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Uniper: Betriebsrat warnt vor Zerschlagung

uniper Kavernengasanlage Etzel, Friedenburg, Foto: uniper
der Kreml in Moskau, Foto: Peggy und Marco Lachmann-Anke auf pixabay.com
der Kreml in Moskau

Deutschlands größter Gasimporteur und Kohle-Kraftwerksbetreiber uniper steckt weiterhin in der Krise. Bedingt durch den russischen Angriffskrieg seit Februar 2022 mittlerweile aber so tief, dass der Konzern-Betriebsrat Harald Seegatz verzweifelt den Bund um rasche Hilfe gebeten hat. Die Belegschaft wäre tief besorgt, dass das Unternehmen zerschlagen werden könnte. 

Dabei ist uniper nicht ganz unschuldig an dieser misslichen Lage. Schließlich hat sich uniper nicht nur von Herrn Wladimir Putin und seinem Gas abhängig gemacht, sondern erklärt auch vollmundig, dass man den Focus auf die Dekarbonisierung legen würde. Und überhaupt sei man nur dafür da, die Energiewende voran zu bringen, damit die Versorgung künftig ausschließlich mit grüner Energie erfolgen kann. 

Das uniper zum Spielball des russischen Despoten werden könnte, hat der Vorstandsavorsitzende Klaus-Dieter Mausbach wahrscheinlich nicht für möglich gehalten. Er und seine Mannschaft setzten hoffnungsfroh auf die Bundesergierung und ihre Energiepolitik. Schließlich soll die Energiewende durch den Bau neuer Gaskraftwerke begleitet werden, damit diese die Kohlekraftwerke ersetzen können. Gleichzeitig sollen die Gaskraftwerke die Flautezeiten bei Wind und Sonne ausgleichen. Also fast jeden Tag. So der Plan. 

Doch seitdem Gazprom die Gaslieferung nach einem Turbinenwechsel auf 20 % gedrosselt hat und die höheren Lieferkosten des Weltmarktes aber nicht sofort an die Verbraucher weitergeben kann,  klingeln bei uni-per die Alarmglocken.

Hinzu kommt das hausgemachte Problem, das Uniper ein neues Gas-kraftwerk in Gelsenkirchen (Scholven 3) an den Hacken hat. Den im Herbst angedachten Probebetrieb auf dem Gelände des bisherigen Stein-kohlekraftwerks Scholven kann sich uniper wahrscheinlich schenken. Und die Nutzung von grünem Wasserstoff im geplanten Hydrogen Industrial Research Training-Center wird wohl auch nur dann umgesetzt, wenn die Bundesregierung in die nächste Energiefalle tappt und zahlt.

Der Not gehorchend, ist die Bundesregierung  zunächst aufgrund der Systemrelevanz von uniper mit 30 % als Miteigentümer eingestiegen, um den angeschlagenen Konzern zu retten. Das Rettungspaket hat ein Gesamtvolumen von rd. 15 Mrd. EUR.  Der finnische Miteigentümer Fortum verzichtet im Gegenzug einstweilen auf die Zerschlagung. 

Ende gut, alles gut? Nicht ganz ! Denn aufgrund der verminderten Gas-importe aus Russland muß uniper das Gas zum sechsfach höheren Preis auf dem Weltmarkt einkaufen.   

Wladimir Putin, Foto: pixabay.com
führt nicht nur Krieg gegen die Ukraine, sondern auch einen Energiekrieg gegen Europa, Wladimir Putin, Präsident der russischen Förderation; Foto: pixabay.com

Gas-Notfallplan Mehrkosten dürfen ab Herbst umgelegt werden

Die Zeche hat dabei wie immer der Verbraucher zu bezahlen. Ab Herbst 2022 darf uniper 90 % der Mehrbeschaffungskosten an seine Kunden weitergeben. Robert Habeck von den Grünen rechnet mit einer Gasumlage von 1,5 bis 5 Ct. je kWh.

Für einen typischen 4-Personen-Haushalt und einem Durch-schnittsgasverbrauch von 20.000 kWh kämen neben der regulären Gasrechnung  eine Mehrkostenbelastung von 300 bis 1.000 EUR  für jede Familie dazu. Und von den höheren Stromkosten auf-grund der weiter vorangetriebenen Energiewende wollen wir an dieser Stelle ausnahmsweise einmal nicht sprechen. 

Das könnte viele Haushalte in finanzielle Not treiben. Das ahnt auch die Bundesregierung. Bundeskanzler Scholz hat deshalb angekündigt, die Bürgerinnen und Bürger ein klein wenig zu entlasten. Hier einige Maßnahmen, die geplant sind:  

die Kosten werden weiter steigen

Kostete die Kilowattstunde Gas in 2020 noch 6,41 Ct, so stieg der Gaspreis in 2021 bereits auf 6,83 Ct je kWh und im Juli erreichte er einen Spitzenwert von 16 Ct/kWh. Anfang August 2022 sank er dann wieder leicht auf 13,45 Ct/kWh. Rechnet man die Erhöhungen von 2020 bis Juli 2022 in Prozent um, so haben die 920 Gasversorger ihre Gaspreise um 75 % erhöht. Und die nächsten Erhöhungen samt Gasumlage stehen im Herbst vor der Tür. Da kann einem Angst und Bange werden. 

Die Entwicklung hat aus unserer Sicht allerdings auch etwas Gutes: sie macht deutlich, dass wir ohne fossile Energieträger komplett aufge-schmissen sind. Das hatten wir auch schon lange vor der Schließung der letzten Zeche in Deutschland (Prosper-Haniel in Bottrop) gesagt. Doch bis zum Ukraine-Krieg wollte Niemand auf uns hören. 

Zwar ist es nicht möglich, mal eben schnell wieder eine neue Zeche aufzumachen, aber die bereits eingemotteten Kohlekraftwerke wieder zu reaktivieren, das ist schon noch möglich. Und das macht die Bundesnetz-agentur auch. Fraglich ist allerdings, ob das ausreichen wird. 

Was wir brauchen, ist nicht eine Rettung von uniper, sondern eine komplette Beendigung der Energiewende. Sie war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. 

Quellenhinweise: 

FAZ vom 22.07.2022 und 30.07.2022;  WAZ vom 20.06.2022 und 29.07.2022; Manager-Magazin vom 22.07.2022; 1-gasvergleich.com; t-online.de vom 29.07.2022; Uniper-Pressemitteilung vom 22.07.2022; Handelsblatt vom 29.07.2022; energie-experten.org vom 29.07.2022; Focus vom 22.07.2022; Hamburger Abendblatt vom 22-07.2022; gmx.net vom 26.07.2022; achgut.com vom 21.07.2022 sowie RK-Redaktion vom 14.08.2022

Fotonachweise:

Header: Gas-Kavernenanlage Etzel in Friedburg, Ostfriesland (die größte der Welt) Foto: uniper; links darunter: Kreml in Moskau, Foto: Peggie und Marco Lachmann-Anke, pixabay.com; linkes darunter: Wladimir Putin, Foto: pixabay.com ; links darunter: Verifox  

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