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Chinamining: Chinas Bergleute malochen immer mehr

kohleproduktion steigt um 19 prozent

Während Deutschland bis 2050 klimaneutral werden will und glaubt, seinen Strom-und Wärmebedarf zukünftig ausschließlich über regene-rative Energieträger sicherstellen zu können, hat China seine Kohle-produktion in 2021 um 19 % gesteigert. Mit 3,84 Mrd. T geförderter Kohle pro Jahr ist China damit die Nummer zwei in der Welt. 

Weil das Land über keine ausreichenden Öl-und Gasvorkommen verfügt, dafür aber über riesige Kohlenflöze in der inneren Mongolei, verheizt China rd. 50 % der weltweit erreichbaren Lagerstätten. Wegen des Wirt-schaftswachstums sollen in den nächsten Jahren weitere große Kohle-kraftwerke gebaut werden.

Und auch unter Tage soll der 5 G-Standard Einzug halten in den Gruben. In der Kohleprovinz Shanxi soll der chinesische Telekommunikations-riese HUAWEI ein Innovationslabor für den digitalen Bergbau eröffnen. 220 IT-Experten und Bergbau-Ingenieure sollen eine kabellose Vernetz-ung aufbauen.

Die Digitalisierung soll die fahrerlose Steuerung von Fahrzeugen aus einem Kontrollraum ermöglichen. Kameras sollen sich selbst reinigen und Bilder in Echtzeit zur Grubenleitwarte senden. Das Grubengaswarn-system soll ebenfalls digitalisiert werden.

Und schließlich sollen alle Gruben in Shanxi miteinander so vernetzt werden, dass eine 24-stündige Kontrolle aller Betriebsabläufe über ein Hauptnetzwerk in einer Zentrale möglich wird. Geht es nach HUAWEI-Gründer Ren Zhengfei, könnten dann die Mitabeiter in den Gruben um 10 bis 20 % pro Schicht reduziert werden. Der Rest sitzt mit Anzug und Krawatte im klimatisierten Kontrollraum.

  • Smog
  • Silikose
  • Wasserverunreinigung
  • schlechte Bezahlung
  • zahlreiche Grubenunglücke
Kohleverladung auf einer chinesischen Halde, Foto: pixabay.com

die Kumpels sind trotzdem arm dran

Denn von den beschriebenen Automatisierungungsmaßnahmen werden die meisten Kumpels in der inneren Mongolei nicht viel bemerken. Dort leben die Bergleute immer noch sehr gefährlich.

2020 gab es nach Angaben der National Mine Safety Administration in Chinas Zechen 434 Grubenunglücke. 573 Bergleute verloren dabei ihr Leben. Tausende von Bergleuten erkranken jedes Jahr an Staublunge (Silikose).

Und in den chinesischen Provinzen Shaanxi, Shanxi und Beijing wabert täglich eine atemraubende schwarze Suppe in der Luft, die mit Schwer-metallpartikeln gesättigt ist. Die Feinstaubkonzentration in der Berg-bauregion Beijeng überschritt an manchen Tagen in 2021 die Marke von 500 Mikrogramm pro Kubikmeter. 50 mal mehr als die Weltgesundheits-organisation als Höchstwert erlaubt. So schlimm war der Smog nicht mal im Ruhrgebiet in den 60er und 70er Jahren.

Hinzu kommen die zahlreichen Erdtrichter und gigantischen Löcher, die der illegale private Bergbau hinterläßt. Sowohl staatliche als auch private Minenbetreiber verklappen ihre Grubenabwässer ungeklärt in die Flüsse oder verbringen diese mit Hilfe von Tanklastwagen in die Wüste Gobi.

Laut Greenpace-Angaben werden jedes Jahr in den chinesischen Berg-werken rd. 10 Mrd. Kubikmeter Wasser benötigt. Und das in einer Gegend, die schon lange unter großer Dürre leidet und daher immer weiter versteppt.

Das ist im Übrigen auch kein neues Thema. Schon in 2000 haben wir uns in einer Sonderausgabe zum Thema „Billigimportkohle ist nicht billig“ ausführlich  dazu geäußert und den Preis der Wettbewerbsfähig-keit beschrieben. Hätten unser deutschen Kumpels unter diesen Bedingungen arbeiten müssen, wäre die Deutsche Steinkohle ein welt-weiter Verkaufsschlager geworden. Allerdings ebenfalls zu Lasten der Bergleute und der Umwelt. Das wollte Niemand. 

  • Keep Scrolling Down

Bergleute bergen ihre Kumpels nach einem Grubenunglück in Sichean, Buntsiftzeichung: Revierkohle, Originalfoto: Youtube-Screenshot

Das Chinas Kohlegruben zu den gefährlichsten der Welt zählen, belegen die Unglückszahlen. So kam es Anfang 2021 zu einer Explosion in einer Goldmine. Elf Bergleute konnten gerettet werden. Am 11.4.2021 kam es zu einem Wassereinbruch auf der 1.200 Meter Sohle in einem Bergwerk im Nordwesten von Xinjiang. 21 Bergleute wurden eingeschlossen. 8 Bergleute konnten gerettet werden. In einem zur Schließung anstehenden Bergwerk kam es am 6.12.2020 zu einem Grubenunglück. 23 Bergleute starben. Die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Allein in 2021 starben 573 Bergleute in den 28.000 Kohlebetrieben. Viele davon in den rd. 24.000 illegalen und kleinen Gruben. Dort ist die Mechanisierung noch nicht vorangeschritten. Sicher-heitstrainings und Bewetterung gibt es keine und die Schulbildung ist niedrig.

Bei rund 300 Mio. Arbeitslosen in China zählt ein Menschenleben eben halt wenig. Von frei atmen und frei denken ganz zu schweigen. 

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

BLACK GOLD AND CHINA Fotografien von Lu Guang

In einer beeindruckenden Sonderschau zeigt das Deutsche Bergbau-Museum in Bochum bis zu 17.4.2022 Fotografien von Lu Guang, der sich mit den Arbeits-und Lebensbedingungen sowie der Umwelt-zerstörung in chinesischen Kohlerevieren beschäftigt hat. Seine Foto-grafien legen ein beredtes Zeugnis von den erschütternden Arbeits-bedingungen und der Luftverschmutzung in der Provinz Hebei ab. 100 Schwarz-weiß-Fotos machte Lu Guang unter nicht ganz einfachen Bedingungen. Dafür erhielt Guang viele internationale Fotografie-preise. Zur Ausstellung ist auch o.g. Buch mit 160 Seiten erschienen, welches im DBM erworben werden kann.

Quellenhinweise:

DBM vom 10.12.2021; Blach, Bernhard: Billigimportkohle ist nicht billig – der Preis der Wettbewerbsfähigkeit am Beispiel, Südafrika, Rußland, China, Kolumbien und Polen, Revierkohle (Hrsg.), Hamburg 2000, S. 11 f; Redaktionsnetzwerk Deutschland (rnd.de) vom 06.12.2020; Der Spiegel vom 24.01.2021; Tagesspiegel vom 11.04.2021; Stern vom 29.11.2004; gtai.de vom 23.07.2021 ( Chinas Bergbau wird digital); Hanig, Florian: In der Grauzone, GEO.de o.J. sowie RK-Redaktion vom 14.03.2022 

Fotonachweis:

Header: pixabay.com, Veränderung: Revierkohle

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