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Nachbergbau: FH Georg Agricola entwickelt Wassermanagement im Ruhrrevier weiter

Polderflächen sollen besser auf Starkregenfälle und Dürreperioden vorbereitet werden

Im Hertener Süden, an der Grenze zu Gelsenkirchen und nahe der Autobahn A2 befindet sich der Ewaldsee. Dieser wurde im Zuge des Ausbaus der A2 1935 künstlich angelegt. Er diente der nahe gelegenen und 2000 stillgelegten Zeche Ewald als Kühlwasser-reservoir für die zahlreichen Maschin-en über und unter Tage. Gleichzeitig bildete er für die Berg-leute und ihren Familien ein beliebter Ausflugsort. Denn man kann den See im Rundgang durch eine üppige Vegetation und dichtem Baumbestand erkunden. 

Heute ist der Ewaldsee samt mächtiger Buchen, naturnahen Eichen-Birken-Wäldern, zahlreicher Graureiher , Kormorane,  Wasser vögeln und Pflanzenarten ein Naturschutzgebiet.   

Über den ehemaligen Bahndamm der Grubenanschlussbahn (RAG-BuH) gelangt man zum Emscherbruch. Der Name erinnert daran, dass dieses Waldgebiet bis zur Eindeichung der Emscher (ehem. Industrieabwasserkanal) zum Über-schwemmungsgebiet der Emscher gehörte. Durch den Berg-bau haben sich zahlreiche Bergsenkungsgewässer ausge-bildet.

Wobei wir damit beim Thema wären.

NRW

Land unter das Leben auf Pumpen

Schon im Mittelalter wurde im Ruhrgebiet Kohle abgebaut. Rund 14.800 Schachtanlagen sind seitdem gebaut und wieder abgerissen worden.

Unter dem Revier befinden sich zahlreiche Strecken und Strebe. Dieses große Tunnelsystem wird von Fachleuten auf mehrere Tausend Kilometer Länge geschätzt. Genaue Zahlen liegen allerdings nicht vor, da der Altbergbau in keinem Aufriss verzeichnet wurde. Da viele Tunnel also schon sehr alt sind, sind sie nicht mehr stabil. Das führt dazu, dass der Untergrund (das Liegende) ständig in Bewegung ist.

Durch den modernen Tiefbergbau hat sich darüber hinaus die Erde zwischen dem Niederrhein und Hamm großflächig um bis zu 25 Meter abgesenkt. Das gleiche trifft auch für die Region am Flußverlauf der Emscher zu. Die Folge: die Gewässer in den tiefergelegten Bereichen können nicht mehr frei abfließen und müssen daher künstlich entwässert werden, damit sich das Wasser nicht in Seen und Flüssen staut. 

Wenn der Abwasserkanal nicht mehrfach angehoben worden wäre, würde das Wasser längst rückwärts fließen.

Um Überschwemmungen  zu verhindern, wurde 1899 die Emschergenossenschaft gegründet, da das Grundwasser auch bei Erdsenkungen sein Niveau behält. Deshalb hat die RAG zusammen mit den Wasserverbänden zahlreiche Polder gebaut, um das Wasser in den Senken abzupumpen. Rund 600 Pumpstationen pumpen das Wasser über ein komplexes Rohrleitungsystem in die Emscher.

Die Senken sind durch alte Stollen entstanden. Diese brechen im Laufe der Zeit nach und nach durch den Gebirgsdruck ein. Die Erde sackt nach und Übertage entstehen dann die sog. Muldensättel.

Bei  extremen Regenfällen können die Pumpen bis zu 42.000 Liter Wasser aus den Nebenläufen und Abwasserkanälen in die Emscher pumpen.

Für die Kosten i.H.v. rd. 55 Mio. Euro pro Jahr kommt die RAG-Stiftung auf. Hinzu kommen die Kosten der Grubenwasser-haltung i.H.v. rd. 200 Mio. Euro pro Jahr. 

In dem neuen MUSE-Projekt des Forschungszentrums Nachberg-bau an der technischen Fachhochschule Georg Agricola in Bochum (THGA), welches im Jahre 2015 gegründet wurde, wird daher der Frage nachgegangen, wie das Wassermanagement im Ruhrrevier noch nachhaltiger gestaltet werden könnte. Dabei hat man nicht nur die An-wohner im Auge, sondern auch die Landwirte und Forstbe-sitzer. Das MUSE-Projekt ist ein Umweltmonitoring, dass auch dazu beitragen soll, den Umgang mit Starkregen und Dürreperioden zu verbessern. 

Das MUSE-Projekt wird bis 2024 von der RAG-Stiftung gefördert.  

Quellenhinweise:

Emscher-Lippe-Verband, eglv.de; RAG.de (Ewigkeitsaufgaben/ Pold-ermaßnahmen), Essen 2021; Forschungszentrum Nachbergbau, in: thga.de vom 05.08.2021; MuSE-Projekt: Multisensor-Geomonitoring zur Optimierung der nachbergbaulichen Wasserhaltung, in: FH Georg Agricola, Bochum o.J., fzn.thga.de o.J.; ARD vom 28.02.2010 (Land unter); WDR 4 vom 01.08.2021 (Spaziergang Ewaldsee)  sowie RK-Redaktion vom 05.10.2021

Fotonachweise:

Header: Ewaldsee: Stahlkocher, GNU, CC-BY-SA.3.0 wikimedia commons; Desgin: Revierkohle; links darunter: Bergwerk Ewald, Rudolf Koncet; rechts darunter: Pumpbetrieb: Wilfried Jacobi; links darunter: Polderbau auf dem Gelände der ehem. Zeche Nordstern in Gelsenkirchen-Horst: RAG; rechts daneben: Polderbauanlage (Ein-und Auslassbau): wikimedia commons, CC BY-SA.3.0  

Die Forscher Prof. Dr. Peter Goerke-Mallet, Prof. Dr. Tobias Rudolph, Dr. Xiaoxuan Yin und Dr. Bodo Bernsdorf vom Forschungszentrum Nachbergbau an der THGA gehen dabei verschiedenen Fragen wissenschaftlich und praxisnah nach.

So interessieren diese sich z.B. für die Frage, wie eine veränderte Polderwasserhaltung so optimiert werden kann, damit man das Wasser besser nutzen kann. Aber auch im Hinblick auf längere Dürreperioden interessieren sich die Forscher für die Klärung der Frage, wie man insgesamt eine optimalere Bewässerungsplanung initieren kann. So könnte z.B. eine Erhöhung der Grundwasser-stände dazu führen, dass die Dürreschäden in der Land-und Forstwirtschaft im Sommer minimiert werden.

Das Zentrum arbeitet dabei mit hochmoderner Technik wie den Einsatz von Drohnen, Satellitendaten, Sensortechniken und 4D-Modellen.

Aus den Auswertungen ergibt sich die Beantwortung der Fragen und somit können die Experten auch brauchbare Empfehlungen zukünftig für die Land-, Forst-und Wasser-wirtschaft aussprechen.

In lockerer Reihenfolge wollen wir Sie in Zukunft über diesen Forschungsgegenstand daher öfters informieren.    

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