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so wird zukünftig die neue Sedimentationshalle auf dem Gelände der in Planung befindlichen Grubenwasseraufbereitungsanlage auf Duhamel aussehen; Foto: Youtube-Screenshot der Fa. Umwelt u. Ingenieurtechnik GmbH, Dresden

In Ensdorf, auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Duhamel, entsteht derzeit eine moderne Grubenwasseraufbereitungsanlage. Betreiber ist die RAG Aktiengesellschaft, die nach dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Saarland für den sogenannten Nachbergbau verantwortlich zeichnet. Dazu gehört u. a.  der sorgfältige Umgang mit dem Grubenwasser.

Warum ist die Aufbereitung nötig?

Nach Ende des Bergbaus füllen sich die ehemaligen Gruben mit Grund- und Regenwasser. Dieses Wasser löst auf seinem Weg durch die Gesteinsschichten verschiedene Stoffe – darunter Eisenoxid, Sulfate (z. B. Sulfit) und andere Mineralien. Würde man dieses Wasser einfach in Flüsse oder Bäche leiten, könnte es die Qualität des Trinkwassers im Saarland beeinträchtigen.

Damit das nicht passiert, reinigt die RAG das Grubenwasser in aufwändigen technischen Verfahren. Zu diesen Verfahren gehört z.B.

  • das Absetzen von Eisenoxid: Das Wasser wird so behandelt, dass sich die rotbraunen Eisenpartikel ablagern und abgetrennt werden. Im nebenstehenden Videoclip wird der aufwändige Prozess anschaulich dargestellt. 

  • die Filterung von Mineralien: Sulfat und andere gelöste Stoffe werden durch chemische und mechanische Prozesse reduziert.

  • die kontinuierliche Überwachung des Grubenwassers: Sensoren und Laboruntersuchungen prüfen ständig die Wasserqualität.

Am Ende des Prozesses verlassen rd. 13 Mio. Kubikmeter Grubenwässer  die Anlage so sauber, dass es ohne Gefahr in die Saar eingeleitet werden kann.

Aufwand und Kosten

Der Neubau der Anlage ist ein Großprojekt. Die RAG investiert dafür einen hohen zweistelligen Millionenbetrag – ein sichtbares Zeichen, wie ernst das Unternehmen seine Verantwortung für die Umwelt nimmt. Auch der laufende Betrieb kostet Jahr für Jahr viele Millionen Euro.

Arbeitsplätze in Ensdorf

Am Standort Duhamel sind heute noch rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Sie überwachen die Technik, führen Wasserproben durch, kümmern sich um die Wartung der Anlagen und organisieren den gesamten Ablauf. Damit bleibt der Standort auch nach dem Ende des Bergbaus ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.

Saarländischer Bergbau

Grube Duhamel und Grube Ensdorf

Die Geschichte beginnt im 18. Jahrhundert. Erste Stollen wurden um 1826 bei Schwalbach und Griesborn abgeteuft, um Flammkohle fördern. Diese niedrigere Kohlenart wurde hauptsächlich zur Strom-und Wärmeerzeugung in den Kraftwerken eingesetzt. Später, wir schreiben das Jahr 1842, verband der Ensdorfer Stollen die Kohlegruben mit der Saar. Der Durchschlag stellte einen entscheidenden Vorteil für einen schnelleren Transport der Kohle dar. 

Der Duhamel-Schacht erwacht

Der heute im Saarland so bekannte Duhamel-Schacht wurde 1913 niedergebracht. Bedingt durch die Folgen des ersten Weltkriegs verzögerte sich die Inbetriebnahme.  Duhamel nahm 1917 die Förderung auf.  Das wunderschöne genietete und filigrane Stahlstrebengerüst  wurde von der Ing.-Firma Meguin aus Dillingen geplant und errichtet. Das 35 Meter hohe Fördergerüst, die Fördermaschinenhalle, die Kompressorenhalle und das Verwaltungsgebäude konnten vor dem sonst üblichen Abriss bewahrt werden und stehen heute unter Denkmalschutz. Die RAG unterhält im Verwaltungsgebäude die  Dauerausstellung „unser Erbe“, die die saarländische Bergbaugeschichte  lebendig erhält.  

1925 wurde die Grube Duhamel eigenständig. 1957 erfolgte dann der Durchschlag mit der Grube Griesborn. Aus dem Durchschlag wurde dann die Grube Ensdorf. In den 1960er Jahren arbeitete Ensdorf so produktiv, dass die Kohleförderung pro Mann und Schicht zu den leistungsstärksten in Europa zählte.

Betriebszeit und Förderung

In Spitzenjahren wurden zwischen 3,2 und 3,5 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr gefördert – mit technisch niedrigen Kosten. Zum Beispiel lieferte das Bergwerk Saar im Jahr 2007 rund 3,5 Mio. t Flammkohle. Beschäftigt waren zu Hochzeiten rund 4.000 Kumpels. (2006) Und 1995  waren auf Duhamel noch  etwa 2.700 Bergleute tätig.

leichtes Erdbeben und das Ende

2005 endete die Förderung auf Warndt/Luisenthal.  Ensdorf blieb als Bergwerk Saar aktiv. Doch 2008 erschütterte ein leichtes Erdbeben der  Stärke 4,0 auf der Richterskala die Region. Ein Schieferdachziegel fiel von einer Kirche herunter. Das wars. Obschon weder die Mitarbeiter noch die Bevölkerung ernsthaft gefährdet waren, wurde die  Förderung reduziert – zuletzt nur noch etwa ein Drittel der früheren Menge, bevor im Juni 2012 endgültig Schluss war. Und zwar aus rein politischen Gründen. Das haben die Bergleute der Politik bis heute nicht verziehen. 

Aufbruch in die Nachbergbau-Ära

Mit der Ausfahrt des  letzten Grubenhundes am 30. Juni 2012 endete die Bergbauäre im Saarland für immer. Und Ende 2018 auch im Ruhrgebiet. Die Schließung traf etwa 5.000 Beschäftigte. Viele Bergleute wurden bis 2018 auf die verbliebenen Anlagen im Ruhrgebiet verlegt oder gingen in die sog. Anpassung.

Heute steht Duhamel als Symbol des Bergbau-Erbes einerseits und als Symbol des Nachbergbaus anderseits in der Landschaft.

  • Derzeit arbeiten am Standort Duhamel etwa 50 Beschäftigte im Bereich Pumpen/Wasserhaltung.

  • Über alle Standorte im Saarland sind es insgesamt etwa 100 Mitarbeitende im Wasserhaltungsbereich/Unser-Erbe-Ausstellung/RAG-Verwaltung. Die geringe Anzahl von Beschäftigten erklärt sich dadurch, das die Grubenwasserhaltung im Saarland weitgehend drucklos – anders als im Ruhrgebiet- erfolgt. Gegen die Einstellung des Pumpbetriebs im Saarland hatten zahlreiche Gemeinden und die Deutsche Bahn erfolglos gegen die RAG geklagt. Das Grubenwasser darf nun bis zur Oberfläche steigen und wird dann auf Duhamel gereinigt. So spart die RAG rd. 20-30 Mio. Euro pro Jahr ein.

  • Im Ruhrgebiet dagegen wird weiterhin fleißig gepumpt.  Dort wird das Grubenwasser über 6 Hängepumpenbetriebe und Steigrohre aus rd. 500 Metern Tiefe hochgepumpt. Die Wartung und Reparatur erfordert daher einen größeren Personaleinsatz. Darüber hinaus werden alle Grubenwasserzechen von der Grubenwasserleitwarte auf Pluto in Herne Tag und Nacht überwacht.  

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Quellennachweise: 

RAG-Pressemitteilung vom 13.08.2025; SR.de vom 02.04.2025 und 17.06.2025; Sommer, Thomas: Bilek, Felix: Externe Überprüfung des RAG-Antrags zum Grubenwasseranstieg bis auf -320 m NN, Dresdner Grundwasserforschungszentrum e.V. (Hrsg.) Dresden 2021; Naumenn, H: Übertragung der Erkenntnisse aus dem NRW-Gutachten bezüglich PCP und weitere Stoffe auf das Saarlan, ahu GmbH (Hrsg.), Aachen 2019 und RK-Redaktion vom 14.09.2025 

Fotonachweise: 

Header: Youtube-Screenshot (beide Fotos); Aufbereitungsskizze: Fa. UIT, Dresden; Montage: Revierkohle; links darunter: UIT GmbH, Youtube-Screenshot; darunter (Mitte): Duhamel, Youtube-Screenshot, RAG 

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Neue Grubenwasseraufbereitungsanlage auf Duhamel im Bau
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Neue Grubenwasseraufbereitungsanlage auf Duhamel im Bau
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Berufsverband Revierkohle e.V.
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