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Ikea: Öko-Strom ab September 2021

100 % Öko-Strom aus Wind und Sonne firmiert unter dem Namen Strömma. Hömma, wirklich ?

Das allseits bekannte schwedische Möbelhaus mit dem schönen Slogan “ Lebst du schon oder schraubst Du noch?“ (oder so ähnlich) hat schon seit einigen Jahren erkannt, dass man mit Öko-Strom nicht nur sein holzkritisch schlechtes Image aufpolieren,  sondern auch noch Geld verdienen kann. So verkauft der Konzern erfolgreich eigene Solarpanele.

Und weil man bis 2035 „klimaneutral“ sein möchte, will Ikea seine Elektrogeräte, Lampen und Soundsysteme auch mit dem dazuge-hörenden Strom vermarkten. Und der angeblich 100 % tige Öko-strom aus Wind und Sonne hat auch schon einen Namen: Strömma. Allerdings soll dieser zunächst nur in der Region Stockholm angeboten werden.

Wir haben uns das einmal näher angeschaut.

Der Öko-Strom soll über die Ikea-Partnerfirma Svea Solar bezogen werden. Svea Solar wiederum bezieht den Strom aus dem nordischen Stromnetzwerk Nord Pool. Und da verliert sich auch schon die Ökospur.

Denn Nord Pool hat als sog. nominierter Strommarktbe-treiber in erster Linie die Aufgabe, Netzkapazitäten im Über-tragungsnetz mit den kurzfristigen Handelsgeschäften im täglichen und untertägigen Markt in 15 Ländern zu verbinden und so eine effiziente Nutzung der Netzinfrastruktur zu gewährleisten.

Mit anderen Worten: bei Nord Pool handelt es sich um eine euro-päische Strombörse (wie die EEX in Deutschland). Seit dem 2.7.2019 wurde auch der Day-Ahead-Auktionsmarkt für den täglich-en Stromhandel in Zentral-und Westeuropa geöffnet.

Bei dem sog. Day-Ahead-Markt handelt es sich um den Handel von Strom für den folgenden Tag, der an der EPEX Spot in Paris , an der EXAA in Wien oder im OTC-Handel  über außerbörslich ausge-handelte Verträge stattfindet. Und das ist selbstverständlich kein reiner Ökostrom. Denn es geht an der Energiebörse in erster Linie um zuverlässig lieferbaren Strom für den nächsten Tag. Also nix Ökostrom und so.

Lampen von Ikea, Foto: Thomasz Mikolajczyk, pixapay.com

jetzt auch hinter der Birne erleuchtet

Und an dieser Stelle fängt auch bei Ikea ( wie allen anderen Öko-Strom-anbietern) die Verbrauchertäusch-ung an. Denn der Fake-Strom darf als 100 % Öko-Strom deklariert werden, wenn Svea Solar „bilanziert-en“, also rein rechnerisch eingekauft-en Wind-und Solarstrom per sog. Herkunftsnachweis anbietet. Das ist gesetzlich legalisiert. 

Natürlich ist das eine Mogelpack-ung, denn der Strom kommt nach wie vor immer vom nächstgeleg-enen Kohlekraftwerk. Es sei denn, der Verbraucher hat eine eigene Leitung zu den Wasserkraftwerken nach Norwegen oder eine eigene Windkraftanlage.

Und es ist auch völlig wurscht, ob der Ver-braucher glaubt, dass er demnächst auch von Ikea reinen Öko-Strom erhält. Denn dieser zahlt den Ökostrom auch dann, wenn er nur konventionellen Strom bezieht. Dafür sorgt das EEG mit 6,5 Ct. pro kWh. (= 20 % des Strompreises!). Ansonsten wäre der konventionelle Strom erheblich preiswerter. 

Durch den werblichen Anstrich von Strom in grün, blau  und grau wird kein Beitrag zur beabsichtigten Energiewende geleistet, weil  insge-samt immer genau so viel Strom eingespeist werden muß, wie dieser sekundengenau nachgefragt wird.   
 
Ikea in Polen, Foto: Konrad Krajewski, pixabay.com

Quellennachweise:

Verbraucherzentrale.de vom 17.06.2021 ( ist ein Tarif mit Ökostrom und Ökogas überhaupt sinnvoll ?); Next-Kraftwerke.de ( was ist Ökostrom ?) Stern.de vom 18.08.2021; efahrer.chip.de (Möbelhaus Ikea wildert bei Ökostrom-Anbietern) vom 26.08.2021; nordpoolgroup.com sowie RK-Redaktion vom 01.09.2021

Hedaer-Fotonachweis:

Elch-Illustration: Richard Duijnstee, pixabay.com, Ikea-Gebäude: Mastrminda, pixabay.com

Mit dem beabsichtigten Label “ Strömma“ will Ikea in Zukunft die Käufer und Käuferinnen glauben machen, dass  sie durch den Kauf ihres Ökostroms einen zusätzlichen Umweltnutzen stiften.

Für diese Gutmenschen mag das Label glaubhaft genug sein. Aber ob der zusätzliche Umweltnutzen tatsächlich und wie eintritt, bleibt offen. Ebenso auch die Beantwortung der Frage, ob durch die ganze C02-Absenkungsarie überhaupt dem Klima und vor allem der Wirtschaft gedient ist. Wir stellen das schon seit Einführung des EEG in Frage. 

Glauben Sie wirklich, das Label-Garantien, z.B. einen Cent des Ökostromerlöses in den Ausbau für weitere völlig ineffziente Windkraftanlagen zu stecken, tatsächlich geeignet sind, um die C02-Emissionen auf Null herunter zu fahren oder gar „das Klima zu retten ?“ Wir jedenfalls glauben das nicht. Zumal Label auch nicht gleich Label ist, da keine verbindlichen Standards existieren. Dies hatten wir bereits in einem anderen Redakationsbeitrag deutlich gemacht. ( siehe > hier )  

Betrachten Sie es deshalb als das, was es ist: ein lukratives Geschäftsmodell, sonst nichts. Gesünder und nachhaltiger ist daran auch nichts. Auf die furnierten Pressplatten von Ikea gelegentlich zu verzichten, ist möglicherweise dagegen schon eher ein echter Umweltschutzbeitrag.   

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