Ja, wir wissen, das wir das Thema Wasserstoff bereits seit einigen Jahren rauf und runter nudeln. Und ja, wir glauben auch, das Sie dieses Thema schon nicht mehr hören können. Trotzdem servieren wir Ihnen das Thema nochmals, weil es einen wichtigen Grund gibt: bei den wirtschaftlichen Akteuren macht sich langsam Ernüchterung breit. Die Folge: sie ziehen sich aus den Wasserstoffprojekten zurück. Selbst da, wo der Staat mit Mrd. Euros an Anschubfinanzierung (auf Kosten des Steuerzahlers, versteht sich) den vor kurzem noch gefeierten Klimahelden der Zukunft den Braten schmackhaft machen möchte. Für uns ein guter Grund, über diese Entwicklung zu berichten.
In einer Welt, in der Wasserstoffautos als Retter der Mobilitätswende hochgehalten wurden, sind sie heute bestenfalls ein urbaner Mythos – die Einhörner unter den Fortbewegungsmitteln. Die Idee, den Massenverkehr mit H-Powered Fahrmaschinen zu beliefern, entpuppt sich zusehends als ebenso durchschaubar wie eine Einhornmütze aus Polyester.
Kaum verwunderlich also, dass von der gigantischen EU-Pipeline für Wasserstoffprojekte bis 2030 bestenfalls 17 % realisiert werden – was im Umkehrschluss bedeutet: 83 % werden noch in diesem Jahrzehnt bestenfalls in PowerPoint-Präsentationen weiterexistieren, meint das Strategic Energy Europepv magazine International. Wer hätte gedacht, dass „grüne Mobilität“ so grün bleibt wie ein Blatt in der Tiefkühltruhe?
Die Stahlindustrie, mittlerweile weniger begeistert von diesen luftigen Visionen, zieht sich reihenweise zurück. ArcelorMittal hat seine ambitionierten Planungen für eine hydrogenbasierte Stahlproduktion in Bremen und Eisenhüttenstadt gleich in den Papierkorb befördert – hohe Strompreise und ökonomische Nebelschwaden verhinderten den Bau.
Auch andere Branchenführer zeigen sich skeptisch. Infrastruktur-Wüste trifft Zukunftsvision – und die Kosten bleiben so monumentös, dass der Traum in den Stahltrum sinkt.
Nicht überraschend also, dass die sogenannten „Wasserstoffautos für Jedermann“ von Wirtschaftswissenschaftlern schon mal als Fata Morgana bezeichnet werden. Deutschlands Autopapst Ferdinand Dudenhöffer führt die hydrogene Vision ad absurdum: Für ihn ist das Wasserstoff- oder Brennstoffzellenauto im Vergleich zum batterieelektrischen Auto schlicht unterlegen – in puncto Technik, Umweltbilanz, Energieeffizienz, Kosten und Ladeinfrastruktur.
Leider vergaß er zu erwähnen, das die Umweltbelastungen für die Herstellung eines E-Autos sehr viel höher sind als für die Herstellung eines Verbrenners. (Stichwort: gigantischer Umweltfrevel in Bolivien durch den Abbau von Lithium und Cobalt)
In Dudenhöffers lakonischer Sicht ist das Wasserstoffauto für jedermann eine reine Tagträumerei. Ein feiner Euphemismus fürs „Vergiss es jetzt, und genieß’s im Traum weiter“.
All dies ergibt das wunderbar verrückte Bild einer Mobilitätswende, die mit Wasserstoff als rosarotes Luftschloss begann: glänzend in den Broschüren, aber mit jeder Baustelle weniger greifbar – und am Ende steht man da mit leeren Förderprogrammen und leeren Tanks.
…Und wenn hier niemand mehr an Wasserstoffautos glaubt, könnte immerhin der gute alte Verbrenner auf Syn-Fuel-Basis 2040 ein Comeback feiern – ohne Einhörner, aber real.
warum die grüne Wasserstoffmobilität
nicht klappt
trotz Finanzierungszusagen
Nicht nur die Stahlindustrie zieht sich aus dem grünen Wasserstoffprojekt langsam zurück. So hat Daimler-Benz angekündigt, den Startschuß für die Fertigung wasserstoffbetriebener LKW´s von 2027 auf 2030 zu verschieben. Auch Opel läutet langsam das Aus für das wasserstoffangetriebene Stellantis-Auto ein. Auch Amerika hat sich mittlerweile vom europäischen Green-Deal verabschiedet.
Dabei war die Entwicklung absehbar. Denn um grünen Wasserstoff herstellen zu können, muß Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt werden. Die chemische Umwandlung geschieht in sog. Elektrolyseuren. Für die Zerlegung wird jede Menge Windstrom benötigt. Bei der Umwandlung gehen rd. 70 % der eingesetzten Energie wieder verloren. Da Wasserstoff sehr flüchtig ist, muß es heruntergekühlt und verflüssigt werden. Dabei gehen noch einmal 5-10 % der eingesetzten Energie verloren. Ebenso bei der Umwandlung in Strom in einer Brennstoffzelle eines Wasserstoffautos.
Schon aus diesem oberflächlich angerissenen Szenario dürfte deutlich werden, das das nicht wirtschaftlich und schon gar nicht preiswert ist. Roman Diederichs, GF der Dirostahl GmbH, hat das für seine Schmiede mal ausgerechnet. Danach würde jede Megawattstunde, die aus grünem Wasserstoff produziert wurde, nicht weniger als 150,00 Euro kosten. Zum Vergleich: Erdgas kostet derzeit rd. 30,00 bis 35,00 Euro jed MWh.
Darüber hinaus ist völlig unklar, woher die Mengen an grünem Wasserstoff bei volativen Windverhältnissen zuverlässig kommen sollen. Und die Pipelines, die den flüssigen grünen Wasserstoff aus Saudi-Arabien zu uns transportieren sollen, sind auch noch nicht gebaut worden. Und das Wasserstoff hochexplosiv ist, wissen Terroristen Gott sein Dank nicht.
Guten Morgen !
Quellenhinweise:
Merkur.de vom 05.08.2025; n-tv.de vom 03.08.2025; Waldeckische Landeszeitung (wlz-online.de) vom 05.08.2025; werra-rundschau.de vom 11.07.2025; hotel-hiddenseer.de vom 03.08.2025 sowie RK-Redakion vom 14.09.2025
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