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Heute möchten wir Ihnen einmal kurz erläutern, wie man es schafft, einen sechsstelligen Millionenbetrag in den Sand zu setzen. Dieses Kunststück ist der RAG-Stiftung, die die sog. Ewigkeitslasten des Bergbaus finanziert, gelungen. Den genauen Betrag wollte die RAG-Stiftung nicht nennen. Man munkelt zwischen 180 und 350 Mio. Euro. 

Also:  die Kunst der Finanzplanung – eine Disziplin, die manchmal so leicht durchschaubar ist wie ein durchschnittlicher Taschenspielertrick auf dem Jahrmarkt. Ein besonderes Lehrstück dazu liefert uns die RAG-Stiftung, die 2017 in einen sechsstelligen Millionenbetrag bei der Signa-Gruppe von Karstadt-Chef Rene Benko investierte und dabei so erfolgreich scheiterte, dass selbst der Dalai Lama sich fragen würde: „Wie machen die das bloß?“ 

Schließlich mußte der RAG-Stiftung bekannt gewesen sein, das Rene Benko mit seiner Signa-Gruppe schon bei der Übernahme von Karstadt für einen Euro am 15.08.2014 in tief roten Zahlen steckte. Wenn RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes nunmehr behauptet, das man das damals nicht hat ahnen können, so entspricht das nicht ganz der Wahrheit. Es stand schließlich überall in der Presse. 

Spätestens bei der misslungenen Fusion mit Kaufhof-Galeria und Karstadt hätte sich die RAG-Stifttung zurückziehen müssen. Aber wie viele andere Beteiligte hoffte man wohl weiter auf ein Wunder. Trotz der zahlreichen Gerüchte, das Benko Vorteile aus den damals gewährten Rettungs-geldern des Staates gezogen haben soll, hielt man die Füße still. Ein fataler Fehler.

Auch die Politik hatte die Stiftung gewarnt. Die Ewigkeitskosten des Bergbaus sollten nach Ansicht von Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion in NRW, nicht mit viel Risiko in Benkos Spielcasino gegenfinanziert werden. Auch Rik Steinheuer, Chef des Steuerzahler-Bundes NRW, hatte vor einem Totalverlust gewarnt. Hochspekulative Investments würden den Stuftungszweck gefährden. Und dann müßte der Steuerzahler für die Grubenwasserhaltung, den Polderbau und die Sanierung von Kokereiflächen und Zechenstandorten aufkommen.       

Es begann wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht – die RAG-Stiftung, wegen ihrer Großzügigkeit und finanziellen Weitsicht bekannt, entschied sich wenig weitsichtig für eine Investition in die Signa-Gruppe von Herrn Rene Benko. Denn wer braucht schon langweilige Risikobewertungen, wenn man auch einfach eine Handvoll Geldscheine in den Wind werfen kann?

Die Experten nennen es „risikofreudig“, wir nennen es „kreativ“. Die RAG-Stiftung verzauberte ihren sechsstelligen Millionenbetrag in eine Art finanzielles Feuerwerk, das so spektakulär scheiterte, dass selbst die Gebrüder Grimm ihre Märchenbücher nochmal aufschlagen würden, um das Ganze zu dokumentieren.

Jetzt könnte man denken, dass diese Abschreibung eine Warnung für andere Stiftungen wäre, sich nicht in den Wirbelwind der spekulativen Finanzgeschäfte zu begeben. Aber nein, wir sind uns sicher, die RAG-Stiftung hat hier eine neue Dimension des Investierens entdeckt – die Anti-Goldgräber-Methode.

Die Sixtus-Heilwasserflasche der Finanzwelt, wenn Sie so wollen. Man investiert, man verliert, und dann schaut man sich zufrieden an und sagt: „Das war Kunst, kein Fehler.“ Da kann man nur applaudieren – die RAG-Stiftung hat es geschafft, den Verlust eines sechsstelligen Millionenbetrags in einen kreativen Akt der Finanzjonglage zu verwandeln.

 

 
 

RAG-Stiftungschef Bernd Tönnjes nannte die Abschreibung lapidar ärgerlich. Schließlich handelt es sich bei der Signa-Abschreibung lediglich um zwei Prozent des Gesamtstiftungsvermögens. Bei einem Stiftungsvermögen von 17,6 Mrd. EUR sind das fast schon Peanuts. Herr Ackermann von der Deutsche Bank läßt grüßen. 

Die RAG-Stiftung könnte aus ihrer 5 % tigen Beteiligung an der Signa Prime AG aber durchaus noch mit einem blauen Auge davonkommen. Denn die Stiftung hat sich in Premiumlagen wie dem goldenen Quartier in Wien eingekauft. Und diese Immobilienwerte sind alle noch existent, so RAG-Stiftungschef Tönnjes. 

Der Verlust kann aber auch mit Gewinnen aus anderen Immobilien-Beteiligungen, wie z.B. der Münchener Private-Equity Maxburg GmbH, deutlich reduziert werden. 

Garvierende Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis der RAG-Stiftung hat die Signa-Pleite daher nicht. Immerhin konnte die Stiftung durch ihre Beteiligung an Signa Prime am Anfang 60 Mio. Euro an Dividenden einstreichen, was den Verlust ebenfalls deutlich abfedert. Im Ergebnis will man Ende 2024 400 Mio. Euro Einnahmen aus rd. 500 Beteiligungen realisieren.

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, dachte sich der  IGBCE-Chef Michael Vassiliadis, der gleichzeitg Kuratoriumsmitglied der Stiftung ist und forderte daher öffentlich eine stärkere Kontrolle des RAG-Stiftungs-vorstandes ein. Wir sind gespannt, ob das klappen wird.  

Quellenhinweise: 

Rheinische Post vom 30.01.2024; puls24.at vom 30.01.2024; de.marketscreener.com vom 30.01.2024: msn.com vom 30.01.2024; Westfälische Rundschau vom 15.01.2024; WAZ vom 31.01.2024; Handelsblatt vom 30.01.2024; Manager-Magazin vom 29.01.2024; moment.at vom 26.04.2021, WAZ vom 13.02.2024 sowie RK-Redaktion vom 14.02.2024  

Fotonachweise: 

Header: Revierkohle-Illustration; links darunter: pixabay.com; darunter (mittig): linke Seite: pixabay.com, rechte Seite: Revierkohle: Montage: Revierkohle; links und rechts darunter: pixabay.com     

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RAG-Stiftung muß Signa-Investment vollständig abschreiben
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