Die Nutzung des warmen Grubenwassers aus den Tiefen der Grubenwasserzeche Friedlicher Nachbar ist nicht nur für die RAG und die Stadtwerke Hattingen ein möglicherweise lohnendes Geschäft, über das man gleichzeitig die ohnehin anfallenden hohen Kosten der Grubenwasserhaltung reduzieren kann, sondern auch für die Nutzer. Die Anfangsinvestitionen können sich realtiv schnell amortisieren.
Weniger erfreulich ist allerdings, das die Bewohner in der Siedlung Friedlicher Nachbar und dort vor allem die Bewohner an der Strasse „Am Röderschacht“ von der preiswerten Nutzung des Grubenwassers nicht viel haben werden.
Denn der Vermieter der unter Denkmalschutz stehenden Zechenhäuser, die „Röderschacht Immobilien GmbH“ macht den Mietern gerade das Leben zur Hölle. Nach dem die Immobilienfirma Vonovia die wunderschönen Häuser verkauft hatte, machte der neue Eigentümer der Röderschacht Immobilien GmbH, Dirk Nikolaus Tillmann, den Mietern klar, das es ihm um die Kohle gehen würde und forderte eine drastische Mieterhöhung, teilweise bis in dreifacher Höhe.
Logisch, das sich die alteingessenen Mieter dagegen lautstark wehrten, denn die müssen die Mieterhöhung nicht so ohne weiteres akzeptieren. Tillmann hat sich deshalb auf Drohung und Einschüchterung spezialisiert. So ließ er z.B. Gärten und Parkplätze absperren, Mängelanzeigen werden ignoriert, ältere Bewohner werden persönlich bedroht und beleidigt.
Außerdem wehren sich die Mieter gegen eine Luxusmodernisierung, da die Wohnanlage öffentlich gefördert wird und unter Denkmalschutz steht. Mit recht wenden sich die Mieter an die Politik mit der Forderung, das Wohnraum bezahlbar bleiben muß und nicht Gegenstand eines Spekulationsobjektes sein darf, wie es die Röderschacht Immobilien GmbH anscheinend sieht.
Die Kolonie Friedlicher Nachbar ist 1880 erbaut worden, besteht aus 13 Blöcken mit je 4 Wohnungen. Alle Häuser befinden sich „in steiler Lage.“ Die Backsteinbauten sind 1,5 geschossig und mit geputzten Giebelsteinen und Satteldächern versehen. Die gekreuzten Fenster passen sich harmonisch der Architektur an. Die rückseitigen ehemaligen Stallanbauten für Kaninchen und Tauben sind zum Teil zu Badezimmern umgebaut worden.
Das ganze Ensemble wird umrahmt von altem Baumbestand. Schöner geht es eigentlich gar nicht mehr.
Wir wünschen den Mietern der Siedlung Friedlicher Nachbar daher viel Erfolg beim Kampf gegen die Immobilienfirma. Vielleicht kann die Politik einen für alle Beteiligten gangbaren Kompromiss anbieten. Zu wünschen wäre es.
Letztendlich zeigt das Beispiel Röderschacht Immobilien GmbH aber, das der Staat stärker in die Verantwortung genommen werden muß. Heißt konkret: der Immobilienspekulation muß per Gesetz das Handwerk gelegt werden. Gleichzeitig muß der Gesetzgeber viel mehr Mittel in den sozialen Wohnungsbau stecken.