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Deutsches Wirtschaftsinstitut setzt auf Strommangelwirtschaft

allerdings unter fragwürdigen Prämissen

Rien ne a plus ?

Die Wirtschaftsforscher des DIW und mit ihm die unvermeidliche Ökonomin Claudia Kemfert (  den meisten sicherlich aus fast allen Talkshows und Nachrichtensendungen bekannt) gehen in einer neuen Studie zu den Auswirkungen der Energiewendepolitik davon aus, dass es in Zukunft nicht nur zu einer Strommangelwirtschaft, sondern auch zu einer erheblichen Reduzierung von Autos kommen wird. Gebäude könnten im Winter nicht mehr zuverlässig beheizt werden. Und fast schon genüsslich schiebt der DIW hinterher, dass auch ein Teil der Industrie ins Ausland verlagert wird. Nun könnte man das als eine Angst-Prognose von vielen abtun oder ernst nehmen und aufs Fahrrad     

Wir wollen weder aufs Fahrrad komplett umsteigen noch auf Autos verzichten, halten die These von der Strommangelwirtschaft aber für durchaus berechtigt. Das haben wir bereits in mehreren Beiträgen deutlich gemacht. (siehe Archiv)

Denn wenn man weiterhin das Ziel verfolgt, sämtliche Kraftwerke bis 2038 abzustellen und vollständig auf erneuerbare Energien wie Wind und Sonne setzt, um angeblich klimaneutral zu werden, dann ist die sekundengenaue Stromversorgung in der Tat nicht mehr möglich, weil Wind-und Sonnenstrom nicht speicherbar ist und nicht bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden kann. Und ob der Neubau von fossilen Gaskraftwerken diese Schwankungen preiswert ausgleichen kann, ist mehr als fraglich. 

Und wie die Grünen fordert auch der DIW Verzicht auf allen Ebenen. Wie das mit der Wachstumsphilosophie der deutschen Unt-ernehmen in Übereinstimmung gebracht werden kann, sagt der DIW nicht. Auch war uns bisher nicht bekannt, dass die Wirt-schaftsverbände Wachstumsverzicht nun-mehr für einen gangbaren Weg in eine „klimagerechte“ Zukunft für möglich halten.

In dem DIW-Bericht ist logisch nicht  nachvollziehbar, wie man einerseits 75 % des derzeitigen Energieverbrauchs einspar-en will und gleichzeitig die  vollständige  Elektrifizierung der gesamten Volkswirt-schaft mit Öko-Strom für möglich hält.

Auch ist nicht plausibel nachvollziehbar, wie man die Stromnachfrage unter diesen Bedingungen von derzeit 544,9 Terrawatt-stunden laut Statista für 2020 bis 2045 halbieren möchte.

Schon die vollständige Elektrifizierung des Verkehrs würde den Bau von rd. 20 neuen Kraftwerken erforderlich machen, um den benötigten Strom für rd. 40 Mio zuge-lassener PKW´s bereitstellen zu können. Denn die Leute wollen ihr E-Auto ja nicht erst dann mit Strom betanken, wenn der Wind ausnahmsweise mal bedarfsgerecht zur Verfügung steht.

Allerdings – und da ist der DIW ehrlich – ist das auch gar nicht einberechnet worden, weil es ja per se nicht mehr so viele Autos geben wird. (?) Und wenn der Strom aus Windkraftanlagen nicht ausreicht, dann muß eben die Nachfrage verschoben werden. Das gleiche gilt auch für die Industrie. Zwangspause heißt also das neue Mantra.

das integrierte DIW-Szenario

Auf der Grundlage eines sog. Positionspapiers des Umweltverbandes BUND hat der DIW ein integriertes Energie-Szenario beschrieben, wie sich der Energieverbrauch reduzieren lässt, um die Kimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Wir stellen die Skills ausschnittsweise dar. (bitte Reiter anklicken)

Die Experten vom DIW halten die Vollversorgung mit 100 % Öko-Strom im Bereich Energie-und Wärmeversorgung sowie im Verkehrsbereich unter zwei Prämissen für möglich. Im ersten Fall geht man davon aus, dass es keine Netzengpässe geben wird. Im zweiten Fall geht man von einem starken dezentralen Netzausbau sowie einem starken Ausbau von Wind-und Photovoltaikanlagen aus. 

Im Falle eines weiteren Ausbaus geht man davon aus, dass bis 2045 260 bisw 300 GW an installierter Photovoltaik-Leistung bereitgestellt werden kann, der Ausbau der Windkraft auf rd. 200 GW und die Wasserstoffproduktion auf rd. 120 Gigawatt an installierter Leistung hochgefahren werden kann.

Für eine 100 prozentige Energieversorgung aus regenerativen Energieträgern im Strom-Wärme-und Verkehrssektor werden nach Angaben des DIW bis 2035 rd. 1000 Terrawatt gegenüber 500 TW in 2018 an Strom benötigt. Bei einem Netzausbau würde sich der gesamte Energiebedarf auf rd. 2600 TW halbieren. Das sind Widersprüche, die aus unserer Sicht nicht verstehbar sind. 

Um auch die stündliche Vollversorgung mit 100 % Öko-Strom sicherzustellen, hält der DIW die Einbindung des Stromnetzes in das Verbundnetz mit den Nachbarländern für notwendig, um auch Zeitpunkte mit der niedrigsten Einspeisung (z.B. im Winter und bei wenig Wind) „integriert“ anbieten zu können. Falls in den Nachbarländern zufällig auch nur niedrigste Einspeisungen möglich sind, soll man Batteriespeicher und Wasserstoff-turbinen einsetzen oder ggf. durch Importe ergänzen, so der DIW. Batterien  könne man ebenfalls als Puffer nutzen. 

Lastgang Juli 2021 - Entso-E
Lastgang Juli 2021 - Grafik: Rolf Schuster, Quelle: Entso-E
Lastgang Juli 2021 - Entso-E

Quellenhinweise:

Deutsches Institut für Wirtschaft Berlin e.v.( DIW): 100 % erneuerbare Energien für Deutschland: Koordinierte Ausbauplanung notwendig (Hrsg.), DIW-Wochenbericht vom 26.07.2021; PV-Magazine.de vom 21.07.2021; tichyseinblick.de vom 26.07.2021; ECOreporter.de vom 26.07.2021 sowie RK-Redaktion vom 10.08.2021

Fotonachweise:

Header: Fahrrad: Elementor Pro; links darunter: (DIW): Revierkohle-Grafik , links darunter: WKA-Malerei: Revierkohle ; links darunter: Rolf Schuster, vernunftkraft.de;

Das das Ganze mit der heißen Nadel kurz vor der Bundestagswahl im Sept. gestrickt wurde und nicht so ganz mit der Realität übereinstimmt, merkt der/die geneigte Leser/in, wenn man sich die Lastgangverteilungen der einzelnen Monate einmal genauer ansieht.

Wie Sie z.B. dem Lastgang aus Juli 2021 entnehmen können, lag der Bedarf im Schnitt bei rd. 68 MW pro Tag. Nur am 31.7.2021  konnte das Angebot an Sonnenstrom den Bedarf decken. Wind-strom konnte den Bedarf an keinem einzigen Tag decken. Und im Winter ist die Öko-Stromerzeugung aufgrund von Dunkelflauten noch erheblich niedriger. Können Sie bei Entso-E nachlesen.

Die Lücke zwischen den blauen und den gelben Kurvenspitzen wurde statt dessen zuverlässig von den ungeliebten Kraftwerken ausgeglichen. Sie brauchen also nicht viel Phantasie, um sich auszumalen, wohin es führt, wenn diese Deckungslücke nicht mehr durch Grundlastkraftwerke gedeckt wird.

Und der Hammer kommt zum Schluß. Allen Ernstes schlägt das DIW vor, das Industrieland Deutschland möge sich bitteschön bis 2045 mit 610 Terrawatt an bereitstellbarer Energie zufrieden geben. Zum Vergleich: in 2018 lag die Gesamt-Energienachfrage (Strom, Wärme, Haustechnik, Transport) bei 2.489 TWh. Die Nettostrom-erzeugung betrug davon 544 TWh.

Sollte die Politik sich von derartigen Szenarien und Studien weiter leiten lassen, wird diese nicht umhin kommen zu entscheiden, ob sie nun den Individualverkehr, den Sozialstaat oder die Industrie abschaffen soll.

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