In einer Zeit, in der die Dringlichkeit des Klimawandels fast täglich ohne wissenschaftlich nachvollziehbare Begründung Landauf und Landab medial beschworen wird , suchen Regierungen und Institutionen einen Wegen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit, um den angeblich so gefährlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren und nachhaltigere Energiequellen zu fördern. So weit, so schlecht.
Ein kontrovers diskutierter Ansatz ist die Umrüstung von Kohlekraftwerken auf die Verbrennung von Holzpellets. Die Entscheidung der Europäischen Union, diese Form der Energieerzeugung als nachhaltig zu klassifizieren, hat weitreichende Folgen – sowohl für die Umwelt als auch für die Biodiversität.
Die fragwürdige Nachhaltigkeit
Die EU-Entscheidung, die Verbrennung von Holz als nachhaltig zu bewerten, basiert auf der Annahme, dass Bäume, die zu Pellets verarbeitet werden, wieder nachwachsen können und somit langfristig das freigesetzte CO2 wieder binden. Theoretisch klingt dies sinnvoll: Holz gilt als nachwachsender Rohstoff, der bei nachhaltiger Forstwirtschaft eine neutrale CO2-Bilanz aufweisen könnte. Doch die Realität zeigt ein komplexeres Bild.
In der Praxis führt die steigende Nachfrage nach Holzpellets zu einer Intensivierung der Waldnutzung. Oftmals werden Bäume gefällt, die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gebraucht haben, um zu wachsen. Der Nachwuchs von Bäumen, der diesen Prozess kompensieren soll, benötigt jedoch ebenfalls lange Zeiträume, um die gleiche Menge an CO2 zu binden.
Umweltauswirkungen und Artenvielfalt
Der verstärkte Holzeinschlag hat gravierende Folgen für die Artenvielfalt und die Ökosysteme der Wälder. Wälder sind komplexe Lebensräume, die unzählige Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Die Abholzung, insbesondere von alten, natürlichen Wäldern, führt zum Verlust von Lebensräumen und gefährdet die Artenvielfalt. Viele spezialisierte Arten, die auf bestimmte Baumarten oder Waldstrukturen angewiesen sind, finden in den nachwachsenden Wäldern keinen geeigneten Lebensraum mehr.
Darüber hinaus hat der Kahlschlag einen negativen Einfluss auf den Boden und den Wasserhaushalt. Die Wurzelsysteme der Bäume spielen eine entscheidende Rolle bei der Bindung von Nährstoffen und Wasser im Boden. Ohne diese Wurzeln kann es zu Erosion und einer Verschlechterung der Bodenqualität kommen, was wiederum die Vegetation beeinträchtigt und zu weiteren Verlusten an Biodiversität führt.
Klimafolgen
in weiteres Problem ist die Ineffizienz der Holzverbrennung im Vergleich zu fossilen Brennstoffen. Während die Verbrennung von Holz zwar erneuerbar ist, ist sie nicht CO2-neutral. Die Prozesse der Holzernte, Verarbeitung und Transport setzen ebenfalls CO2 frei, was die Gesamtbilanz weiter verschlechtert. Außerdem setzen Holzpellets bei der Verbrennung Feinstaub und andere Schadstoffe frei, die gesundheitsschädlich sein können.
nachhaltige Durchforstung das Kettenmassaker im Ausland
Es ist nicht mehr und nicht weniger als Kahlschlag, sagt der Geografie-Prof. Marcel Mindrescu von der Uni Sucerava in Rumänien, als er sich die „Durchforstung“ des Nationalparks in den Nordost-Karpaten an der Grenze zur Ukraine erschüttert anschaut. Da, wo einst Roteichen und dichte Fichtenwälder in der Mittagssonne Schatten und Kühlung spendeten, blitzt heute nur noch hier und da ein Bäumchen oder ein Strauch auf.
Die Abholzung in Rumänien ist kein Einzelfall. Vielerorts in der EU werden derzeit Wälder großräumig abgeholzt, um die Kohlekraftwerke auf Pellet-Verbrennung umzustellen. Auch kaufen immer mehr Eigenheimbesitzer Kaminöfen, um Pellets zu verbrennen.
Warum die Abholzung lukrativ ist
Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine haben sich die Kosten für Gas, Öl und Kohle drastisch verteuert. Kohle hat sich durch die Einführung des CO2-Zertifikatehandels künstlich verteuert. Die Verfeuerung von Holz-Pellets fördert die EU dagegen mit großzügigen Subventionen in Höhe von rd. 30 Mrd. Euro. Viele Experten halten das für einen Irrweg. Auch deswegen, weil in der EU deutlich mehr Holz geerntet wird als nachwächst. In den USA und in Kanada werden mittlweile schon Primärwälder abgeholzt. Hinzu kommt der illegale Holzeinschlag in den Wälder von Cameron, Botswana, Ethiophin, Niger u.a. arme Länder. Etwa 50 % des in der EU verbrannten Holzes wird in Kraftwerken verfeuert. Mit steigender Tendenz.
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Cameroon
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Niger
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Botswana
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Vorreiter der Umstellungsarie ist England und Frankreich. Im britischen Yorkshire steht ein Kohle-Kraftwerk, welches 2012 auf Pellet-Verbrennung umgerüstet wurde. Das Kraftwerk Drax vebrennt mittlerweile mehr Pellets als jedes andere Kraftwerk auf der Welt. Das Holz kommt zu 60 % aus dem Südosten der USA und der Rest aus dem Baltikum und Kanada. Das sind rd. 9 Mio. Tonnen Pellets im Jahr. Und mit dieser gewaltigen Menge deckt das Kraftwerk gerade einmal 7 % des britischen Strombedarfs. Die Regierung lässt dafür 3,5 Mio. Euro jährlich aus der Staatskasse springen. Wegen der Nachhaltigkeit.
In Frankreich sieht das bitterböse Spiel nicht viel anders aus. Dort sollen die Kohlekraftwerke Emile Hutchet in Saint Avold, Ostfrankreich und Cordemais bei Nantes nahe der Atlantikküste bis 2027 auf Holz-Pellet-Betrieb umgerüstet werden. Die Unternehmensberatungsfirma Futuremetrics schätzt den Gesamtpelletbedarf für beide Kraftwerke auf 4,8 Mio. Tonnen jährlich ein. Schon heute verbrennen private Haushalte in Frankreich rd. 2,6 Mio. Tonnen Pellets jährlich.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bezeichnet die Holzverbrennung in ihrer „Förderrichtlinie Kohlekraftwerksumrüstung“ als sinnvolle und nachhaltige Biomasse, deren Zweck es sei, eine „komplementäre und steuerbare Energiequelle zur volativen Energieerzeugung durch Sonne und Wind in Deutschland zu schaffen.“ Das ganze soll zuverlässig vor Enegieengpässen bei Windflaute schützen. Dafür will das Bundesministerium mit Robert Habeck rd. 10 Mrd. Euro springen lassen.
Dabei müßte den beteiligten Akteuren eigentlich klar sein, das Energie aus Biomasse keineswegs klimaneutral und auch nicht sozial ist, wie sich die Politik das wünscht.
Die CO2-Emissionen sind bei der Verbrennung von Pellets ebenso hoch wie bei der Verbrennung von Kohle. Auch die Verbrennung angeblich minderwertigen Holzes, wie das so gerne von den Pelletherstellern behauptet wird, entspricht nicht der Wahrheit. Das hat die Umweltorganisation „Biofuelwatch“ belegt. Minderwertiges Holz wird über den Preis definiert. Natürlich gibt es auch Holzeinschlagsreste wie Bruch-und Unterholz, welches zurückbleibt. Und wenn dieses auch noch verwertet wird, dann entzieht die Abholzung dem Boden Nährstoffe, wodurch die wieder neu angepflanzten Bäume mickriger werden und die Artenvielfalt verloren geht.
In Deutschland planen derzeit die Firmen EnBW, Onyx Power, steag AG und Vattenfall die Umrüstung Ihrer Kohlekraftwerke auf Holz-Pellet-Verbrennung.
Quellenhinweise:
klimareporter.de vom 22.12.2020; biofuelwatch.org.uk vom August 2021; Der Spiegel vom 28.05.2021; Deutschlandfunkkultur.de/holzpellets vom 16.10.2023; forstpraxis.de vom 28.10.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.06.2024
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