Organisiert wurde die Welcome-Veranstaltungswoche vom Unternehmensbereich Personal & Entwicklung. Da man heute nur noch rd. 500 Mitarbeiter beschäftigt, konnte man auch ein größeres Engagement an den Tag legen. Zumal durch den Fachkräftemangel die neuen Azubis gehegt und gepflegt werden müssen. So verwöhnte man die Auszubildenen mit einem Workshop, tollem Essen, einer Besichtigung der Grubenwasserzeche Walsum in Duisburg und mit einem Besuch auf dem Trainingsbergwerk Recklinghausen. Schade nur, das die Azubis nicht mehr die Welt unter Tage kennenlernen können.
Die Kohle ist in Deutschland seit 2018 aus politischen und ideologischen Gründen Geschichte – der Nachbergbau hat begonnen. Und den schreiben seit dem 1. September 2025 sechs junge Nachwuchskräfte bei der Ruhrkohle AG mit.
Im traditionsreichen Bildungshaus Osterfeld der RAG in Oberhausen wurden sie von Susanne Hardies, Betriebsratsvorsitzende, mit einem herzlichen „Glückauf“ begrüßt – stilecht wie es sich für echte Bergleute gehört.
Doch während früher die Grubenlampe und der Helm das Handwerkszeug waren, stehen heute Digitalisierung, Umweltschutz und moderne Verwaltung auf dem Ausbildungsplan.
Sechs neue Gesichter, vier spannende Berufe
Die frische Truppe verteilt sich auf gleich vier Ausbildungsrichtungen:
Kaufmann/-frau für Digitalisierungsmanagement
Umwelttechnologe/-in
Kauffrau für Büromanagement
Umwelttechnologe für Abwasserwirtschaft
Damit zeigt die RAG: Der Nachbergbau braucht kluge Köpfe, die sich sowohl mit Daten als auch mit der Natur bestens auskennen.
Tradition trifft Zukunft
„Ihr seid die Bergleute 2.0“, brachte es Susanne Hardies in ihrer Begrüßung auf den Punkt. Wo früher Schaufeln und Presslufthämmer klirrten, sind heute Server, Sensoren und Umweltschutzmaßnahmen gefragt. Die neuen Azubis steigen also nicht mehr unter Tage hinab, sondern tauchen in die Welt der nachbergbaulichen Verantwortung ein – vom sauberen Grundwasser bis zur digitalen Prozesssteuerung.
Mit Herz und Heimatgefühl
Und auch wenn die Steinkohleförderung längst Vergangenheit ist, bleibt eines lebendig: das Wir-Gefühl der Kumpel. Gemeinsam anpacken, füreinander einstehen – dieses Prinzip soll auch die nächste Generation prägen.
Am Ende der Feier stand natürlich der traditionelle Bergmannsgruß: „Glückauf!“ – diesmal als Startsignal für eine spannende Zukunft im Nachbergbau.
Haus Osterfeld kein gewöhnliches Gebäude
Das alte Backsteingebäude am Rand von Oberhausen wirkt auf den ersten Blick wie eine Zeitzeugin aus der Bergbau-Ära. Dicke Mauern, klare Linien, ein Hauch von Vergangenheit. Doch sobald man durch die Türen tritt, spürt man: Hier schlägt die Zukunft.
Das Haus Osterfeld der RAG ist kein gewöhnliches Gebäude. Früher, als die Schächte noch förderten, kamen hier die Kumpel zusammen, um sich fortzubilden, weiterzuentwickeln und den nächsten Schritt im Arbeitsleben zu wagen. Heute ist es der Ort, an dem die Generation Nachbergbau ihre Reise beginnt.
In den hellen Seminarräumen wird längst nicht mehr über Schichtpläne oder Fördermengen gesprochen. Stattdessen klicken Tastaturen, laufen Beamer, und es geht um Themen wie Digitalisierung, Umwelttechnologie und Nachhaltigkeit. Was bleibt, ist die alte Bergmannstugend: zusammenhalten und voneinander lernen.
Jeder, der das Haus an der Bergstr. 140 in Oberhausen betritt, spürt diesen Geist. An den Wänden erinnern Bilder an das Zeitalter der Kohle – unter Tage, harte Arbeit, schwarze Gesichter. Doch in den Gesichtern der Auszubildenden heute blitzt Neugier und Aufbruchsstimmung. Haus Osterfeld ist nicht nur ein Bildungszentrum. Es ist eine Brücke zwischen Gestern und Morgen.
Die Zeche Osterfeld förderte von 1879 bis 1992 Gas-,Flamm-und Fettkohle und beschäftigte noch 1988 3.720 Mitarbeiter. Diese förderten im Jahresdurchschnitt 2,8 Mio. Tonnen Kohle. Ende 1993 wurden die Schächte verfüllt und die meisten Übertageanlagen niedergelegt. Der Eingangsbereich und das Fördergerüst sowie die Maschinenhalle stehen heute unter Denkmalschutz und beherbergen mittelständische Firmen.
Quellenhinweise:
RAG-Pressemitteilung vom 11.08.2025 und 15.08.2025; WDR.de vom 12.09.2024; RP-Online.de vom 12.09.2025; radioessen.de vom 18.08.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.09.2025
Fotonachweise:
Header: Gruppenfoto: Ina Fassbender, RAG, Freistellung und Montage: Revierkohle. Hintergrund: Haus Osterfeld, Youtube-Screenshot mit Veränderung; unten links: Youtube-Screenshot (beide Fotos) rechts unten (Grubenlore): Youtube-Screenshot