In den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 zeichnete sich beim Energieversorger RWE ein bemerkenswerter Rückgang der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ab – ein Minus von rund 4 %.
Hauptursache dafür waren – man höre und staune – ungünstige Windverhältnisse in Europa, die sowohl die Offshore- als auch die Onshore-Windproduktion beeinträchtigten. Die Windgeschwindigkeiten lagen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und auch unter dem Niveau des Vorjahres, was die Stromerzeugung aus Windkraft nachhaltig dämpfte.
Insbesondere Offshore-Windanlagen verzeichneten erhebliche Einbußen: Das bereinigte EBITDA im Segment fiel von €828 Mio. im Vorjahreszeitraum auf etwa €643 Mio. – eine Freizeichnung dafür, wie empfindlich Verluste in der Windleistung direkte finanzielle Auswirkungen haben können.
Im Onshore-Wind/Solar-Bereich konnte die Ertragsentwicklung dank der Inbetriebnahme neuer Anlagen etwas abgefedert werden. Zwar stiegen die Segmentergebnisse an – dennoch wurden die Produktionsverluste durch das unbeständige Wetter nicht vollständig kompensiert.
Die Volatilität ist als generelle Herausforderung volatilitätsabhängiger Stromlieferung zu verstehen. Das haben wir in zahlreichen Redaktionsbeiträgen immer und immer wieder belegt.
Windkraft ist naturgemäß wetterabhängig – bei Flauten oder schwachen Windperioden sinkt die Produktion, was das Angebot und den Marktpreis beeinflusst.
Wie Sie den nebenstehenden Lastgängen des Versorgers Entso-E für Juni und Juli 2025 entnehmen können, war der Bedarf (braune Fläche in der Verteilungskurve) stets höher als die tatsächlich gelieferte Leistung von Windkraft-und Photovoltaikanlagen. (gelbe und blaue Schraffierung im Kurvenverlauf) Hierbei handelt es sich auch nicht um eine außergewöhnliche Entwicklung, wie RWE seinen Aktionären weissmachen will, sondern um eine täglich messbare und ganzjährig auftretende Entwicklung.
In Flautezeiten steigt die Bedeutung flexibler Grundlastkraftwerke, etwa gas- oder kohlebefeuerte Anlagen besonders an, um die entstehenden Lücke zu schließen und auszugleichen. Aber von dieser Tatsache wollen die verantwortlichen Akteure und Klimahysteriker kaum etwas wissen. In unseren Augen sind diese Menschen Realitätsverweigerer.
Gleichzeitig beeinflussen sinkende Windstromerträge die Einnahmen aus bald fälligen Stromveräußerungen ohne garantierte Preise.
Ein weiteres Schlüsselelement ist das volatile Handelsgeschäft. Das sog. Supply & Trading-Segment von RWE erlebte im ersten Halbjahr 2025 einen Gewinneinbruch von rund 95 %, was das Ausmaß der Abhängigkeit von Preisschwankungen unterstreicht.
Die Kombination aus schwacher Windproduktion und langsam zum Leben kommenden Handelsgeschäften führte zu einem spürbaren Einbruch des bereinigten EBITDA um mehr als ein Viertel – von rund €2,9 Mrd. im ersten Halbjahr 2024 auf etwa €2,14 Mrd in den ersten sechs Monaten 2025.
Mitheulen tun wir deshalb aber sicher nicht. Schließlich handelt es sich um eine selbstverschuldete Unmündigkeit, die der RWE-Vorstand sich selbst auferlegt hat, in dem er die verkorkste Energiewende der Regierung fröhlich nachpfeift und mitträgt.
außergewöhnlich schwache Winde ?
Diese monetäre Entwicklung unterstreicht das grundsätzliche Strukturproblem volatilitätsbasierter Erzeugung. RWE muss – trotz des rückläufigen Windstromertrags – die Versorgung und Wirtschaftlichkeit sicherstellen.
Gestützt wurde das Unternehmen dabei durch die Inbetriebnahme neuer Kapazitäten. RWE hat seit Ende Juni 2024 insgesamt 2,1 GW an erneuerbaren Kapazitäten hinzugefügt und darf sich daher nicht wundern, wenn der Wind ausbleibt. Und wenn RWE gleichzeitig auf Geheiß der Regierung seine zuverlässigen Grundlastkraftwerke stilllegt. dann ist Jammern der falsche Weg. Und es nutzt auch nichts, wenn RWE damit prahlt, allein 700 MW an Windkraftkraftleistung allein im ersten Halbjahr 2025 installiert zu haben, wenn es allein auf die tatsächliche und sekundengenaue Zurverfügungstellung des Stroms ankommt.
Da werden auch 11,2 GW an zusätzlich im Bau befindlicher Windkraftleistung die Versorgungslage nicht verändern. Flaute ist nun einmal Flaute. Und das gilt sowohl für Offshore-Windkraftanlagen als auch für Onshore-Anlagen flächendeckend.
Kurzum: Die 4 %-Reduktion der erneuerbaren Stromproduktion bei RWE im ersten Halbjahr 2025 ist das ganz normale Ergebnis ganz normaler Schwachwindperioden in Europa, die sowohl die physische Stromerzeugung als auch die Einnahmen aus margenabhängigen Stromverkäufen negativ beeinflussten. Diese Entwicklung zeigt exemplarisch die Herausforderungen für Anbieter volatiler Stromquellen – und betont die Notwendigkeit eines diversifizierten Portfolios sowie flexibler Kapazitäten, um Versorgungssicherheit und ökonomische Stabilität zu gewährleisten. Auf gut Deutsch: ohne Kohle, Öl und Gas wird es auch in Zukunft keine sichere und preiswerte Stromversorgung geben.
Glückauf !
Quellenhinweise:
WAZ vom 15.08.2025; Eike.de vom 30.08.2025; umweltbundesamt.de vom 17.07.2025; pro.earth vom 06.08.2025; windkraft-journal.de vom 15.07.2025; topagrar.com vom 03.07.2025; Merkur.de vom 17.07.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.09.2025
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