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MIT DEM CO2-ZERTIFIKATEHANDEL

Es ist nicht das erste Mal, das wir uns mit dem Zertifikateschwindel der EU auseinandergesetzt haben. (siehe >hier und >hier). Aber wussten Sie eigentlich auch, das ein Großteil der C02-Zertifikate, die Firmen und Kraftwerke zur Kompensation ihrer Emissionen erwerben können, völlig wertlos sind und das Klima schon gar nicht schützen ? Nun, dann erklären wir Ihnen das einmal etwas genauer. 

Der sog. Verified Carbon Standard (VCS) ist der Standard zur Zertifizierung von C02-Emissionen, um diese zu reduzieren. Tatsächlich werden damit aber nur die Kosten für fossile Energien künstlich in die Höhe getrieben, damit man die erneuerbaren Energien als preiswerter und effektiver darstellen kann. Doch hinter dem Handel mit C02-Zertifikaten läuft eine riesige Betrugsmaschinerie, bei der es um Millionen  Euros und Dollars geht. 

Eine neunmonatige Untersuchung, die am 18.1.2023 von der Tageszeitung The Guardian und der Zeit veröffentlicht wurde, ergab, dass 94 % der genehmigten Credits des weltweit führende US-Zertifizierers, die gemeinnützige Firma VERRA aus Washington, ungültig waren. Hierbei wurden mehr Waldschutz-Zertifikate vergeben, als Wald in der untersuchten Größenordnung gar nicht vorhanden war. Auf dem Kompensationsmarkt sind daher rd. 89 Mio. Tonnen C02-Geisterzertifikate gelandet. Ein Zertifikat steht für eine Tonne C02. 

Unternehmen kaufen also Zertifikate, um ihre eigenen C02-Emissionen für einen guten Zweck, in diesem Fall für Klimaprojekte wie die Aufforstung von Wäldern zu kompensieren. Wie viel C02-Zertifikate sich ein bestimmtes Klima-Projekt anrechnen lassen darf, regelt der Zertifizierer. 

Um die politisch vorgegebenen Klimaziele zu erreichen, setzen alle energieintensiven Unternehmen auf eine Kompensation ihrer C02-Emissionen. Es handelt sich sozusagen um einen Freikauf. Dabei wird auch in der EU kräftig geschwindelt. So hatte erst Anfang des Jahres die EU-Kommissionsvorsitzende Ulrike von der Leyen Erdgas und Fracking als „nachhaltige“ Energieträger im Sinne der Klimarettung eingestuft. Von Begrenzen und Handeln (Cap and Trade wie die EU das im Neusprech nennt)  kann also gar keine Rede sein. 

Bundesrechnungshof

Kauf von Zertifikaten keine Schutzalternative

Denn die C02-Zertifikate retten weder das Klima noch sorgen sie in angemessener Weise dafür, das Waldrodungen reduziert und Neuanpflanzungen im großen Stil stattfinden. 

Denn zwischen Projektbetreibern und Zertifizierern wäscht gerne eine Hand die andere. Je pessimistischer die Prognose eines Projektbetreibers ausfällt, desto mehr C02-Zertifikate lassen sich mit dem Projekt verkaufen. Eine Studie der Uni Cambridge ergab, das das VERRA-Waldprojekt den Waldverlust im Schnitt um das Vierfache überbewertete. Nur 8 von 29 Waldschutzprojekten trugen überhaupt dazu bei, die Abholzung deutlich zu verringern. In Deutschland nehmen Übrigens rd. 1800 Anlagenbetreiber am Emissionshandel teil. Dazu gehören u.a. Kraftwerke, Stahlwerke, Raffinerien und Zementwerke, die auf die Kohle dringend angewiesen sind. 

Politisch wird zwar entschieden, wie viele Treibhausgase von allen EU-Teilnehmern zusammen ausgestoßen werden dürfen. Eine Höchstgrenze für die einzelnen Teilnehmer gibt es aber nicht. Ein Teil der C02-Zertifikate wird über den EU-ETS-Vertrag kostenlos zugeteilt. Je weniger C02 -Ausstoß politisch gewollt ist, um so teurer werden die C02-Freikauf-Zertifikate. 

Im Ergebnis führt das dazu, dass sich die fossilen Energieträger und deren Einsatz wirtschaftlich nicht mehr rechnen. Das ist politisch gewollt. Allerdings wird der Schuss nach hinten losgehen. Denn ohne Kohle, Gas und Öl gibt es kein wirtschaftliches Wachstum. Die Deindustriealisierung ist dann die Folge. Weltweit hat der ganze Zertifikatehandel jedenfalls bisher kaum dazu beigetragen, dass die C02-Emissionen signifikant abgesenkt werden konnten.  

Wie schon gesagt: je weniger C02-Zertifikate die Politik genehmigt, um so teurer werden die Zertifikate. Steigt der Preis, so die grüne Überlegung, wird mehr versucht, C02-Emissionen einerseits zu vermeiden und andererseits verstärkt in Klimaschutzmaßnahmen zu investieren. Diese Milchmädchenrechnung ist bisher allerdings nicht aufgegangen. Die C02-Emissionen steigen trotzdem weiter. 

Bei näherer Betrachtung ist das auch logisch. Denn wenn für jedes Zertifikat irgendwo auf der Welt ein Wald aufgeforstet oder ein Windrad gebaut wird, entsteht keine Win-Win-Situation, sondern weitere C02-Emissionen. Allein für den Bau einer einzigen Windkraftanlage werden rd. 800 Tonnen Beton und rd. 6000 kg Stahl benötigt. Da kommen locker 480.000 Tonnen C02 pro Anlage zusammen. ( 1 Tonne = 600 kg C02, verursacht durch den Brand von Kalkstein) . Und die Aufforstungsmaßnahmen fielen bisher immer wesentlich kleiner aus als die Rodungsflächen. Auch Waldbrände verhinderten, das die Bäume genügend C02 der Atmopshäre entziehen konnten. Und eine flächendeckende  Kontrolle findet auch kaum statt, so die Zeit und die Rechercheplattform „SourceMaterial.“ 

FAZIT:

Der größte Teil der überprüften C02-Zertifikate kompensiert nichts.  Nothing, Njente. 

Quellenhinweise: 

Zeit-Online vom 04.03.2023 und 01.05.2023;  infosperber.ch vom 06.02.2023; klimareporter.de vom 21.01.2023; myclimate.org (was versteht man unter Emissionshandel); dehst.de vom 22.02.2023; Moidl, Stefan, Herrmann, Silva:  Klima-Studie – der Zertifikate-Schwindel! Global 2000 (Hrsg.), Wien o.J.; turi2.de vom 18.01.2023 ; Umweltbundesamt vom 22.02.2023 sowie RK-Redaktion vom 14.07.2023

 

Fotonachweise: 

Header: getstockly, links darunter: pixabay.com, links darunter: C02-Reduzuierungsziele: Umweltbundesamt, darunter: pixabay.com  

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