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WÄRME MIT NEBENWIRKUNGEN

Brüssel hat am ganz grossen Rad gedreht. Grafik: elementor

Es klingt auf den ersten Blick wie ein ganz normales Kapitel in der langen Geschichte deutscher Energiekonzerne: Der Düsseldorfer Versorger Uniper trennt sich von seinem Fernwärmegeschäft im Ruhrgebiet. Käufer ist niemand Geringeres als die frühere RAG-Tochter Steag, die heute unter dem Namen Iqony firmiert.

Doch wer genauer hinsieht, entdeckt eine spannende Gemengelage aus Politik, Wirtschaft und Brüsseler Regeln.

Ein Geschäft, das sich eigentlich lohnt

Das Kuriose daran: Die Fernwärme ist kein defizitäres Geschäft mehr, wie das noch zu Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Jahre 2022  der Fall war. In der Folge drehte Russland den Gashahn zu und Uniper stand daraufhin kurz vor der Pleite, wurde dann aber durch die Bundesregierung wegen der Systemwichtigkeit gerettet.

Heute schreibt uniper wieder schwarze Zahlen.  Ob in Bottrop, Gelsenkirchen oder Essen – dort, wo die alten Kohlekraftwerke lange Rauchzeichen gaben, fließt heute heiße Wärmeenergie durch kilometerlange Rohre zu Haushalten und Betrieben. Für Verbraucher oft günstiger als eine eigene Heizanlage, für Betreiber ein solides Geschäftsmodell, da es keine Konkurrenz gibt und die Kunden nicht wechseln können.

Unipers Beinahe-Absturz

Warum also der Verkauf? Der Hintergrund liegt im Krisenjahr 2022: Als Russland den Gashahn zudrehte, stand Uniper am Rande der Pleite. Milliarden mussten vom Staat und damit von den Steuerzahlern zugeschossen werden, um den größten deutschen Gasimporteur zu retten. Inzwischen ist die Insolvenzgefahr gebannt – die Versorgung stabilisiert, der Gasmarkt neu geordnet.

Brüssel schaut genau hin

Doch die Rettung kam nicht ohne Bedingungen: Die EU-Kommission genehmigte die Milliardenhilfen nur unter der Bedingung, dass Uniper sich von lukrativen Geschäftsbereichen trennt. Ein klassischer Fall von Beihilferecht: Wer mit Steuergeld gerettet wird, darf dadurch keinen unfairen Wettbewerbsvorteil behalten.

Die Abgabe der Fernwärmesparte ist also weniger eine strategische Entscheidung – sondern vielmehr die Pflichterfüllung gegenüber Brüssel.

Gewinner Steag – pardon: Iqony

Für Iqony, den Nachfolger der einstigen RAG-Tochter steag  ist der Deal ein Glücksgriff. Die Firma, die selbst durch den Strukturwandel gezwungen war, sich neu zu erfinden, bekommt nun ein Geschäftsfeld mit verlässlichen Erträgen. Und sie kann sich in ihrer Außendarstellung als „grüner Versorger der Zukunft“ profilieren – mit einem Portfolio, das Stabilität verspricht. Auch wenn weiterhin fossiles Erdgas durch die Rohre strömt.  

Kritischer Blick hinter die Kulissen

Für Uniper bleibt ein schaler Beigeschmack:

  • Das Unternehmen trennt sich von einem profitablen Standbein – nicht freiwillig, sondern auf EU-Druck. Die EU-Kommission hatte im Rahmen einer Genehmigung für die Stabililisierung und Rettung des Uniper-Konzerns durch den Staat gefordert, das im Gegenzug sich nach der erfolgreichen Rettung Uniper von diversen Firmenbeteilgungen trennen muß.  

  • Die Staatsrettung hat zwar funktioniert, kostet nun aber auch Arbeitsplätze und Strukturen in einem Geschäft, das eigentlich Zukunft haben könnte.

  • Am Ende profitieren Wettbewerber – und Uniper wird noch stärker auf den volatilen Handel mit Gas und Strom zurückgeworfen.

Tröstlich bei dem ganzen „Deal“ (wie Donald Trump sagen würde) ist, das sich steag-iqony verpflichtet hat, zumindestens 130 Mitarbeiter von uniper zu übernehmen, so die GF von Uniper Wärme, Nikola Feldmann. steag Icony beschäftigt im Fernwärmegeschäft dann 290 Menschen. 

Das 740 Kilometer lange Fernwärmenetz von steag Icony und das 750 Kilometer lange Fernwärmenetz von Uniper werden zusammengelegt. steag Iqony wird dann rd. 435.000 Haushalte im Revier mit Fernwärme versorgen. 

Uniper versorgte bisher 14.400 Kunden mit Fernwärme. Die Stromerzeugung erfolgte auf der Basis von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) mit Hilfe von Industrieabwärmen, Erdgas und Grubengas. 

Glückauf !  


Quellenhinweise: 

Handelsblatt.de vom 04.08.2025; energie.de vom 04.08.2025; uniper.energy vom 04.08.2025; Die Zeit vom 04.08.2025; rosin-buedenbender.com vom 07.08.2025; ivz-aktuell.de vom 04.08.2025; WAZ vom 05.11.2024; Mindener Tageblatt vom 25.03.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.09.2025 

Fotonachweise: 

Header: Adobe-KI-generiert; Hintergrund: pixabay.com 

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uniper verkauft lukratives Fernwärmegeschäft an steag Iqony
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