Aufgrund des Rückbaus von Kohlekraftwerken benötigt Deutschland für die Überbrückung von Flautezeiten 118 neue Gaskraftwerke bis 2035. Die Bundesnetzagentur spricht von 35,5 Gigawatt an Reservekapazitäten, die notwendig sind, um den Stromübertragungsbetrieb auf der Frequenz von 50 Hertz sekundengenau aufrecht erhalten zu können. Das entspreche dem Zubau eines neuen Gaskraftwerks pro Monat. Die Bundesregierung hat sich aber gerade einmal dazu aufgerafft, 15 neue Anlagen in den nächsten Jahren in Betrieb nehmen zu wollen. Bei einem weiteren Ausbau regenerativer Energieträger würde somit die Versorgungssicherheit akut gefährdet sein.
Der Bundesverband der Deutschen Energiewirtschaft hält schon die Zielmarke von 15 Gaskraftwerken für sehr ambitioniert. Außerdem sollen die neuen Gaskraftwerke technisch so ausgelegt werden, das sie zu einem späteren Zeitpunkt auf grüne Wasserstoffversorgung umgestellt werden können. Schließlich geht es auch der neuen Bundesregierung darum, das Ziel der CO2-Neutralität auf biegen und brechen einzuhalten.
Wie das unter Berücksichtigung der Planungszeiten, der zahlreichen Genehmigungsprozessen, der Lieferfristen für Turbinen und der zeitnahen Bereitstellung von Mrd. Euros an Subventionen für (nicht gerade Schlange stehende) Investoren zügig miteinander abgestimmt und umgesetzt werden soll, bleibt ein Rätsel.
Die ersten Ausschreibungen an die Industrie sollen darüber hinaus auch erst im zweiten Quartal 2026 erfolgen. Aber ausreichende Back-Up-Kapazitäten in Form rotierender Grundlastkraftwerke werden jetzt benötigt und nicht erst in 10 Jahren. Ein Blick auf die linke Grafik belegt das eindeutig. Die braun schraffierten Zacken in der Verteilungs-Lastkurve zeigen den tatsächlichen Strombedarf pro Monat. Auch im Okt. 2025 lag dieser an jedem Tag höher als die zur Verfügung gestellte Leistung von Wind-und Solaranlagen. Das läßt sich nicht schön reden. In Flautezeiten sinkt der Wind-und Solaranteil noch stärker.
Bundesnetzagentur
Die Stromver- sorgung ist sicher wenn Reservekraftwerke errichtet werden
Diesen einsichtigen Satz formulierte der Chef und Grüne der Bundesnetzagentur, Klaus Müller. Damit räumt er ein, das ohne grundlastfähige Kraftwerke das deutsche Stromsystem nicht funktioniert. Er hätte auch gleich fordern können, die Energiewende zu beenden. Und weil Müller kein Dummkopf ist, hat er vorsorglich gefordert, das E-Autos ihren Strom in Flautezeiten wieder dem Netz zuführen sollen. Das ist zwar extra dumm, aber nicht aus der Perspektive eines Energiewendebefürworters. Müller ahnt, das das Szenario irgendwann vor die Wand fahren wird und hat deshalb vorsichtshalber schon mal den Begriff einer verzögerten Energiewende ins Spiel gebracht. So kann er dann die nicht einzuhaltenden Zubauziele für neue Reservekraftwerke politisch besser begründen. Und das wird wahrscheinlich so kommen. Denn wenn ein neues Gaskraftwerk rd. 300 MW an Leistung erbringt, 35,5 Gigawatt an steuerbaren Kapazitäten aber notwendig sind, um das Stromnetz aufrecht zu erhalten, dann benötigt man rund 118 neue Gaskraftwerke. Und das bis 2035.
Man tut Übrigens den in einigen grünen Kreisen als Gas-Kathi verschrieenen Wirtschaftsministerin Unrecht, das Sie den Neubau fossiler Kraftwerke angeblich bar jeglicher Vernunft einfordert. Viele von den grünen Klimaaktivisten werden das gar nicht gerne hören, aber es war der Grüne Robert Habeck, der den Entwurf eines Ersatzkraftwerkegesetzes schreiben ließ. Anders als seine damalige Außenministerin, Annalena Baerbock, war er nicht davon überzeugt, das das Stromnetz gut als Speichermedium einsetzbar ist.
2000 wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt. Seit dem sind 25 Jahre vergangen. In dieser Zeit haben die wechselnden Regierungen es geschafft, die Marke von 20 % bei den erneuerbaren Energien am Primärenergiebedarf zu erklimmen. Und in den nächsten 10 Jahren soll der Sprung von 20 auf 100 gelingen ? Und danach sollen die neuen Gaskraftwerke auf grünen Wasserstoff umgestellt oder wieder stillgelegt werden. Das hat mit der Wirklichkeit nichts, aber auch rein gar nichts zu tun. Friedrich Merz versucht deshalb den Spagat. Einerseits hält auch er eisern an der CO2-Neutralität fest. Andererseits soll aber kein Kraftwerk ohne ein neues Ersatzkraftwerk abgeschaltet werden.
Auch bei den härtesten Klimaideologen dürfte sich langsam herumgesprochen haben, das die erneuerbaren Energien keineswegs problemlos Kohle und Gas ersetzen werden. Die Zahlen geben uns schließlich recht. Im August 2025 hatten wir seit 50 Jahren den windärmsten Monat. Und trotz des Zubaus von mittlerweile über 184 Gigawatt an installierter Nennleistung bei den erneuerbaren Energien, kam bei den Verbrauchern kaum etwas an. (1,1 % Windeinspeisung im August. 2025) Trotzdem geht die EEG-Subventionierung munter weiter. Im vergangenen Jahr waren es 18,5 Mrd. Euro. 18,5 Mrd. an Steuergeschenken für fast nichts ! Der Dipl.-Ing. Michael Limburg, der sich seit Jahren kritisch mit der Energiewendepolitik auseinandersetzt, hat es auf den Punkt gebracht: die Klimareligion ist am Ende.
Glückauf !
Quellenhinweise:
Bundesnetzagentur.de vom 03.09.2025; Weltwoche Grün Nr. 7, 2025; Leipziger Volkszeitung vom 16.10.2025; Tichys Einblick, 11/25, Seite 52 f; Eike.de vom 14.05.2025; 17.09.2025 und 03.11.2025; bdew.de vom 03.09.2025; tagesschau.de vom 14.11.2025; Handelsblatt.com vom 14.11.2025; spiegel.de vom 03.09.2025 sowie RK-Redaktion vom 15.11.2025
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