GUTE NACHT, MARIE - DIE VERSORGUNGSKRISE KOMMT NÄHER
Die jüngsten Entscheidungen zur Stilllegung weiterer Kraftwerksblöcke im Kraftwerk Neurath und Niederaußem lassen die Alarmglocken läuten. Es ist an der Zeit, dass wir uns der gravierenden Konsequenzen bewusst werden, die diese Maßnahmen mit sich bringen. Die Politik, angetrieben von der fixen Idee, durch die Stilllegung von Kohlekraftwerken das Klima retten zu wollen, scheint dabei den Blick auf das Gesamtbild verloren zu haben.
Die Realität ist, dass diese Entscheidung nicht nur die Versorgungssicherheit bedroht, sondern auch Tausende von weiteren Arbeitsplätzen in den Regionen Nordrhein-Westfalens gefährdet. Seit 2000 sind allein im deutschen Steinkohlenbergbau bis zum Auslauf im Jahre 2018 über 30.000 Arbeitsplätze weggefallen. Nur ganz wenige neue Arbeitsplätze sind auf den ehemaligen Zechenstandorten neu entstanden. Die meisten Firmen verlagerten nur Ihre Arbeitsplätze. Das wird als Erfolg verkauft. Tatsache ist aber, das NRW seit über 50 Jahren am Dauertropf der Regierung hängt.
Die Stilllegung weiterer Kraftwerksblöcke in Neurath mit den Blöcken C, D und E sowie in Niederaußem mit den Blöcken E und F ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die in diesen Anlagen arbeiten. Es sind nicht nur Zahlen auf einem Blatt Papier, sondern Menschen, die nun um ihre Existenz bangen müssen. Familien, die plötzlich vor einer ungewissen Zukunft stehen, und Gemeinden, die mit dem Verlust wichtiger Arbeitsplätze konfrontiert sind. Die Politik mag glauben, dass sie im Namen des Klimaschutzes handelt, aber sie vergisst dabei die soziale Verantwortung gegenüber den Menschen, die von diesen Entscheidungen betroffen sind.
Die Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit dürfen ebenfalls nicht unterschätzt werden. Die schrittweise Stilllegung von Kraftwerken führt zwangsläufig zu einer Verringerung der verfügbaren Energiekapazität. Insbesondere in Zeiten, wo absehbar ist, das die Energiewende nicht gelingen kann, weil sie nur über Steuermittel künstlich am Leben gehalten wird und weit und breit keine Speicher für volative Energiequellen zur Verfügung stehen. Wir stehen daher vor der Gefahr von Engpässen und einem Anstieg der Energiepreise, was letztendlich Verbraucher und Industrie gleichermaßen belasten wird.
Es ist höchste Zeit, dass die Politik über den Tellerrand hinausschaut und eine umfassende Strategie entwickelt, die sowohl den Umweltschutz als auch die wirtschaftliche Stabilität und die soziale Verantwortung berücksichtigt. Es müssen Lösungen gefunden werden, die eine preiswerte und nachhaltige Energieversorgung fördert, ohne dabei die Arbeitsplätze und die Versorgungssicherheit zu gefährden.
Dies erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Investitionen in neue Technologien, Umschulungsprogramme für betroffene Arbeitnehmer und eine stärkere Kooperation zwischen Regierung, Industrie und Gewerkschaften umfasst. Und ganz ohne fossile Energieträger wird das nicht funktionieren. Wenn diese bei uns vollständig wegbrechen, dann kommt die Kohle eben aus dem Ausland. Was die grüne Sache nicht glaubwürdiger macht.
Microsoft zwei neue KI-Rechenzentren und ein Schulungszentrum geplant
Die geplante Ansiedlung des US-Konzerns Microsoft im auslaufenden rheinischen Braunkohlenrevier in Grevenbroich wirft ernsthafte Fragen auf, insbesondere im Hinblick auf die Prioritäten und die tatsächliche Transformation der Region. Während die Schaffung von rd. 300 neuen Arbeitsplätzen sicherlich als positives Signal betrachtet werden kann, darf dies nicht über die tieferliegenden Probleme hinwegtäuschen.
Die Ankündigung von Microsoft mag auf den ersten Blick wie ein Hoffnungsschimmer erscheinen, insbesondere für eine Region, die mit einem dramatischen Rückgang der Beschäftigungszahlen seit Jahrzehnten konfrontiert ist. Doch wenn wir diese Zahl von rd. neuen 300 Arbeitsplätzen in das größere Bild einordnen, wird die Tragweite des Problems deutlich. Gegenüber den 15.000 verlorenen Arbeitsplätzen im Zuge des fragwürdigen Strukturwandels im Braunkohlenrevier und den rd. 30.000 verlorenen Arbeitsplätzen im Steinkohlenbergbau seit 2000 erscheint diese Zahl eher als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Es ist entscheidend, die wahre Natur dieser „Transformation“ zu verstehen. Die geplante massive Subvention von 15 Milliarden Euro zur Umstrukturierung der Region durch die Landesregierung in NRW wirft Fragen auf, ob diese Mittel wirklich effektiv eingesetzt werden, um nachhaltige Lösungen zu schaffen. Der ersatzlose Wegfall eines preiswerten Energieträgers zugunsten einer unsicheren Versorgung durch Windkraft-und Solaranlagen ist aus unserer Sicht alles andere als nachhaltig. Es ist reine Ideologie sowie ein schlichtes Glaubensbekenntnis. Das wird der Region nicht weiterhelfen.
Hinzu kommt, das die Konzentration auf die Ansiedlung eines einzelnen Unternehmens, selbst eines so namhaften wie Microsoft, grundlegende Zweifel an der Breite und Tiefe der geplanten Transformation aufwirft. Es scheint, als ob kurzfristige Erfolge und Schlagzeilen Priorität haben gegenüber langfristigen und nachhaltigen Lösungen für die Wirtschaft und die Menschen vor Ort.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Natur der geschaffenen Arbeitsplätze zu betrachten. Handelt es sich um hochqualifizierte, gut bezahlte Positionen, die den Arbeitnehmern langfristige Stabilität und Perspektiven bieten? Oder sind diese eher kurzfristig und unsicher? Und selbst wenn es sich um Jobs handelt, die eine hohe Qualifikation erfordern, dann zahlen diese wenigen neuen Arbeitsplätze nicht viel in die Sozial-und Rentenkasse ein. Und die Nachfrage wird dadurch auch kam angekurbelt.
Und die 15.000 wegtretenden Bergleute in den Braunkohlerevieren haben davon auch nichts. Wenn die Transformation der Region darauf abzielt, die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung zu sichern und zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen, dann ist sie schon heute gescheitert.
Die Entscheidungsträger sollten den Fokus auf eine umfassendere und inklusivere Strategie zur wirtschaftlichen Erneuerung legen, die über die bloße Ansiedlung von Großunternehmen hinausgeht. Dies erfordert eine engere Zusammenarbeit mit den Gemeinden, lokalen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft, um einen nachhaltigen Pfad für die Zukunft zu gestalten. Hierzu gehört auch die Hinter-fragung einer vermeintlichen Klimarettung durch regenerative Energieträger.
Und ganz nebenbei bemerkt: so ein 200.000 qm großes Rechenzentrum, wie es von Microsoft geplant wird, wird jede Menge Strom verschlingen. Was die Sache nicht billig machen wird.
2 neue KI-Rechenzentren im rheinischen Kohlerevier geplant
“ Wir hoffen, das mit der Ansiedlung von Microsoft viele neue Ansiedlungen weiterer Firmen stattfinden werden“
Sascha Solbach (SPD)
Bürgermeister von Bedburg
SO VIEL GESICHERTE LEISTUNG GEHT VOM NETZ
Durch die Stilllegung der Kraftwerksblöcke E und F im Kraftwerk Niederaußem ( Kreis Bergheim) gehen 600 Megawatt an gesicherter Leistung verloren und im Kraftwerk Neurath (Grevenbroich) gehen mit der Stilllegung des Blocks C 1.500 Megawatt an gesicherter Leistung verloren. Dieser Block stammt aus den 70er Jahren und wurden zuletzt als Sicherheitsreserve wieder zugeschaltet.
Am Standort Niederaußem, Energiestr. 101 in Grevenbroich, sind seit Ostern 2024 nur noch die Blöcke Friedrich und Gustav mit einer Leistung von je 1.100 Megawatt in Betrieb. Der TÜV Rheinland stellte im Rahmen einer routinemäßigen 30-stündigen Inspektion am 24.2.2023 fest, das sich das Kraftwerk technisch in einem einwandfreien Zustand befindet, mit Ausnahme geringfügiger Mängel.
Im Kraftwerk Neurath laufen die Blöcke F und G mit optimierter Anlagen-technik voraussichtlich noch bis März 2030 weiter. Und im Kraftwerk Nieder-außem laufen noch die Blöcke D und K bis 2030 weiter.
Danach sollen beide Kraftwerke endgültig vom Netz genommen werden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hält die Kraftwerke für überflüssig und hat bis Ostern 2024 15 Kraftwerksblöcke stillgelegt. Das entspricht einer Gesamtleistung von 3,1 Gigawatt.
Das ebenfalls in Grevenbroich gelegene Braunkohle-Kraftwerk Frimmersdorf wurde schon 2021 stillgelegt. Auf dem 20.000 qm großen Gelände soll ein Rechenzentrum und ein Bildungscampus für Behördenmitarbeiter entstehen. Etliche Gebäude sollen unter Denkmalschutz gestellt werden.
Darüber hinaus sind acht mittlere und kleinere Steinkohlenkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1,3 Gigawatt endgültig vom Netz gegangen. Habeck begründet die Stilllegung damit, das die erneuerbaren Energien deutlich ausgebaut wurden und das sich die Versorgungslage mit Gas stabilisiert hätte. Daher sei der Weiterbetrieb auch für den erneuten Ernstfall nicht erforderlich.
Auch die Bundesnetzagentur sieht keine Versorgungskrise herauf-schimmern. Das ist mehr als blauäugig und realitätsfremd. Kein Wunder. Denn der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, ist Volkswirt und Grüner.
Er und die Bundesregierung hält trotz vielfacher Mahnungen weiterhin am Ausbau der erneuerbaren Energien fest. Da die gesicherte Leistung von Wind-und Sonnenstrom bei 0 liegt, werden wir in Zukunft mit regelmäßigen Stromabschaltungen rechnen müssen.
Denn die noch übrig gebliebenen Gas-und Kohlelkraftwerke können irgendwann die Grundlast und den Sekundenstrom als auch die benötigte Prozesswärme für die Industrie nicht mehr bereitstellen. Und der Strom muß sekundengenau zur Verfügung stehen.
Darauf ist unser 50 Hertz-Netz ausgerichtet. Wird diese Frequenz auch nur um 1 Hertz reduziert, droht schon ein Netzausfall. Für ein stabiles Stromnetz werden 45 % der installierten Kraftwerksleistung benötigt. Grund: weil die Kraftwerke nicht nur die Grundlast sicherstellen, sondern auch die sog. Momentanreserve. Sie wird durch die Rotationsenergie der Turbinen erzeugt und bremst Netzschwankungen, die durch regenerative Energieerzeuger ver-ursacht werden, ständig aus.
Durch die Abschaltung der Braunkohle-Blöcke fehlen nunmehr 9 % an gesicherter Leistung. Das hat sogar der Bundesrechnungshof jüngst kritisiert.
Die Alternative zur Überbrückung von Flautezeiten heißt zwar Flüssiggas aus Katar, ist aber dreimal so teuer wie die Kohle. Und wird von einem lupenreinen Despotenstaat geliefert. Selbstverständlich auf fossiler Basis. Und genügend Gaskraftwerke gibt es auch nicht. Von Wasserstoff-Ready-Gaskraftwerken ganz zu schweigen. Davon gibt es in Deutschland derzeit nur eins.
Glückauf bzw. Glückab !
Quellenhinweise:
NAEB e.V., Schortens, Pressemitteilung vom 3.4.2024; 1wdr.de vom 28.11.2023, 31.03.2023 und 30.01.2024; Grevenbroicher Zeitung vom 26.03.2024; rp-online.de vom 02.04.2024; Frankfurter Allgemeine vom 24.03.2024; welt.de vom 24.03.2024; mdr.de vom 1.4.2024 ( mit Hinweis auf die Bundesnetzagentur); Westdeutsche Zeitung vom 24.03.2024; rp-online.de vom 08.10.2023; brd.nrw.de vom 24.02.2023 ( zur letzten Kraft-werksinspektion durch die BezReg.Düsseldorf) sowie RK-Redaktion vom 14.04.2024
Fotonachweise:
Header: Kraftwerk Neurath und Niederaußem: Youtube-Screenshot; Illustration: Revierkohle: Hintergrund: pixabay.com ; links darunter: Youtube-Screenshot; darunter: Youtube-Screenshot; rechts darunter: Youtube-Screenshot