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und zum Grubenwasserhebestandort umgebaut

Auf dem Bergwerk Lohberg in Dinslaken arbeiteten bis 2005 nicht nur mehr als 2000 Bergleute, sondern es wurden dort auch rd. 2,3 Mio. Kubikmeter Grubenwässer jährlich aus der Sumpfstrecke über Steigrohre aus – 819 Metern Tiefe gehoben. Das mußte gemacht werden, damit der Grubenbau nicht absäuft und die Sicherheit der Kumpels nicht gefährdet wurde.

2006 wurde dann die Grubenwasserhaltung ausgesetzt. Seit dem steigt das Grubenwasser unaufhörlich an. Sobald die Zielhöhe -630 über Normalnull erreicht wird, soll der noch zu bauende übertägige Hängepumpenbetrieb mit 3 großen Pumpen den Pumpbetrieb wieder aufnehmen. Die Hebung der Grubenwässer wird über die Schächte Lohberg 1 und 2 sowie Schacht Hünxe, der zur Zeit ebenfalls umgerüstet wird, erfolgen. 

Im Herbst wird am Standort Hünxe eine mobile Kaue sowie ein mobiler Bürocontainer aufgebaut, um den verbliebenen Mitarbeitern der RAG die Einbauarbeiten unter Tage zu ermöglichen.

Sobald die Schachtbühneneinbauten erledigt sind, wird der Schacht in 2026 verfüllt. Nicht ganz allerdings, denn es werden drei Hüllrohre mit einer Ausziehlänge von rd. 500 Metern in den Schacht eingebaut, damit man in die Rohre die 20 Meter hohen Tauchmotorpumpen bis auf das wasserfühende Niveau  hineinhängen kann. Während dieser Umbauarbeiten wird über dem Schacht vorübergehend ein Seilscheibengerüst mit einer Winde aufgebaut, damit die Bergleute in den Schacht hinabgleiten können. 2027 soll dann das Fördergerüst und das dazugehörende Maschinenhaus sowie alle nicht mehr benötigten Übertageanlagen dem Erdboden gleichgemacht werden.    

Lohberg Dinslaken mit Rundeindicker

Förderturm Zeche Lohberg, Dinslaken vor dem Umbau

unter den wieder einzubauenden Seilscheiben wird bis 2030 ein neues Grubenwasserhebewerk errichtet

blieb nach 2005 stehen: der ehemalige Rundeindicker auf Lohberg

zentrale Grubenwasserzeche auf Lohberg werden ab 2030 rund 33 Mio. Kubikmeter Grubenwasser gehoben und gereinigt

Das Wasser stammt aus mehreren früher unabhängigen Bergwerksprovinzen mit den Zechen

  • Amalie in Essen, Zollverein XII in Essen-Katernberg, Carolinenglück in Bochum und Prosper-Haniel in Bottrop. Deren Grubenwässer  werden künftig über Rohrleitungssysteme nach Lohberg in Dinslaken weitergeleitet. Zusätzlich kommen die Grubenwässer aus der Wasserprovinz der ehemaligen Zeche Auguste Victoria in Marl hinzu. 

  • Auch zwischen den Standorten Haus Aden in Bergkamen, Walsum in Duisburg,  Heinrich 3 in Essen-Überruhr,   Friedlicher Nachbar in Bochum-Gerthe und Robert Müser in Bochum-Werne gibt es Rohrleitungen, die über Kilometer verbunden werden und das Wasser zentral nach Lohberg weiterleiten leiten werden. Rund 70 Mio. m³ Grubenwasser/Jahr aus dem gesamten Ruhrrevier werden dann nach Lohberg weitergeleitet. Weitere 30 Mio. m³ aus dem ehemaligen Saarrevier werden über die Anlage über Duhamel in Ensdorf gefördert. 

💧 Aufbereitung und Einleitung

In Lohberg wird das Grubenwasser gereinigt bzw. aufbereitet – etwa auf Schad- und Mineralstoff-Level – bevor es über zwei Rohrleitungen in den Rhein bei Voerde eingeleitet wird.

🔧 Technische Umsetzung & Hintergründe

  • Die Umstellung von  untertägigen Pumpstationen auf moderne Tauch- und Hängpumpenbetriebe an nur noch sechs zentralen Standorten ist durch die Schließung der letzten Zechen Prosper-Haniel und Anthrazit Ibbenbüren möglich geworden. Das Grubenwasser durfte vorher nicht steigen, da sonst der Grubenbau abgesoffen wäre. Die untertägige Grubenwasserhaltung diente daher auch dem Schutz der Bergleute. Da das heute nicht mehr notwendig ist, kann das Grubenwasser steigen und wird erst ab einer Höhe von rd. 600 Meter über Normalnull mit Hilfe von eingehängten Pumpen in Hüllrohren hochgepumpt. Das spart Kosten und Energie. 

  • Im Bereich Schacht Hünxe werden seit Mai 2025 im Schacht vorbereitend Schachtbühnen eingebaut.  In 2026 soll das markante Fördergerüst abgerissen und der Schacht soll dann – bis auf 3 Hüllrohre, die die Tauchmotorpumpen aufnehmen werden –  verfüllt werden.  

  • Eine zentrale Grubenwasserleitwarte auf der Schachtanlage Pluto in Herne überwacht rund um die Uhr alle Standorte im Hinblick auf Menge, Fließgeschwindigkeiten, Schwebstoffe, Temperaturen u.a.

  • Die Bezirksregierung Arnsberg hat bereits den Abschlussbetriebsplan für den Anstieg auf −630 m NN genehmigt – und mit einem umfangreichen Monitoring für die Sicherstellung der Wasserqualität und der Kontrolle der  Bodenbewegungen versehen. Immerhin kann es in Zukunft durchaus auch noch zu seismischen Störungen im Gebirskörper kommen. Auch darauf muß man vorbereitet sein.   

ABRISS ? KEINE GUTE IDEE !

Wenn die RAG das Fördergerüst und das dazugehörige Maschinenhaus abreißen lässt, wird damit mehr zerstört als nur Stahl und Beton. Es wird ein bedeutender Zeitzeuge getilgt – einer, der wortlos von harter Arbeit, Strukturwandel und regionaler Identität erzählt. Gerade in einer Zeit, in der vielerorts Industriegeschichte als kulturelles Erbe verstanden und gepflegt wird, wirkt der geplante Abriss wie ein Rückschritt.

Besonders bitter stößt dabei auf, dass der geplante Neubau eines Pumpwerks als Argument für den Abriss herhalten muss. Dabei gibt es Alternativen – realistische, praktikable Alternativen. Das neue Pumpwerk könnte ohne Weiteres einige Meter neben dem Schacht errichtet werden. Platz wäre genug da.

Der Erhalt des Fördergerüstes wäre ohne große Umstände möglich. Das war auf Haus Aden in Bergkamen leider nicht möglich. Und deshalb verschwand das wundervolle Doppelbock-Fördergerüst sank – und klanglos.

Eingeweihte munkeln, das die RAG Rücksicht auf die Neureichen nehmen wollte, die sich auf dem ehemaligen Bergbauareal niedergelassen haben. Ihre Edelhäuser haben sogar einen eigenen Kanalanschluss für das notwendige Hausboot. Wer möchte von denen an schwere Maloche erinnert werden ? Eben ! 

Erhalt statt Kahlschlag – ein Appell an die Vernunft

Dass hier ein paar Quadratmeter mehr oder weniger über den Fortbestand eines Kulturdenkmals entscheiden sollen, ist nicht nur kleinlich, sondern auch wirtschaftlich fragwürdig. Der Abriss bringt der RAG keine nennenswerte finanzielle Entlastung. Im Gegenteil: Der Imageschaden, der durch den Abriss entsteht, dürfte kaum aufzuwiegen sein.

Gerade in NRW gibt es viele positive Beispiele, wie alte Bergbauanlagen sinnvoll in neue Nutzungskonzepte integriert wurden – sei es als Ort für Kulturveranstaltungen, Erinnerungsstätten oder einfach als stille Erben, die nicht stören, sondern bereichern.

Die Verantwortung der RAG

Die RAG trägt eine besondere Verantwortung. Sie war jahrzehntelang Teil der Region, profitierte von der Arbeit tausender Bergleute und prägte das Gesicht ganzer Städte. Jetzt, wo die Ära des Bergbaus beendet ist, darf sie sich dieser Verantwortung nicht entziehen.

Der Abriss von Schacht Hünxe wäre kein bloßer Rückbau – er wäre ein Bruch mit der Geschichte und den Menschen, die diese Region mit Leben erfüllt haben.

Fazit: ein  Glückauf braucht ein Gesicht

Wer heute durch das flache Land bei Hünxe fährt, sieht das Fördergerüst schon von Weitem. Es steht da wie ein Fingerzeig in die Vergangenheit. Es erzählt leise – aber eindrücklich – vom Bergbau, von Menschen, von Schweiß und Wandel.

Dieses Denkmal zu bewahren, wäre kein Kraftakt, sondern ein Zeichen des Respekts. Ein Zeichen für den Wert der Geschichte. Und für die Zukunft einer Region, die ihre Wurzeln nicht vergisst.

Die RAG sollte umdenken – bevor dieses leise „Glückauf“ für immer verstummt. Eine kostenlose Bewachung wäre sogar auch noch möglich. Denn auf Hünxe unterhalten ehemalige Bergleute einen Weinstock, den sie hegen und pflegen.  

Quellenhinweise: 

RAG-Pressemitteilung vom 11.07.2025; Neue-Ruhr-Zeitung vom 11.07.2025; RP-Online.de vom 11.07.2025 sowie RK-Redaktion vom 14.08.2025  

Fotonachweise: 

Header: Youtube-Screenshot von startpunktgladbeck 9422; Hintergrund: Streckenvortrieb zur Grubenwasserhebeanlage Grafenhorst in Ibbenbüren: Foto: RAG; Gestaltung: Revierkohle; links darunter: Eingang Schacht Hünxe: Youtube-Screenshot, startpunktgladbeck 9422; darunter (Mitte): Restförderturm Zeche Lohberg mit Rundeindicker: Youtube-Screenshot; links darunter (Symbolhand): pixabay.com 

 

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Schacht Hünxe wird verfüllt
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Schacht Hünxe wird verfüllt
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