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Stadtwerke nehmen 6,1 Mio Euro in die Hand

der ehemalige Eingangsbereich der Zeche Ewald in Herten, die am 30.04.2000 stillgelegt wurde, Foto: Revierkohle

Wenn der Wind mal wieder nicht weht und die Sonne nicht scheint, hat Herten bald einen riesigen Batterie Stromspeicher. Dieser soll neben dem Wasserstoff-Pleite-Projekt auf der ehemaligen Zeche Ewald in Herten errichtet werden. Die Stadtwerke Herten nehmen für dieses Projekt 6,1 Mio. Euro in die Hand und sehen die Investition als Chance, den alten Industriestandort für die Energiewende zu nutzen. 

Anfang 2027 soll der Battierspeicher auf dem 2000 Quadratmeter großen Gelände in Betrieb gehen. Die Stadtwerke wollen mit dem Speicher sogar Geld verdienen. Das soll dadurch geschehen, das man billigen Strom einkauft, wenn zuviel davon am Markt ist und gibt ihn zu höheren Preisen wieder ab, wenn wieder mal Flaute herrscht. 70 % der Einnahmen sollen an die Stadtwerke Herten gehen und 30 % an die Firma W-Power, die den Stromspeicher baut und unterhält.   

Tausende Tonnen von Rohstoffen für ein paar Minuten das ist ein sehr schlechter EROI

Nehmen wir mal an, ganz Deutschland würde Flautezeiten mit Großbatteriespeichern abdecken, dann würde der Energy Returned on Energy Invested (EROI) furchbar böse aussehen. Denn man bräuchte Batteriespeicher in der Größenordnung von 80 GWh. Dafür benötige man rd. 56 Mio. Tonnen an Rohstoffen. Ganz zu schweigen von den Kosten für die Herstellung dieser Batterien. Und was wäre der Gewinn? 1 Minute Strom für ganz Deutschland. Für Berlin rd. 30 Minuten. Und nun legen wir die Verhältniszahlen einmal auf den geplanten Batteriespeicherstandort Zeche Ewald in Herten um. Dort wollen die Stadtwerke einen Großbatteriespeicher für 6,1 Mio. Euro in die Landschaft setzen.    

6,1 Mio. Euro Investition Typische Investitionskosten für sog. utility-scale-Li-Ion.Speicher

Für diesen Preis erhält man am Markt Batteriespeicher mit einem Energiegehalt zwischen 15 -30 MWh. Bei einer Entladedauer von 4 Stunden werden rd. 3,8 MW an Leistung abgegeben.  

was bedeutet das für Herten ?

Legt man die Einwohnerzahl von Herten mit rd. 62.500 Menschen zugrunde und geht man von einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 5.500 KWh pro Jahr und Haushalt mit 4 Personen aus, dann ergebe das einen durchschnittlichen Strombedarf von rd. 344 GWh pro Jahr. Angenommen, die neue Großbatterie hat eine Leistung von 20 MWh, dann würde man damit für rd. 30 Minuten Herten mit Strom versorgen können. Soweit die neue Großbatterie eine Leistung von 30 MWh haben sollte, könnte diese für rd. 45 Minuten Strom abgeben und Herten damit versorgen. Für eine mehrtägige Dunkelflaute reicht das also hinten und vorne nicht. Und die Großbatterie ersetzt auch keine multi-tätige-Backup-Kapazität rotierender Kraftwerksleistung.    

auch ein Pleiteprojekt auf Ewald. Das ehemalige Wasserstoffkompetenzzentrum H2-Herten. Dort sollte grüner Wasserstoff aus Biomasse erzeugt werden. Foto: Revierkohle

nächstes Projekt 300 Megawatt-Großbatterie auf Waltrop

Der Energieversorger BKW schnuppert ebenfalls Morgenluft und will eine Großspeicherbatterie in Waltrop mit einer Leistung von 300 MW als Zwischenspeicher installieren., um eine „nachhaltige“ Lösung für die Kunden bei fluktuierender Energie anbieten zu können. Bis 2030 will man über 500 MW an Batterieleistung bereitstellen. BKW will dafür 200 Mio. Euro in die Hand nehmen und glaubt ebenfalls fest daran, das sich das ganze rechnet. Das Großpojekt soll unter der Federführung der Trianel Batteriepark Walttrop GmbH & Co.KG aufgebaut und betrieben werden. So will man dafür sorgen, das das Netz bei Flaute stabil gehalten werden kann. 

Aufwand und Ertrag stehen in keinem angemessenen Verhältnis zueinander 

Denn um eine Großspeicherbatterie, die rund 1 Tonne wiegt,  mit einer Speicherkapazität von rd. 100 kWh auszustatten, benötigt man rd. 70 Tonnen an wertvollen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Nickel, Graphit, Eisenerz und Bauxit. Die Mehrzahl dieser Rohstoffe stammt aus China. Diese 70 Tonnen entsprechen nach Berechnungen des Energieexperten Dr. Lars Schernikau einem Energieäquivalent von 40 kg Kohle oder 20 Litern Öl. 40 kg Kohle in einem Sack, den man bequem im Einkaufsbeutel nach Hause tragen kann. 

Die Großbatterien verbrauchen nicht nur Unmengen wertvoller Rohstoffe. Sie stellen auch ein Sicherheitsrisiko da. Die in einer 1 GWh-Lithium-Ionenbatterie gespeicherte Energie entspricht in etwa 900 Tonnen hochexplosivem TNT. Das ist die thermische Realität. Eine einzige Fehlfunktion reicht aus, um eine katastrophale Kettenreaktion auszulösen. Und trotzdem werden diese Kisten immer weiter gebaut. Und wie jede Batterie ist auch die Lebenszeit von Großspeicherbatterien begrenzt. Die nächsten 6,1 Mio. Euro werden schon in 10 bis 13 Jahren fällig.

Glückauf !  

Quellenhinweise: 

contextcrew.de vom 02.10.2025; bkw.ch vom 25.06.2025; Eike.de vom 18.09.2025; WAZ vom 02.10.2025; Hertener Allgemeine.de vom 01.10.2025; Dattelner Morgenpost.de vom 02.10.2025; baywa-re.com sowie RK-Redaktion vom 14.10.2025 

Fotonachweise: 

Header: Hintergrund: Zeche Ewald 1/2/7, Foto:Revierkohle; Vordergrund: Revierkohle; Grafik-Elemente; pixabay.com und stockdreams.ai; links darunter: Revierkohle; rechts darunter: Revierkohle; links darunter: Zeche Ewald, Schacht 1: Revierkohle; links darunter: Container: stockdreams.ai.   

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Grossbatterie auf Ewald geplant
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Grossbatterie auf Ewald geplant
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