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WIE IST SO ETWAS MÖGLICH ? IST UNS DA ETWAS ENTGANGEN ?

Huawei verkündete im Juli 2025 voller Stolz, eine Festkörperbatterie entwickelt zu haben, mit der Elektroautos bis zu 2.900 Kilometer weit fahren und in nur fünf Minuten vollständig aufgeladen werden können. Ein technologisches Wunder, das klingt, als hätte man das Perpetuum Mobile endlich ins Auto eingebaut.

Doch wer kurz nachrechnet, merkt schnell: Die Euphorie steht auf sehr dünnem Eis. Eine Batterie mit 2.900 Kilometern Reichweite müsste rund 400 bis 500 Kilowattstunden speichern. Diese in fünf Minuten zu laden, erfordert eine Ladeleistung von mindestens 5 Megawatt – pro Fahrzeug. Das ist etwa die Leistung eines kleinen Wasserkraftwerks oder einer Windkraftanlage.  Selbst Schnellladestationen für Lkw´s bleiben davon meilenweit entfernt.

Und was passiert mit der entstehenden Abwärme? Solche Energiemengen in kürzester Zeit zu transferieren würde jedes bisher bekannte Kühlsystem überfordern. Von Stromnetzen ganz zu schweigen, die auf solche Lasten nicht ausgelegt sind.

Die Chemie mag beeindruckend sein. Aber sie ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte heißt Physik – und die lässt sich auch von Huawei nicht mit Marketing überlisten. Solange diese Fragen unbeantwortet bleiben, bleibt der Akku ein PR-Coup, aber kein realistischer Fortschritt. Unabhängig davon, ob eine solche chemische Leistung unter Laborbedingungen durchaus abgebildet werden kann, kommen in der Realität eine ganze Reihe von Umständen hinzu, die das Ganze schnell  undurchführbar machen. Wir schauen uns das im Folgenden einmal näher an.  

der neue Akku der Götter revolutionäre Festkörpertechnologie

Huawai begründet die Leistungsfähigkeit seiner neuen Festkörperbatterie mit einer hohen Energiedichte von 400 bis 500 Wh/kg. Das wäre eine dreifach höhere Energiedichte als die Energiedichte in Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos. Auch der chinesische Hersteller Xiamo bastelt derzeit an einer ähnlich leistungsstarken Festkörperbatterie. Diese soll man in 10 Minuten aufladen können, um dann bis zu 1.200 km durch die Lande brausen zu können. 

Realität ist diese Wunderbatterie allerdings noch nicht. Sie existiert nur im Labor. Dennoch hat Huawai den Prototyp als Patent angemeldet. Allerdings ist es natürlich schon beeindruckend, wenn man es im Labor hinbekommt, mit festen Elektrolyten und stickstoffdotierten Sulfid-Elektroden unglaubliche Energiedichten zu simulieren. Aber bei der Chemie kann man leider nicht stehenbleiben. Denn es stellt sich die Frage: wie bekommt man 2.900 km Reichweite in 5 Minuten in ein E-Auto hinein, ohne das der Aspalt in Flammen aufgeht oder das Ladekabel zur Lichtbogenhölle wird ?   

Huawai hat geliefert - leider noch nicht die Realität

Lassen Sie sich folgende Zahlen einmal auf der Zunge zergehen, um nachzuvollziehen, das das Ganze auch in absehbarer Zukunft nichts werden kann. 

Fangen wir bei der Energie an. Energie ist bekanntlich Leistung mal Zeit. Beispiel: 600 kWh geteilt durch 5/60 Stunden sind 7.200 kW = 7.2 Megawatt. Pro Auto. Um eine solche Leistung zu erzeugen, braucht man oberarmdicke Hochspannungskabel und Transformatoren in der Größenordnung eines Containerschiffes. Und da eine solche Energie sehr heiß wird, braucht man Stromkabel mit aktiver Kühlung und Pufferbatterien. 

Die derzeit auf dem Markt angebotenen stationären Pufferbatterien haben i.d.R. eine Kapazität von 90 – 160 Wh/kg mit einer Zyklenfestigkeit von 6000 Ladungen auf Basis von Lithium-Eisenphosphat.

Herkömmliche Autobatterien haben i.d.R. eine Leistung von 400 Volt. 7,2 Megawatt geteilt durch 400 Volt ergibt 18.000 Ampere pro Auto. Um 18.000 Ampere pro Auto zu erzeugen, braucht man Stecker wie Feuerwehrschlauchverbindungen. Damit der Stecker und das Kabel nicht schmilzt, braucht man ein Kühlystem für das Ladekabel. Ihr Kofferraum reicht für dieses Kühlystem hoffentlich aus. Somit sollte klar sein, das es weiterhin bei Ladezeiten von 20 bis 90 Minuten, je nach E-Autotyp, bleiben wird. Abschließend hätten wir noch eine Frage:   

Nehmen wir mal an, Sie bleiben aus Überzeugung bei ihrem Verbrenner: wären Sie bereit, für die 5-Minuten-Akkuladung Ihres Nachbarn mit einem E-Auto die wesentlich höheren Stromkosten mit zu bezahlen ? 

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Quellenhinweise: 

ingenieur.de vom 19.11.2025; insiders.de vom 18.06.2025; chip.de vom 18.06.2025; msn.com (Inside EVS Global) vom 25.06.2025; vol.at vom 20.06.2025; giga.de vom 25.06.2025; Eike.de vom 09.07.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.08.2025

Fotonachweise: 

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neue Festkörperbatterie aus dem Hut gezaubert
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