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Innogy: Notschlachtung

RWE und E-ON zerteilen Ökostrom-Tochter

Die Notschlachtung der RWE-Tochter innogy ist die Konsequenz einer epochalen Entwicklung. Sie begann mit dem deutschen Atom-ausstieg nach der Fukushima-Ka-tastrophe in Japan und setzt sich derzeit mit dem anvisierten Verkauf der E-ON-Kraftwerkstochter Uniper fort. Die beiden Mitbewerber im Energiemarkt wollen sich künftig keine Konkurrenz mehr machen.

Konkret bedeutet das, dass E-ON keinen Strom mehr produzieren und sich auf die Betreuung der Netzinfrastruktur sowie auf den Stromverkauf konzentrieren will. Dazu kauft E-ON  77 % der Inno-gy-Aktien von RWE und an-schließend wird das Unter-nehmen zerschlagen.  Nach An-sicht verschiedener Medien könnte das 4.700 Mitarbeitern den Job kosten. RWE hingegen will sich auf die Stromproduktion mit Hilfe konventioneller Kraft-werke als aber auch über er-neuerbare Energien, das Gas-speichergeschäft und über Be-teiligungen über Wasser halten. Man erhofft sich dadurch Einspareffekte in Höhe von 600 bis 800 Mio. EUR ab 2022. 

Bernhard Blach

Essen bleibt Sitz der Energieriesen

E-ON Chef Johannes Teyssen hat sich im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme der RWE-Tochter innogy zum Standort Essen bekannt. Trotz der geplanten Übernahme ab 2020 und anschließender Zerschlagung wird am Brüsseler Platz in Essen der Bau des neuen Innogy-Campus weiter verfolgt. Das gab Teyssen auf der Zeche Zollverein in Essen vor rd. 300 Energieexperten bekannt. Teyssen glaubt, von Essen aus das ganz große Energierad in Zukunft mitdrehen zu dürfen. Und dieses dreht sich digital. So ist Teyssen davon überzeugt, das die Digitalisierung und die Vernetzung aller Haushalte, Unternehmen, Gemeinde und Städte ganz neue Möglichkeiten eröffnen wird, Energie effizient und um-weltfreundlich zu nutzen. Der Stromfluss wird über Smart Grids intelligent gesteuert, Messgeräte erfassen den Stromverbrauch an jedem Verbraucher und der Strom wird in Zukunft selbst produziert und eingespeist.  

RWE will sich mit dem Plan "Lift and Shift" vor dem Absturz in die Bedeutungslosigkeit retten

Rolf-Martin Schmitz - RWE-Vorstandsvorsitzender- Foto: RWE
Johannes Teyssen, E-ON-Vorstandsvorsitzener , Foto: Wiki05, wikimedia commons
Uwe Tigges, innogy-Vorstand, Foto: innogy

Der sog. Plan sieht vor, das sich RWE aufteilt in den Bereich erneuerbare Energien, Netz-betreuung und Vertrieb von Dienstleistungen. Das reicht dem Aufsichtsrat aber nicht aus, weil nicht erkennbar wäre, wo die wirklich neuen Geschäftsfelder der Zukunft liegen könnten. Und dann stellt sich für die Haushaltskämmerer von mehreren Ruhrgebiets-städten,  die an RWE mit 25 % beteiligt sind, auch noch die brisante Frage, wieviel Geld der Konzern in Zukunft erwirtschaften wird, wenn die digitalisierte Energiewirtschaft nur noch regional und dezentral aufgestellt ist und wie dann die Kosten für den Rückbau der atomaren Altlasten gewuppt werden sollen. Neben diesen börsenorientierten und fiskalischen Betrachtungen geht es aber nicht nur um Gewinne und Verluste , sondern auch um rd. 60.000 Arbeitsplätze bei RWE und rd. 70.000 Arbeitsplätze bei E-ON. Hinzu kommt die Stahlkrise. Die Schuld an dieser Entwicklung tragen gewiss nicht nur die gutbetuchten Vorstände beider DAX-Unternehmen, sondern zu einem Großteil die Politik. Die hat mit Einführung des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) im Jahre 2000 den Grundstein für die heutige disaströse Sitution beider Konzerne gelegt, in dem die wirt-schaftlich gut aufgestellten und zuverlässig arbeitenden Grundlastkraftwerke zugunsten erneuerbarer Energien zurückgedrängt wurden. Seitdem muß regenerativ erzeugter Strom unabhängig von der Bedarfslage bevorrechtigt in das Stromnetz eingespeist werden. Damit brach eine Haupteinnahmequelle weg. Übrigens, warum innogy nach nur 2 Jahren seiner Existenz den Bach runter geht, ist auch klar: alle erneuerbare Energie-Anlagen von innogy haben im Jahr etwa so viel Strom produziert wie ein einziges Kernkraftwerk. Hinzu kommt der Bieterkampf von vielen Windkraftprojekten an Land und auf hoher See, die ausgeschrieben werden und wo Billiggebote für den Bau den Ausschlag geben. Inwieweit dieser Megadeal in Zukunft dazu führt, das die Strompreise erhöht werden, läßt sich im Augenblick noch nicht verbindlich sagen, unwahrscheinlich wäre das aber nicht.  

Quellenhinweise

Handelsblatt vom 11.03.2018 und 2303.2018; WAZ vom 13.03.2018; Manager-Magazin vom 13.03.2018; Tagesspiegel vom 7.12.2015 und RK-Redaktion vom 24.03.2018
großes Foto oben: Fxquadro, fotolia-Kauf

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