Zum Inhalt springen

KRARFTWERK VOERDE WIRD ZURÜCKGEBAUT

Blick auf das stillgelegte Steinkohlenkraftwerk in Voerde. Foto: Youtube-Screnshot

Nach dem das Steinkohlenkraftwerk in Voerde im Jahre 2017 stillgelegt wurde, begann 2023 der Abriss des Steinkohlenkraftwerks, einem der letzten großen Kraftwerke seiner Art am Niederrhein.

Der Rückbau markiert nicht nur das Ende einer Ära industrieller Energiegewinnung, sondern ist auch der größte Kraftwerksabriss in der Geschichte Deutschlands. Was auf den ersten (grünen) Blick nach einem begrüßenswerten Schritt in Richtung Klimaneutralität aussieht, wirft bei genauerem Hinsehen schwerwiegende Fragen auf – insbesondere angesichts der geplanten Nachfolgelösung.

Denn anstelle der über 1.300 Megawatt elektrischer Leistung, die das Steinkohlekraftwerk einst liefern konnte, soll an gleicher Stelle ein neues, wasserstofffähiges Gaskraftwerk mit einer Kapazität von lediglich 400 Megawatt entstehen. Das entspricht nicht einmal einem Drittel der bisherigen Leistung – in einer Zeit, in der die Industrie zunehmend unter Strommangel, hohen Stromkosten  und regelmäßigen Netzengpässen leidet. Die Versorgungssicherheit, insbesondere in Spitzenlastzeiten, könnte damit weiter ins Wanken geraten.

Auch wirtschaftlich erscheint der Rückbau fragwürdig. Der Abriss wird auf mehrere Hundert Millionen Euro geschätzt – und das bei einem Kraftwerk, das technisch noch einsatzfähig war und in Phasen der Energieknappheit durchaus hätte als Reserve dienen können. Der Bau des neuen Gaskraftwerks wiederum wird mindestens weitere 500 bis 600 Millionen Euro verschlingen, wobei die zukünftige Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff noch völlig ungeklärt ist.

Offensichtlich hat man auch bei RWE noch mal nachgerechnet, und möchte ab 2026 zunächst nur eine Konverter-Station auf dem 30.000 qm großen Kraftwerksareal errichten. Die Konverter-Station soll auf den Namen BALWIN 2 hören, 25 Meter hoch werden und dafür sorgen, das der Offshore-Windstrom über neue Stromleitungen von Gleich-auf Wechselstrom umgewandelt und dann weiter verteilt werden kann. Durch welche Anlage der fehlende Backup bei Schwankungen oder Flaute ausgeglichen werden soll, ist ebenfalls noch nicht geklärt.     

Rückbau geht bis 2026 weiter Longfront KMC 1200 sowie Ketten-und Mobilbagger leisten ihre fragwürdige Arbeit

Jeden Tag werden die Schornsteine am Kraftwerk Voerde einen Meter kürzer. Dafür sorgt ein Spezialbagger, den man per Kran auf die Krone des Schornsteins gehievt hat und der von oben den Schornstein kreisrund Stück für Stück einkürzt. Gut, das ganze ließe sich durch eine Sprengung in Sekunden zwar schneller erledigen, aber dem steht der Naturschutz im Wege. Denn am Kraftwerksgelände grenzt ein wertvolles Wäldchen an. Und das will man schützen. Also wird so weit eingekürzt, bis eine Genehmigung vorliegt.

Abriss ist ihr Geschäft

Nach dem bereits in 2023 das Innere der Gebäude an der Frankfurter Strasse entkernt und Fassaden entfernt wurden, rückt nun schweres Gerät dem Kühlturm, dem Schalthaus und den Kesselhäusern zu Leibe. Bis 2026 soll alles niedergelegt werden und nichts mehr an das Kraftwerk Voerde erinnern.

Nichts für Industrieromantiker

Denn denen könnte das Herz bluten beim Anblick des Rückbaus. Das wird die ehemaligen Mitarbeiter wahrscheinlich besonders hart betreffen. In den 1980er und 1990er Jahren beschäftigte das Kraftwerk noch rd. 550 Mitarbeiter. Zu Wartungsarbeiten wurden bis zu 600 externe Arbeiter eingesetzt. Am Tag der Stilllegung (31.03.2017) arbeiteten im Kraftwerk noch 280 Mitarbeiter. Jetzt sind es noch 50 Mitarbeiter, die für den Rückbau und deren Koordination mit den Fremdfirmen verantwortlich zeichnen. Dann gehen auch sie nach Hause.

und die Zukunft ?

Sieht noch schlechter aus. Für den geplanten Bau einer Konverterstation „BALWIN 2“ zur Umwandlung von Offshore-Gleichstrom in Wechselstrom werden in der Bauphase rd. 150 Bauarbeiter benötigt. In der Wartungs-und Reparaturphase lediglich 3-5 spezialisierte Mitarbeiter.

Für den Bau des geplanten Gasturbinen-Kraftwerks mit einer Leistung von 400 MW werden im Regelbetrieb 30 bis 50 Mitarbeiter benötigt. Im 3-Schichtbetrieb werden 12-18 Mitarbeiter benötigt. Wobei die Instandhaltungsarbeiten meisten an externe Firmen ausgelagert werden.

Ein Gaskraftwerk mit einer Leistung von 400 MW kann rd. 1 Mio. Haushalte mit Strom versorgen, soweit der Durchschnittsverbrauch bei 3.500 kWh pro Jahr liegt. Das ist ein Drittel der Leistung des bisherigen Kohlekraftwerks Voerde. Glückauf !

Quellenhinweise:

WDR.de vom 09.04.2025; NRZ.de vom 07.01.2025; rwe.com/Pressemitteilung vom 07.07.2023; deutscher-abbruchverband.de vom 07.06.2024; rwe.com vom 07.07.2023; radiokw.de vom 08.01.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.05.205

Fotonachweise:

Header: Grafiken: vidstockgraphics; Bagger: Youtube-Screenshot: Gestaltung und Freistellung: Revierkohle; links darunter (v.l.n.r.): Youtube-Screenshot:

Diesen Beitrag teilen
Summary
Abriss Kraftwerk Voerde
Article Name
Abriss Kraftwerk Voerde
Publisher Name
Berufsverband Revierkohle e.V.
Publisher Logo
Translate »