Areclor Mitall und Energy GH 2 steigen aus
Was haben wir uns in den letzten Jahren die Hände wundgeschrieben und den Mund fusselig geredet. Immer wieder haben wir das grüne Wasserstoffprojekt der Bundesregierung kritisiert und hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt. (siehe hier > und hier > und hier >Auch hatten wir zum Thema grüner Stahl eine Podcast-Sendung produziert (siehe > hier) Niemand kann uns also vorwerfen, wir hätten uns nicht gründlich genug mit dem Thema auseinandergesetzt.
Das wir mit unserer Kritik immer richtig lagen, beweist die aktuelle Entwicklung. Wegen der fehlenden Wirtschaftlichkeit und wegen dem hohen Verlust von grünem Strom bei der Umwandlung in grünen Wasserstoff per Elektrolyse von rd. 70 % der eingesetzten Energie nimmt Arcelor Metall an den Standorten Bremen und Eisenhüttenstadt nunmehr Abstand von der Dekarbonisierung. Auch in die sog. Direktreduktionsanlage (DRI) wird nicht weiter investiert. Trotz hoher Fördergelder durch die Bundesregierung in Höhe von insgesamt 2,5 Mrd. Euro für beide Standorte.
Ein für uns erfreulicher Paukenschlag. Auch Thyssen-Krupp und die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann ( die wirtschaftlich am Abgrund stehen) sind dabei, ihre Träume von einer grünen Wasserstoff-Stahlproduktion ohne Kokskohle mächtig einzudampfen. Die DRI-Anlage will ThyssenKrupp aber noch zu Ende bauen. Der Grund wird wohl darin liegen, das ThyssenKrupp trotz angeschlagener Lage auf das zugesagte Subventionsgeschenk in Höhe von 1,3 Mrd. Euro nicht verzichten mag.
Ebenso hat sich das Konsortium „World Energy GH2“ in Stephenville (Kanada) entschlossen, das Wasserstoffprojekt nicht weiter zu verfolgen. Auch hier konnten die hohen Erwartungen nicht mit der nüchternen Realität mithalten.
Und diese Realität heißt schlicht: zu teuer, zu unwirtschaftlich, zu unsicher. Die Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe, die der Seafood-Milliardär John Risley in den Sand gesetzt hat, werden hoffentlich eine nachhaltige Lehre für ihn sein.
Arcelor Mitall findet zur Realität zurück
wie schön
Grüner Wasserstoff ist in der Theorie ein Superheld der Energiewende: emissionsfrei, flexibel einsetzbar und technisch faszinierend. Doch in der Realität von 2025 ist er vor allem eins: teuer, ineffizient und von einer funktionierenden Infrastruktur so weit entfernt wie die Deutsche Bahn von einem zuverlässigen Fahrplan.
Zumal die Notwendigkeit für eine Energiewende, um angeblich das Klima „zu retten“, nach wie vor nicht besteht. Das muß immer wieder erwähnt werden, sonst besteht die Gefahr, das man der medialen Dauerpropaganda erliegt und unkritisch die These von der menschengemachten Klimakatastrophe übernimmt.
ArcelorMittal hat sich das durchgerechnet – und kam zum selben Ergebnis wie jeder nüchterne Beobachter: Die Wirtschaftlichkeit stimmt einfach nicht. Die benötigten Elektrolyseanlagen sind teuer, der Strombedarf gewaltig und der Energieverlust bei der Umwandlung ebenfalls. Und die Pipeline-Infrastruktur? Nicht vorhanden. Da hilft auch keine Fördersumme mit neun Nullen.
Im Gegenteil: Sie macht das Problem nur größer, weil sie die Illusion aufrechterhält, man könne mit Geld den technologischen Reifegrad überspringen. Wir persönlich glauben nicht an einen noch zu erreichenden technischen Reifegrad. Denn die Umwandlungsverluste bleiben physikalisch- technisch bedingt hoch. Die Physik lässt sich nicht austricksen. Letztendlich zahlen die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes die Zeche in Form immer höherer Energie-und Stromkosten.
Subventionen: Wenn Geld keine Probleme löst
Die 2 x 1,31 Milliarden Euro, die ArcelorMittal nun nicht nimmt, sind kein Verlust – sie sind eine Ersparnis. Denn was nützen gigantische Investitionen, wenn das Fundament wackelt? Statt Geld in Großprojekte zu stecken, die sich nur auf dem Papier grün rechnen, sollte der Staat zielgerichtet in Forschung, Netzaufbau und Pilotprojekte investieren. Dazu gehört unserer Meinung nach auch die CO2-Abscheideetechnik bei fossilen Kraftwerken.
Der Rückzug zeigt auch: Die Industrie ist nicht blind. Unternehmen wie ArcelorMittal agieren rational, sie folgen nicht jeder grünen Euphorie, sondern rechnen nüchtern. Wenn auch verspätet. Und das ist gut so – denn echte Transformation entsteht nicht aus einer Klima-Ideologie, sondern aus Technologie, Marktlogik und Infrastruktur, die funktioniert.
Wenigstens gewinnt ArcelorMittal durch die Rückzug aus dem Wasserstoffprojekt wieder ein größeres Stück an Wettbewerbsfähigkeit. Denn die Stahlherstellung mit preiswertem Koks rechnet sich alle mal besser. Glückauf !
Quellenhinweise:
WAZ vom 21.06.2025; Eike.de vom 24.06.2025; Merkur.de vom 19.06.2025; Tagesschau.de vom 20.06.2025; Zeit.de vom 19.06.2025; radioeins.de vom 24.06.2025; ingenieur.de vom 20.06.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.07.2025
Fotonachweise:
Header: Hintergrund (H2O): pixabay.com; Foto: Niloy Tanvirul, unsplash; Montage: Revierkohle; links darunter: Hochofen, Foto: Taras Khimchak