In der Klimawissenschaft wird der Begriff „Kipppunkte“ (tipping-points) immer häufiger verwendet, um kritische Schwelleffekte im Klimasystem zu beschreiben. Doch sollten wir diese Theorie wirklich bedenkenlos akzeptieren oder handelt es sich hierbei eher um alarmistische Spekulationen?
Die Idee der Kipppunkte besagt, dass es bestimmte kritische Schwellenwerte im Klimasystem gibt, deren Überschreitung zu unumkehrbaren und katastrophalen Veränderungen führen könnte. Das jedenfalls behauptete Prof. Dr. Hans-Joachim Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klima-folgenforschung (PIK) in einem Vortrag am 26.08.2014 in Stockholm.
Dazu gehören zum Beispiel das Abschmelzen der polaren Eiskappen, die Freisetzung großer Methanmengen aus Permafrostböden oder der Zusammenbruch des Golfstroms. Das alles würde eintreten, wenn es uns nicht gelingen sollte, die Zunahme der mittleren Erdtemperatur auf unter 2 Grad zu begrenzen. Daher wurde das sog. 1,5 Grad-Ziel im Pariser Klimaschutzabkommen 2015 erdacht und als Empfehlung an alle EU-Staaten weitergegeben. Neuerdings wird in den Medien die Sommerperiode mit Temperaturen von bis zu 45 % als Beleg für den von Menschen verursachten Klimawandel herangezogen.
Allerdings gibt es unter Wissenschaftlern eine kontroverse Debatte darüber, wie realistisch und quantifizierbar diese Kipppunkte tatsächlich sind. Einige Forscher argumentieren, dass diese Theorie zu stark vereinfacht und möglicherweise übertrieben dargestellt wird. Die Dynamik des Klimasystems ist äußerst komplex und durch zahlreiche Rückkopplungseffekte geprägt, die es schwierig machen, klare Kipppunkte zu identifizieren.
Darüber hinaus basieren viele der Kipppunkte auf Modellierungen und Simulationen, die mit Unsicherheiten behaftet sind. Es ist bekannt, dass Klimamodelle Schwierigkeiten haben, bestimmte regionale Phänomene genau vorherzusagen, und die Annahmen über zukünftige Entwicklungen können stark variieren.
Kritiker der Kipppunkte-Theorie argumentieren auch, dass die Fokussierung auf diese möglichen Tipping Points die Gefahr birgt, andere wichtige Aspekte der Klimakrise zu vernachlässigen. Indem wir uns zu sehr auf potenzielle Kipppunkte konzentrieren, könnten wir die Dringlichkeit anderer Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels vernachlässigen. Zum Beispiel die Entsiegelung von Flächen, den Bau von höheren Deichen, die Bepflanzung von Häuserdächern etc.
Quellenhinweise:
Eike.de vom 26.03.2023; Limburg, Michael: Klimahysterie – was ist dran ?, 2. Auflg, Jena 2009, S. 17 ff; Vahrenholt, Fritz, Lüning, Sebastian: Unerwünschte Wahrheiten- was Sie über den Klimawandel wissen sollten, 8. Auflg., München 2020, S. 158 ff sowie RK-Redaktion vom 14.08.2023. Die Kipp-Punkt-Erläuterungen oben und unten sind als Screenshot aus unserem Erklärvideo, Kapitel 3, Unsicherheiten bei Klimaprojektionen, entnommen. Dort befinden sich weitere Quellenhinweise. (www.bildung.revierkohle.de)
Fotonachweise:
Header: pixabay.com, links darunter: pixabay.com, rechts unten: getstockly