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mehr Unabhängigkeit muss (wieder) das Ziel sein

Kohlevergasung mit Hilfe von Pipelines aus ehem. Grubenbauen, Foto: fotolia-Kauf

In Anbetracht der zunehmenden Spannungen zwischen der EU und Amerika, EU und China sowie des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine, der fortgesetzten Überproduktion von Langstreckenraketen in Russland sowie die zunehmenden hybriden Angriffe auf die Energieinfrastruktur in Deutschland stellt sich die dringende Frage: wie können wir wieder unahbängiger werden von ausländischem Gas und Öl ? 

Bis zum politisch gewollten Ende des Bergbaus in Deuschland war den meisten Akteuren in Staat und Wirtschaft klar: man sägt nicht den eigenen Ast ab, auf dem man sitzt. Die Grünen und viele Klimaalarmisten waren anderer Meinung und glauben bis heute, das die Energieversorgung sicher durch Wind und Sonne hergestellt werden kann. Man braucht nur mehr Windkraftanlagen, mehr Stromleitungen und mehr Speicherbatterien. Fertig ist die Klimarettung, so die Enthusiasten und Ideologen. 

Als Fachleute haben wir diesen Blödsinn noch nie geglaubt und warnen die Politik vor der Weiterverfolgung der Energiewende seit nunmehr über 25 Jahren. Bisher zwar erfolglos. Aber seit der letzten Klimakonferenz in Brasilien (COP30) scheint ein Umdenken statt zu finden. Die Klimarettung bis 2040 steht nicht mehr im Focus. Auch wird die unbedingte Vermeidung von Kohle, Öl und Gas im Abschlußpapier nicht mehr erwähnt. Gut so. 

Weniger gut ist allerdings, das wir seit dem Ende des Steinkohlenbergbaus in Deutschland 2018 ziemlich alt aussehen. Denn wir sind mittlerweile zu fast 100 % abhängig vom Ausland. 

Der Bau von modernen Kohlenverflüssigungs-(Coal-to-Liquids, CtL)-Anlagen im Ruhrgebiet würde die historische Technologie mit heutiger Industrieinfrastruktur in vorteilhafteer Weise verknüpfen. 

Dabei liegen die Vorteile  unserer Ansicht nach auf der Hand: erhöhte Versorgungssicherheit, industrielle Wertschöpfung und Nutzung brachliegender Flächen. 

Natürlich gibt es wie immer auch Nachteile, wenn man  solche Anlagen projektiert. Zu nennen wären die hohen Investitionskosten, die hohen  CO₂-Emissionen, der hohe Wasserbedarf und das  komplexe Genehmigungsverfahren. Ob der Bau von Kohleverflüssiguganlagen  politisch, ökonomisch und ökologisch sinnvoll ist, hängt von der Ausgestaltung der Anlagen ab.

Eine wichtige Rolle wird dabei die Einbindung der CCS-Technik, sein, die das anfallende CO2 wirkungswoll abscheiden kann. Hierüber hatten wir bereits ausführlich berichtet. (siehe > hier) Auch wird es eine Rolle spielen, ob man die Anlagen mit Biomasse ergänzen und ob man das Gas auch für die Elektrolyse verwenden kann. 


Warum überhaupt Kohlenverflüssigung? Kurz zur Technik und Geschichte

Die grundlegenden Verfahren (Bergius-Hydrierung, Fischer-Tropsch-Synthese) haben eine lange Tradition — die Fischer-Tropsch-Synthese wurde in den 1920er-Jahren im Ruhrgebiet entwickelt. (mehr dazu > hier )  Moderne CtL-Anlagen wandeln Kohle (oder Biomasse/Kohle-Biomasse-Mischungen) in flüssige Kraftstoffe und chemische Grundstoffe um. Somit könnten die  Industrieprozesse mit flüssigen Rohstoffen versorgen, die sonst weiterhin aus Öl importiert werden müssen. Und derzeit ist das Flüssiggas aus Katar wesentlich teurer als verflüssigte Kohle. 

Germania-Förderturm über dem Deutschen-Bergbau-Museum Bochum, Foto: Youtube-Screenshot

eine andere Alternative


KOHLEVERGASUNG DIE PREISWERTERE ALTERNATIVE

  1. Größere Produktflexibilität
    Bei der Kohlevergasung entsteht Synthesegas, das in der Industrie vielfältig nutzbar ist. Zum Beispiel für die Herstellung von fossilem Wasserstoff, Methanol, Ammoniak und für die Kunststoffherstellung. Ebenfalls eignet sich die Kohlevergasung für die Herstellung von synthetischem Kraftstoff. (das Verfahren wurde schon erfolgreich durch die Wehrmacht im 2. Weltkrieg erprobt) 

  2. Eine Vergasungsanlage ist dadurch wirtschaftlich breiter aufgestellt als eine reine Kohlenverflüssigungsanlage. die fast ausschließlich Kraftstoffe erzeugt.

  3. Geringerer technischer Aufwand
    Kohlevergasung erfordert geringere Drücke, weniger Prozessschritte und einen niedrigeren Wasserstoffbedarf. Das senkt sowohl die Investitionskosten als auch die technischen Risiken im Vergleich zur Kohleverflüssigung.

  4. Bessere CO₂-Abscheidbarkeit
    Das entstehende CO₂ fällt bei der Vergasung konzentrierter an und kann daher leichter abgeschieden oder weitergenutzt werden. Dadurch ist die Klimabilanz technisch besser zu kontrollieren, sonfern das zukünftig überhaupt noch von größerer Bedeutung sein  sollte. 

  5. Weniger problematische Nebenprodukte
    Vergasungsanlagen erzeugen hauptsächlich gasförmige Produkte und deutlich weniger flüssige Abfallstoffe und belastetes Abwasser als eine Kohlenverflüssigungsanlage. Die Umwelttechnik ist einfacher und die Risiken sind kleiner.

  6. Zukunftsfähige Umrüstbarkeit
    Vergasungsanlagen können später auch mit Biomasse, Reststoffen oder Abfällen betrieben werden.

  7. Bessere Integration in bestehende deutsche Chemieparks
    Da Synthesegas ein Grundrohstoff der chemischen Industrie ist, passt die Kohlevergasung besser in Industriestandorte wie Marl, Gelsenkirchen, Duisburg oder Leverkusen. Kohleverflüssigung passt weniger gut zum langfristigen Bedarf.

Nachteile der Kohlevergasung

  1. Weiterhin fossile und CO₂-intensive Technologie
    Auch wenn sie sauberer ist als Kohlenverflüssigung, bleibt ist die Kohlevergasung ohne CO₂-Abscheidung klimapolitisch kaum durchsetzbar. Daher muß die Regierung die CCS-Technologie fördern, damit die Analgen wirtschaftlich betrieben werden können. Denn die CCS-Technologie ist teuer. 

  2. Hoher Investitionsbedarf
    Vergasungsanlagen sind günstiger als Verflüssigungsanlagen, kosten aber dennoch Milliarden. Der Bau ist komplex, und mit der CO₂-Abscheidung steigen die Kosten. 

  3. Hoher Wasser- und Energieverbrauch
    Für die Dampferzeugung, die Kühlung und die Gasreinigung wird weiterhin viel Energie und Wasser benötigt, auch wenn der Verbrauch unter dem einer Kohlenverflüssigungsanlage liegt.

  4. Lokale Umwelt- und Akzeptanzprobleme
    Staub, Lärm, zusätzliche Verkehrsströme und mögliche Emissionen können zum  Widerstand in der Bevölkerung führen. Die Genehmigungsverfahren sind entsprechend aufwendig. Wir glauben aber, das die Bevölkerung bei den auf uns zukommenden Gefahren in Zukunft mit einem größeren Verständnis für die Notwendigkeit der Versorgungssicherheit reagieren wird.  

  5. Wirtschaftliche Risiken
    Die Wirtschaftlichkeit hängt stark davon ab, welche Produkte hergestellt werden und welche Marktpreise dafür gelten. Steigende CO₂-Preise oder eine wachsende Konkurrenz durch grünen Wasserstoff können eine solche Anlage weniger profitabel machen.

  6. Standortabhängige Risiken
    Im Ruhrgebiet sind die Grubenbaue der ehemaligen Zechen abgesoffen. Zwar werden die Grubenwässer Tag und Nacht abgepumpt, aber das wassertechnische Monitoring erschwert die Kohlengasnutzung. Dass ist aber nicht überall der Fall, wie die erfolgreiche Nutzung von Grubengasen auf ehemaligen Zechenstandorten mit Hifle von Blockheizkraftwerken zeigt. 

besonders geeignete ehemalige Zechenstandorte für den Bau von Kohlevergasungsanlagen

1. Zeche Prosper-Haniel (Bottrop)

Warum geeignet?

  • Sehr große verfügbare Industriefläche nach der Schließung 2018

  • Direkte Nähe zu vorhandener Energie- und Chemieinfrastruktur

  • Gute Anbindung an Schiene und Autobahn (A2, A42)

  • Fachpersonal und Industriecluster in unmittelbarer Umgebung

  • Politisch bereits als Transformationsstandort vorgesehen (Energie- und Wasserstoffprojekte geplant)

Vorteil für eine Vergasungsanlage:
Eine syngasbasierte Anlage kann elegant in die geplante Wasserstoff- und Energieschiene eingebunden werden.


2. Zeche Auguste Victoria (Marl)

Warum geeignet?

  • Unmittelbare Nähe zum Chemiepark Marl, einem der größten Chemieparks Deutschlands

  • Chemische Grundstoffindustrie kann Synthesegas, Methanol oder Ammoniak direkt abnehmen, sofern sich der Standort wirtschaftlich wieder erholt.

  • Gute Bahn- und Pipelineinfrastruktur

  • Bereits industrielle Nutzung; geringere Konflikte mit Wohngebieten

Vorteil:
Vergasung liefert genau die Rohstoffe, die die Chemieindustrie benötigt – das spricht für Wirtschaftlichkeit und geringe Logistikkosten.


3. Zeche Scholven (Gelsenkirchen)

Warum geeignet?

  • Direkt neben dem Großkraftwerks- und Chemiecluster Scholven

  • Bereits vorhandene Energie- und Gasnetze

  • Industrielle Altfläche ist gut erschlossen

  • Nähe zu Raffinerie- und Chemieanlagen, die Syngas oder Wasserstoff verwerten können

Vorteil:
Eine Vergasungsanlage kann mit vorhandenen CO₂- und Gasstrukturen gekoppelt werden.


4. Zeche Osterfeld / Sterkrade (Oberhausen)

Warum geeignet?

  • Große zusammenhängende Industrieflächen

  • Nähe zum Logistikdreieck A2 / A3 / A42

  • Anbindung an Bahn und Binnenhafen Duisburg über kurze Wege

  • Gute regionale Integration in das Emscher-Industrierevier

Vorteil:
Hervorragende Logistiklage und viel Platz für großtechnische Anlagen.


5. Ehemalige Kokerei/Zechenflächen in Duisburg Ruhrort / Duisburg-Walsum

Warum geeignet?

  • Europas größter Binnenhafen (Duisport) vor der Tür

  • Perfekt vorbereitet  für die Anlieferung von Kohle, Chemikalien oder später Biomasse per Schiff

  • es bestehen große Industriebrachen im Norden Duisburgs

  • Nähe zur Stahl- und Energieindustrie, die Syngas oder Wasserstoff abnehmen könnte

Vorteil:
Logistisch mit Abstand am stärksten. Ideal für große, importintensive Industrieanlagen.


6. Zeche Ewald (Herten)

Warum geeignet?

  • Bereits als Energie- und Innovationsstandort entwickelt (Ewald Innovation Campus)

  • Nähe zu Gelsenkirchen, Herten, Recklinghausen – also mitten im Chemie- und Energiesektor

  • Gute Infrastruktur, vorhandene Industrieanschlüsse

  • Akzeptanz für industrielle Nachnutzung bereits vorhanden

Vorteil:
Sehr gute Kombinierbarkeit mit Speicher-und Energieprojekten.


7. Zeche Friedrich Heinrich / Zeche Monopol (Kamen/Bergkamen)

Warum geeignet?

  • Große verfügbare Flächen ostwärts des Ballungszentrums

  • Gute Autobahnanbindung (A1, A2)

  • Nähe zum Bayer-Werkscluster in Bergkamen (Pharma/Grundstoffe)

  • Geringere Flächennutzungskonflikte als in Kern-Ruhrgebietsbereichen

Vorteil:
Region mit industriellem Bedarf, aber etwas weniger dicht besiedelt als zentrale Ruhrgebietsflächen.


Quellenhinweise: 

chemie.de (Erläuterungen zur Kohlevergasung); revierkohle.de (revierkohle.de/podcast-kohlevergasung); schuf.de; ingenieur.de vom 27.09.2013; wirtschaftswoche (wiwo.de) vom 16.03.2014; spiegel.de vom 22.10.2025 und RK-Redaktion vom 14.12.2025    

Fotonachweise: 

Header: Hinter- und Vordergrund: stockdreams.ai; Gestaltung: Revierkohle; Pipeline: Fotolia-Kauf; links darunter: Pipeline-Grafik: Fotolia-Kauf; links darunter: Förderturm über dem DBM: Youtube-Screenshot; links darunter: Schwarz-Weiß-Zechengrafik: Fotolia-Kauf.

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