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LEAG-Braunkohlekkraftwerk Lippendorf, Sachsen, Foto: LEAG

Der Chef des mitteldeutschen Braunkohleförderers MIBRAG, Armin Eichholz, betonte vor kurzem gegenüber der Presse, das es keinen vorzeitigen Ausstieg aus der Braunkohlenförderung geben wird. Zwar könne er ein politisches Verbot ab 2030 nicht ausschließen, aber das sei eher unwahrscheinlich. Denn man habe von der Regierung eine verbindliche Planungs-und Förderzusage bis 2035 erhalten. Ähnlich sieht das auch die LEAG, der zweite Braunkohleproduzent in Ostdeutschland. 

Die MIBRAG zeichnet für die Tagebaue Vereinigtes Schleenhain und Profen (Sachsen und Sachsen-Anhalt) verantwortlich. Mit der dort gewonnenen Braunkohle werden die Kraftwerke Schkopau und Lippendorf versorgt. Lippendorf bei Leipzig gehört mit einem Block der EnBW und mit dem zweiten Block der LEAG. EnBW will den ersten Block bereits in 2028 aus wirtschaftlichen Gründen abschalten, da der Strombedarf zu einem Großteil aus erneuerbaren Energien gedeckt wird, so EnBW.

Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn der hochsubventionierte Strom dauernd bereitgestellt wird und keine Flaute herrscht. Und das ist nur einige Wochen im Jahr so. Denn das System aus Windkraft-und Photovoltaik-Anlagen sowie einigen Gaskraftwerken ohne nennenswerte Speichermedien funktioniert nur so lange, wie die ständig auftretenden Schwankungen der volativen Energie durch Kraftwerke sekundengenau ausgeglichen wird. Sollten die Kraftwerke also alle vom Netz genommen werden, dann kommen eher die erneuerbaren Energien unter Druck als die bisher zuverlässig liefernden Kohlekraftwerke. Das Nachsehen hätten die Bürger.    

Das Kraftwerk Lippendorf soll durch 40 neue Gaskraftwerksblöcke bis Anfang 2030 ersetzt werden. Allerdings ist fraglich, ob diese bis dahin gebaut werden. Denn kein Investor will bei der wankelmütigen Regierung seine Kohle verlieren, falls die Grünen nur noch grüne Gaskraftwerke wollen. Also wird der Bau wieder nur über Subventionen laufen. Das ist ein Fass ohne Boden.   

Die Unwirtschaftlichkeit für die Unterhaltung der Kohlekraftwerke ergibt sich also nicht daraus, das diese per se unwirtschaftlich arbeiten würden, sondern weil die erneuerbaren Energien hoch subventioniert werden. Ansonsten ist die Kohle weiterhin der preiswerteste Energieträger überhaupt. Die Verteuerung wird ausschließlich durch die Politik verursacht.    

Braunkohle Nicht die Kraftwerke stehen unter Druck, sondern die Politik

Denn die sukzessive Stilllegung von Tagebauen und Kraftwerken macht die zeitweilige Stomabschaltung und den regionalen Blackout immer notwendiger und  wahrscheinlicher. Die Politik wird das den Bürgerinnen und Bürgern erklären müssen. Erst Ende Dezember wurde die Braunkohleförderung im Tagebau Jänschwald nördlich von Cottubs nach 50 Jahren eingestellt. Für die Mitarbeiter und die Region war das ein Trauertag und für die Lausitz eine echte Zäsur. Ähnlich wie die Beendigung des Steinkohlenbergbaus in NRW  Ende 2018. 

Damit rd. 2,5 Mio. Haushalte in Ostdeutschland zuverlässig, sicher und preisgünstig mit Energie versorgt werden konnte, haben die Kumpels in Jänschwalde hart geknüppelt. Rund 660 Mio. Tonnen Braunkohle wurden gefördert. 4,3 Mrd. Kubikmeter Abraum mußten beseitigt werden, um an die in rd. 100 Meter tief liegende 17 Mio. Jahre alte Kohle zu kommen. 500 Mitarbeiter beschäftigt die LEAG noch an den Standorten Welzow-Süd, Nochten und in der Brikettfarbrik Reichwalde. 

Den Rückbau und die Renaturierung des Jänschwalder Tagebaus werden 200 Mitarbeiter bis 2030 besorgen. Und danach wird es wohl kaum neue Arbeitsplätze in der Region geben. Denn es gibt keine Wertschöpfungsketten, die man nutzen könnte. 

Dafür will man weiter auf Onshore-Windparks setzen. Die LEAG will dafür 1 Mrd.Euro bis 2030 in die Hand nehmen.  Der Tagebau Jänschwalde soll ab 2029 geflutet werden. Drei Seen werden dann die Touristen zur Naherholung einladen. Kännchen gibt es dann nur draußen.   

Tagebau Jänschwalde 660 Mio. Tonnen seit 1976 gefördert

Tagebau Jänschwalde 4,3 Mrd. Tonnen Abraum freigelegt

MinPräs. Dietmart Woidke den Frauen und Männern im Tagebau gilt unser Respekt und unser Achtung für ihre harte Arbeit im 4-Schichten-Betrieb.

Jänschwalde bis Anfang 1990 arbeiteten rd. 70.000 Menschen im Tagebau. Ende 2023 waren es noch 500 bei der MIBRAG in Jänschwalde.

ENDE EINER ÄRA - JÄNSCHWALDE HAT FERTIG

Am 31.12.2023 endete der reguläre Betrieb im Tagebau Jänschwalde nach fast 50 Jahren. Brandburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke klopfte dem LEAG-Steiger Michael Kadler zur letzten Schicht feierlich auf die Schulter und dankte ihm und seiner Mannschaft für die hervorragende Arbeit. 

Auch der LEAG-Produktionsvorstand Dr.-Ing. Philippp Nellessen trötete in das gleiche unverbindliche Horn. LEAG wird den Standort erhalten und diesen für eine nachhaltige Zukunft aufbereiten. Den Wandel würde man sozialverträglich unter Beteiligung der Beschäftigten gestalten, so Nellessen. 

Wieviel Tausende von neuen Industriearbeitsplätzen in der Region nach der Stilllegung von Jänschwalde entstehen werden, sagte er vorsichtshalber nicht. Offensichtlich hat Nellessen von der RAG sowie der RAG-Tochter RAG-Stiftung gelernt.  Die hatte bei jeder Zechenstilllegung von zukunftsweisenden und nachhaltigen Arbeitsplätzen gejubelt, die nur in sehr bescheidenem Maße kamen.  

Meistens waren es auch keine neuen Arbeitsplätze, sondern die sich neu ansiedelnden Firmen auf den ehemaligen Bergbauflächen brachten Ihre alten Mitarbeiter gleich mit. Und diese verdienen bis heute nicht annähernd so viel, wie die Bergleute damals. Und von einer ausgeprägten Mitbestimmungskultur wie im Bergbau kann ebenfalls keine Rede sein. 

Erneuerbare Energien schaffen nun mal kaum neue Arbeitsplätze. Und das wird in der Lausitz auch nicht anders sein. Kein Wunder, warum die verbliebenen Bergleute im Tagebau Nochten die Energiewende der Bundesregierung skeptisch sehen.    

Die Bundesregierung sollte das Gefährdungspotential dabei nicht unterschätzen, die die unsinnige Energiepolitik verursacht. Der Protest der Landwirte Anfang Januar 2024 sollte als ernste Warnung verstanden werden, die Energiepolitik grundlegend zu überdenken und den Bogen nicht zu überspannen.  

Glückauf ! 

Quellenhinweise: 

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.12.2023; MDR.de vom 09.03.2023 und 02.04.2023; LEAG-Pressemitteilung vom 22.12.2023; Leipziger Volkszeitung vom 03.01.2024; Bild-Zeitung vom 03.01.2024; eulerpool.com vom 02.01.2024; Süddeutsche Zeitung vom 02.01.2024; RTL.de vom 04.01.2024; boersennews.com vom 02.01.2024 sowie RK-Redaktion vom 14.01.2024

Fotonachweise: 

Header: pixabay.com; Montage: Revierkohle; links darunter: LEAG-Luftbild; Links ganz unten: LEAG-Pressefoto

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kein vorzeitiger Ausstieg aus der Braunkohle
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