dem Bergbau alles zu verdanken haben und zweitens, das die Bergbauobjekte genau so eine große Aufmerksamkeit beanspruchen dürfen, wie das auch gemeinhin römische Ausgrabungsobjekte für sich reklamieren. 

Das haben sich die Hammer Bürgerinnen und Bürger offensichtlich nicht zweimal sagen lassen. Denn die Zeche Radbod muß in einem Atemzug genannt werden, wenn es um die Heimatliebe geht. Das sehen die meisten Einwohner wohl so ähnlich. Denn sie kamen in Scharen. 

Meet The Advanced

EIN BAUWERK WIRD AUS DER VERSENKUNG GEHOLT

Der Verein zur Förderung des Martin-Luther-Viertels in Hamm plante bereits in 2021  ein rd. 5 km langes überidisches Kunstwerk zu realisieren, welches unter dem Titel „DIE STRECKE“  zahlreiche Besucherinnen und Besucher am 3.6.2023 anlockten sollte.  Die Rechnung ging auf. Viele Besucherinnen und Besucher nahmen an der Veranstaltung lebhaften Anteil. Da zeigte sich auch der RAG-Chef Peter Schrimpf als gebürtiger Hammer Bürger tief beeindruckt. Erneut versprach er, die Region nicht im Stich lassen zu wollen. Aber man hatte sich auch ordentlich ins Zeug gelegt, damit es ein erfolgreiches Fest werden konnte. 

Dafür standen 120 Organisationen wie Vereine, Firmen und zahlreiche Künsterlinnen und Künstler Pate. An 13 Orten entlang der noch heute bestehenden untertägigen Strecke zwischen dem Schacht Radbod 6 und den Schächten Radbod 1/2/5  konnten zahlreiche interaktive Installationen und Kunstwerke bestaunt werden. Markiert wurde die Strecke mit lila Bändern, Aufstellern und Fähnchen. 

Mit der Aktion sollte die Verbundenheit mit dem Bergbau und der Dank ihm gegenüber für den wirtschaftlichen Wohlstand in der Region zum Ausdruck gebracht werden. 

Niederbringung von Radbod 6 in Ascheberg. Der 1.350 Meter tiefe Schacht wurde im August 1986 geteuft. Foto: RAG
Radbod 6 wurde 2013 standfest verfüllt. Die Untertagestrecke blieb vollständig erhalten. Foto: RAG-Montan-Immobilien

DIE BERGBAU-ZUKUNFT LAG UND LIEGT IN ASCHEBERG

Der damalige Werksleiter der Zeche Radbod, Dr. Patzke, erläuterte am 16.06.1989 im Ausschuss für Grubensicherheit im Landtag von NRW die Ausbaupläne im Bereich des Feldes Donar und skizzierte den Fortschritt der Schachtabteufung auf Radbod 6 an der Nordicker Str. in Ascheberg bei Münster. Radbod 6 wurde im August 1986 abgeteuft und erreichte eine Ausziehlänge von 1.350 m Teufe. 

Donar 1/2 war zunächst als Anschlussbergwerk des Bergwerks Radbod vorgesehen. Daraus wurde aber nichts. Dann wurde das Bergwerk Heinrich-Robert in Hamm-Pelkum (BW Ost) als Anschlußbergwerk auserkoren. 

Schacht Radbod 6 wurde mit Schacht Radbod 5 des Bergwerks Radbod durch einen 5 km langen Querschlag miteinander verbunden. Am Schacht 6 investierte die RAG rd. 6,5 Mio. Euro für das Planungsverfahren, für die Auffahrung einer Strecke sowie für den Bau eines Füllortes.   

Planungsskizze Donar 1-2- DSK-RAG
zum vergrössen bitte wischen !
Planungsskizze Donar 1-2- DSK-RAG

Plaungsprojekt Donar 1/2 der RAG aus dem Jahre 2005

Empfehlung

Wer die unter Denkmalschutz stehenden Radbod-Schächte 1/2/5 in Hamm einmal besuchen möchte, findet diese „An den Fördertürmen 4 in 59075 Hamm.“ 

Über die Telefonnummer 02381-599626 erreichen Sie auch das Kulturrevier Radbod, das Sie gerne über laufende  Veranstaltungen informiert. 

Ebenso der Förderverein des Martin-Luther-Viertels in Hamm, den Sie über die Internetadresse > hier erreichen. 

Man ging davon aus, dass die Stahlpreise weiter steigen werden und gleichzeitig auch der Bedarf nach hochwertiger Kokskohle. Die Voraussetzungen für den Bau einer neuen Zeche waren äußerst vielversprechend. 

Schließlich lagern im Anschlußfeld Donar in Ascheberg bei Münster rd. 100 Mio. Tonnen unverritzter Stdeinkohle in flacher Lagerung. Gleichzeitig ist das Abbaufeld weitgehend frei von tektonischen Störungen und es wohnt auf der überirdischen Landfläche so gut wie kein Mensch. Also konnten auch schädigendende Bergsenkungen vernachlässigt werden. Das Preis-Leistungsverhältnis für den Absatz stimmte ebenfalls. 

Die Zeche sollte 2015 in Betrieb gehen und für rund 20 Jahre rd. 2000 Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bieten. Hinzu wären noch Millionenaufträge an die örtliche Wirtschaft vergeben worden. 

Aber leider kam es anders. Seit Einführung des EEG und der medienwirksam aufbereiteten CO2-Diskussion auf allen Kanälen machte die Kohle plötzlich zum Hauptschuldigen für die angebliche Klimakrise. Wir haben allerdings schon von Anbeginn argumentiert, das wir keine Klima-, sondern eine Geisteskrise haben. 

Anders kann man das mittlerweile nicht mehr anders bezeichnen, was da unter dem Vorwand der Klimarettung für ein Blödsinn  täglich verbreitet wird. 

Und so verwundert es nicht, das das Ende der Steinkohlefinanzierung 1989 politisch auf EU-Ebene beschlossen wurde. Die Auslaufinanzierung wurde nur deshalb noch bis 2018 gewährt, weil sich die RAG verpflichten mußte, alle Bergwerke bis Ende 2018 stillzulegen. Was dann auch geschah. Hätte man sich auf diese politische Erpressung nicht eingelassen, wären die Zechenbelegschaften nicht sozialverträglich, sondern abrupt abgebaut worden. Daran war man in NRW nicht interessiert. Das war der einzige Trost. 

Sollte die Versorgungssicherheit durch den weiteren Ausbau von regenerativen Energieträgern sowie den flächendeckenden Ausbau von Wärmepumpen und Ladestationen weiter bedroht sein, könnte man im Ernstfall das Feld Donar 1/2 immer noch erschließen. 

Allerdings, so im Falle eines Krieges oder bei Lieferschwierigkeiten für Flüssiggas, wäre das auf die Schnelle jedoch nicht zu machen. Die Vorlaufzeit würde mindestens 5 Jahre betragen. Und woher man dann die qualifizierten Bergleute hernehmen soll, steht in den Sternen. Unsere Jungs wären dann auf jeden Fall schon zu alt für eine Reaktivierung. 

Glückauf ! 

Quellenhinweise: RAG-Pressemitteilung vom 17.05.2023; Martin-Luther-Viertel-Hamm.de vom 02.05.2023; N.N: sichere Energie für den Industriestandort Deutschland: das Projekt Donar, Deutsche Steinkohle AG (DSK, Hrsg.), Herne 2005; N.N.: unser Betrieb, Deilmann-Haniel-Werkszeitschrift Nr. 52 vom 01.08.1989; Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, 6. Auflg, Königstein im Taunus 2008, S. 250 sowie RK-Redaktion vom 14.06.20223

Fotonachweise: 

Header: Hintergrundfoto: Wilhelm und Gertrude Hermann, a.a.O. S. 250; Vordergrund: Untertage-Querschlag: RAG; Illustration: Revierkohle; links darunter: Wilhelm und Gertrude Hermann, a.a.O. S. 250: Einfärbung: Revierkohle;  Mitte: Radbod 1/2/5: Revierkohle; Montage: Revierkohle; links und rechts darunter: RAG   

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