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Kinofilm: wir waren Kumpel

berührend und authentisch

Das Ruhrgebiet – ein Ort, der nicht nur für seine industrielle Bedeutung, sondern auch für die außergewöhnliche Kameradschaft seiner Bergleute bekannt ist. Der Kinofilm „Wir Waren Kumpel“ nimmt das Publikum mit auf eine emotionale Reise in diese Welt, die von Solidarität, Herausforderungen und dem unaufhaltsamen Wandel geprägt ist.

Der Film, der das Leben der Bergleute vor und nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Jahr 2018 einfühlsam nachzeichnet, fängt die Atmosphäre des Ruhrgebiets in all seinen Facetten ein. Von den düsteren Tiefen der Bergwerke bis zu den lebendigen Gemeinschaften an der Oberfläche – „Wir Waren Kumpel“ wirft einen tiefen Blick auf das Erbe und die Zukunft dieser Region.

Eine der bemerkenswertesten Aspekte des Films ist seine Fähigkeit, die menschliche Seite dieser Geschichte hervorzuheben. Durch persönliche Geschichten und intime Einblicke in das Leben der Bergleute werden die Zuschauer auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitgenommen. Man fühlt die Kameradschaft, den Stolz und die Entschlossenheit dieser Männer und Frauen, selbst in den schwierigsten Zeiten standhaft zu bleiben.

Darüber hinaus gelingt es dem Film, die Herausforderungen und Veränderungen, mit denen das Ruhrgebiet konfrontiert ist, auf einfühlsame Weise zu reflektieren. Die Umstellung von einer auf Kohle basierenden Wirtschaft auf neue Industrien wird ebenso berührt wie die Auswirkungen auf die Gemeinschaften, die vom Bergbau abhängig waren. Doch trotz der Ungewissheit und der Schwierigkeiten strahlt der Film auch Hoffnung aus – Hoffnung auf eine neue Zukunft, die auf Innovation und Zusammenhalt aufbaut.

Die visuelle Gestaltung von „Wir Waren Kumpel“ ist ebenso beeindruckend wie ergreifend. Die Aufnahmen der rauchenden Schornsteine, der endlosen Förderbänder und der malerischen Landschaft des Ruhrgebiets fangen die Essenz dieser Region perfekt ein. Die Regiearbeit ermöglicht es dem Publikum, sich vollständig in die Welt der Bergleute einzutauchen und ihre Erfahrungen hautnah mitzuerleben.

Insgesamt ist „Wir Waren Kumpel“ ein bewegendes und unvergessliches Porträt einer Gemeinschaft, die durch harte Arbeit, Opferbereitschaft und Zusammenhalt geprägt ist. Der Film erinnert uns daran, dass es inmitten des Wandels und der Herausforderungen wichtig ist, unsere Wurzeln nicht zu vergessen und zusammenzuhalten. Es ist ein Tribut an die Bergleute des Ruhrgebiets und an ihre unermüdliche Hingabe, die diese Region zu dem gemacht hat, was sie heute ist.

energiepolitische Wirklichkeit wird ausgeblendet

Während im Film auch der Abriss der letzten beiden Zechen Prosper-Haniel in Bottrop und Anthrazit Ibbenbüren in Ibbenbüren thematisiert wird, beschäftigt die Regisseure Christian Koch und Jonas Matuschek vor allem die Frage, wie die Bergleute mit dem Verlust Ihrer Arbeit nach 2018 umgegangen sind. Und hier wird es richtig spannend. Denn die Film-Creaw lässt die Bergleute nicht nur zu Wort kommen, sondern beobachtet auch ihren ganz konkreten Alltag. Die einen grübeln immer noch, ein anderer wurde Schulbusfahrer, eine Frau wechselte in den Salzbergbau und wieder ein anderer gibt jetzt Sprachunterricht für andere Kinder. Hier gewinnt der Film an Tiefe. 

Die meisten ehemaligen Bergleute bemühen sich, nach vorne zu schauen. Was der Film leider komplett ausblendet, ist der seit 50 Jahren tobende strukturelle Wandel des Reviers, der bis heute ohne eine echte Perspektive geblieben ist. 

Anstatt das die Regisseure daraus Lehren ziehen und Anregungen geben, wie solch ein Strukturbruch in den ostddeutschen Braunkohlerevieren zu vermeiden ist, schweigt der Film dazu. 

Ebenso schweigt der Film zu der Tatsache, das es eine Zukunft ohne preiswerte und jederzeit verfügbare Kohle und deren Derivate Öl und Gas nicht geben kann. Denn Energie muß sekundengenau und preiswert zur Verfügung stehen, wenn die Industrie sie braucht. 

Und genau das dürfte im Zuge des Ausbaus regenerativer Energien in Zukunft immer schwieriger werden. Denn Öko-Strom ist volativ, weil Wind und Sonne nicht immer zur Verfügung stehen. Und Großspeicher gibt es auch nicht. Und preiswert ist Öko-Strom schon gar nicht, weil dieser von allen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern seit 2000 durchgehend hoch subventiontiert wird.  

Und dann wäre da noch die Prozesswärme, die z. B. die petro-chemische Indudstrie ständig benötigt. Diese Wärme können nur Kraftwerke liefern. 

Außerdem ist die Herstellung von Autos, Häusern, Windkraftanlagen sowie die Produktion von Kies, Eisen, Beton Schotter etc. ohne Kohlekraftwerke nicht möglich. 

Mit anderen Worten: Bergbau ist nicht nur Tradition, Gemeinschaft und Folklore, sondern eine Notwendigkeit. Auch in Zukunft. Diesen Ausblick hätte der Film geben müssen, um ein Umdenken in der Gesellschaft anzustoßen, anstatt die Protagonisten zum Schluß des Films mit einem Wohnmobil ans Meer fahren zu lassen.  

Quellenhinweise: 

rbb-online.de vom 28.02.2024; kino-zeit.de vom 29.02.2023; Süddeutsche Zeitung vom 28.02.2024; Berlin.de vom 29.02.2024; vorwaerts.de vom 01.03.2024; 3sat.de vom 28.02.2024 sowie RK-Redaktion vom 15.03.2024 

Fotonachweise: 

oben links: Filmplakat: focal; links darunter. (beide): pixabay.com  

 

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neuer Kinofilm über die ehemaligen Bergleute
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