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Grubenwehr auf Prosper-Haniel beendete die Arbeit

Grubenwehrmänner der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen im Einsatz

Hauptstelle für das Grubenrettungswesen auf Pluto besteht weiter

Grubenwehrmänner der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen im Einsatz
Geschichte der Grubenwehr

prüfe stets zur rechten Zeit, Sauerstoffmenge und Dichtigkeit, Kalipatrone und Luftumlauf, dann in den Schacht. Glückauf !

 

Brand auf PH 9 2005
Brand auf PH 9 in 2005 - bitte klicken
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Grubenbrand PH 9

Grubenbrand auf Prosper-Haniel, Schacht 9 in Bottrop-Grafenwald 2005, Foto: RAG; künstl. Veränderung 1.Foto: Revierkohle

Im Dez. 2018 stellten die beiden letzten Bergwerke der RAG die Förderung ein. Mit dem Ende der Kohleförderung endeten aber noch nicht die unter- und übertägigen Arbeiten auf Prosper-Haniel in Bottrop und Anthrazit Ibbenbüren in Ibbenbüren. Und auch nicht die Arbeit der Grubenwehr. Bis Anfang 2020 liefen auf beiden Anlagen die Rückzugsarbeiten über und unter Tage weiter.

Lüfter. Getriebe. Bandanlagen.  Hobel- und Walzenstrebanlagen. Elektrische Versorg-ungsleitungen u.a. Einrichtungen mußten außer Betrieb genommen und  geraubt werden. Dann wurden einige Teile ins Ausland verkauft. So z.B. in die Türkei und nach Polen. 

Nachdem alle Dämme gesetzt und das Grubengebäude besenrein der Bergaufsicht übergeben werden konnte, begannen im Nov. die Vorbereitungen  zur Verfüllung der Schächte 9 und 10 von Prosper-Haniel. Beide Schächte sind bis auf Schacht Franz-Haniel an der Fernewaldstr. in Bottrop mitt-lerweile standfest verfüllt.

Und auch während dieser Rückzugsphase standen die Männer der Grubenwehr ihren Kameraden bis zum Schluß stets zur Seite. Nun verliessen die letzten Grubenwehr-männer auf PH, Schacht Franz, das Berg-werk in Bottrop. Die Grubenwehr hat die Räume leergezogen.  

Grubenwehr mit Seil2

Adieu !

ein stiller Abschied vom Pütt

Für den Fotografen halten die Gruben-wehrmänner Michael Graynert, Axel Kwiatkowski und Ralf Schmidt am Schacht Franz-Haniel vor der herunter-gelassenen Schranke des Bergwerks-geländes Anfang April 2020 ein Plakat mit der Aufschrift

Time to Day- Rente 2020-Glückauf!

in die Höhe, klönen noch ein wenig und gehen dann zum Betriebsparkplatz und fahren nach Hause.  Für die Grubenwehr-männer endete damit das Kapitel Gruben-wehr endgültig. Sie gingen, wie viele Berg-leute schon vor ihnen, in die Anpassung.   

Die Grubenwehr im Bergbau hat eine lange Tradition. Bei Unglücken und Bränden unter Tage aber auch bei der Höhenrettung kamen sie zum Einsatz.

Immer wieder erschütterten Unglücke mit Dutzenden oder gar Hunderten Toten Deutschland. Jedes Bergwerk hatte seine eigene Grubenwehr. Die Wehrmänner arbeiteten neben der freiwilligen Tätigkeit als ganz normale Bergleute.

Noch Anfang 2018 zählte die Grubenwehr 535 Mitglieder. Der Job ist hart, heiß, anspruchsvoll und man muß belastbar sein. Rund fünf Jahre dauert die Ausbildung. Und es muß ständig geübt werden. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder be-währt, weil Leben gerettet werden konnte.

In die Annalen der Bergbaugeschichte ist z.B. die Rettung von verschütteten Bergleuten auf der Zeche Dahlbusch 1955 mit der Dahlbuschbombe (ein torpedoartiges Rettungsgerät) einge-gangen.

Vielen Fernsehzuschauern dürfte auch noch der Film „Das Wunder von Lengede“ auf Schacht Mathilde des Eisenbergwerks Lengede-Broistedt in Erinnerung geblieben sein. Die Grub-enwehr rettete 1963 nach 2 Wochen 11 Bergleuten aus 62 Meter Tiefe das Leben.

Glückauf

Auch in 2005 wartete auf die Grubenwehr die Vorhölle, weil auf Prosper-Haniel S 9 am 12.3.2005 in 1000 Meter Teufe an einem Förderband die Rollen heißliefen. Die Flammen verbrannten alles, was ver-brennen konnte. Aus dem Grubenlüfter über S 9 zogen meterhohe Wolken in den Himmel. Auch das Wasser, das zum löschen in den Berg gepumpt wurde, war kochend heiß. Bis das Feuer und alle Glutnester unter Tage gelöscht werden konnten, vergingen drei Monate. Die Mannschaft schob dabei nicht nur jede Menge Überstunden vor sich her, sondern arbeitete auch bis an den Rand der Erschöpfung und riskierte dabei ihr eigenes Leben.

Angesichts solcher Belastungen ist wohl jedem kar, dass der Zusammenhalt in der Mannschaft nicht nur notwendig, sondern auch etwas ganz Besonderes ist. Vor allem die Brandbekämpfung unter Tage gehört dazu. Daher werden verdiente Grubenwehrmänner bis heute auch für Ihre Leistungen vom Bundespräsidenten per-sönlich geehrt. Im Gegensatz zu allen an-deren Auszeichnungen ist das Gruben-wehr – Ehrenzeichen die einzige Auszeich-nung, die nur Grubenwehrmänner erhalten. Das staatlich verliehene Ehrenzeichen wurde 1934 vom preußischen Minister für Wirtschaft und Arbeit erstmals gestiftet. Diese besonderen Jungs dürfen daher nie vergessen werden.

noch da

Hauptstelle für das Gruben-
rettungs-wesen auf Pluto

Mit dem Weggang der Grubenwehr auf Prosper-Haniel ist die Geschichte der Grubenwehr aber noch nicht zu Ende, denn sie besteht weiter.

In Gestalt der Hauptstelle für das Grubenrettunsgwesen am ehem. Zechenstandort Pluto an der Wihelmstrasse in Herne trainieren immer noch rd. 130 Grubenwehrmänner regelmäßig den Ernstfall unter Tage. Zusätzlich auch im Trainingsbergwerk am ehem. Zechenstandort Reck-linghausen II in Recklinghausen-Hochlarmark. Dort jedoch nur noch bis Ende 2021. Warum ?

Weil die RAG immer noch offene Grubenbaue und Schächte unterhält. So z.B. noch 10 Grubenwasserzechen. Dort müssen die untertägigen Kreiselpumpen von Bergleuten gewartet werd-en. Für diese Mannschaft ist die Grubenwehr weiterhin da. Die untertägige Grubenwasserhaltung wird bis 2030 sukzessive auf übertägigen Hängepumpenbetrieb umgestellt. Dann wird die Grubenwehr nicht mehr benötigt. Aber sie ist auch noch für andere Bergwerke zuständig. So. z.B. für die Kali-Bergwerke in Deutschland. 

Auch führt die Hauptstelle im Auftrag der Berufsgenossen-schaft Rohstoffe und chemische Industrie weiterhin Fortbild-ungsmaßnahmen durch. So z.B. Fortbildungen als Gerätewart, Trupp-und Oberführer von Grubenwehren, Atemschutzgeräte-training, Belastungsübungen, Auf-und Abseiltechniken sowie theoretische und praktische Unterweisungen im vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz. 

Die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen hat ihren Sitz in Clausthal-Zellerfeld, Niedersachen. Die BG RCI hat ihren Sitz in Heidelberg.

Verleihungsurkunde Grubenwehr des Bundespräsidenten
verdiente Grubenwehrmänner wurden und werden durch den Bundespräsidenten ausgezeichnet. Hier eine Verleihungsurkunde für 15 Dienstjahre. Ab 20 Dienstjahre wird das Ehrenzeichen in Gold verliehen.
Prosper-Haniel, Schacht Franz

PH, Schacht Franz-Haniel 2 in Bottrop kurz vor der Verfüllung März 2020, Foto: RAG

Quellenhinweise:

Rückzugskonzept RAG, in: Abschlußbericht zum Verbundvorhaben untertägiges Pump-speicherwerk am Bergwerk Prosper-Haniel in der Bergbaufolge, Universität Duisburg-Essen (Hrsg.), Essen 2018; Leistungs-verzeichnis der Berufsgenossenschaft BG RCI vom 1.1.2020, Heidelberg 2020; RP-Online vom 16.08.2018; WAZ vom 02.04. 2020; Böse, Christian, Farrenkopf, Michael, Weindl, Andrea: Kohle – Koks – Öl – Die Ge-schichte des Bergwerks Prosper-Haniel, RAG (Hrsg.), Münster 2018, S. 303 sowie RK-Redaktion vom 10.04.2020

Headerentwurf: Revierkohle; Flammen löschender Grubenwehrmann: RAG 

Nach dem die Schächte 9 und 10 des Berg-werks Prosper-Haniel in Bottrop  nunmehr verfüllt sind, steht die Verfüllung von Schacht Franz-Haniel sowie die Verfüllung des 1.250 m langen Förderbergs auf PH 2 an.  

Nachdem im Förd-erberg alle Enbaut-en bereits geraubt wurden, werden nun rd. 25.500 Ku-bikmeter zement-gebundene Bau-stoffe in die Förd-erstrecke setzungs-und sackungsfrei eingebracht. Der Schrägschacht soll te für das ur-sprünglich ge-plante Untertage-Pumpspeicher-Kraftwerk geöffnet bleiben. Leider war die Finanzierung nicht gesichert.

Silo und Zementmischanlage zur Schachtverfüllung
Beispiel Schachtverfüllungsanlage, Foto: RAG

Schacht Franz-Haniel hat eine Teufe von 1.077,5 m und einen Schachtdurchmesser von 6,5 m. Teufbeginn war 1922. Der Schacht soll teilverfüllt werden.

Im Bereich der 3. Sohle wird eine Schal-ungsbühne errichtet. Oberhalb der mit Wid-erlagern gehaltenen Bühne wird auf 360 m Länge eine kohäsive (zusammenhaltende) Teilsäule in die Schachtröhre eingebaut. Mit 12.000 Kubikmetern hydraulisch abbind-endem Zement wird der Schacht darum her-um standfest verfüllt. Der Schacht soll auf diese Weise verwahrt werden.  

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