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Berufsverband  REVIERKOHLE                                                                                                                       Berufsverband  REVIERKOHLE
             R K
                                                                                                                                                               R K



         DIE SACHE MIT DEM STROM



         Die Aufgabe, das elektrische Versorgungsnetz stabil zu halten, ähnelt ein wenig der-
         jenigen eines Jongleurs, der zahlreiche Bälle ständig abfangen und wieder hochwerf-
         en muss. Kommt er auch nur kurz aus dem Takt, gerät das dynamische Gleichge-
         wicht der rotierenden Bälle durcheinander. Schafft er es nicht, binnen Sekunden das
         Gleichgewicht wiederherzustellen, so verliert er die Kontrolle und die Bälle fallen zu
         Boden. Ähnlich anspruchsvoll ist die Aufgabe der Spezialisten in den Netzleitstellen.
         Sie müssen zahlreiche große und kleine Stromversorger so koordinieren, dass in
         das Stromnetz immer exakt so viel Strom eingespeist wird, wie Verbraucher daraus
         auch entnehmen. Schafft die Netzleitstelle dies nicht, so gerät das Netz innerhalb
         von Sekundenbruchteilen aus dem Takt. Einer der wichtigsten Aufgaben der Netz-
         leitstellen besteht darin, die Netzfrequenz zu überwachen und innerhalb enger Grenz-
         en stabil zu halten, damit die mehr als eine Million Teilnehmer, die in das deutsche
         Verbundnetz mit Hilfe von Generatoren Strom einspeisen, dies auch stets synchron
         und mit der gleichen Phasenlage tun können. Um das dynamische Gleichgewicht
         von Erzeugung, Verbrauch und Netzfrequenz innerhalb enger Sicherheitsmarg-
         en stabil halten zu können, bedarf es einspeisender Kraftwerke, die ihre Ener-
         gieerzeugung bedarfsgerecht entweder steigern oder drosseln können.
         Solar und Windenergieanlagen können solche gezielten Leistungsanpassungen
         prinzipbedingt nicht erbringen und sind daher nicht in der Lage, das Stromnetz
         stabil zu halten. Zuviel Windenergie stellt ein unvorhersehbares Ereignis dar, was
         dazu führt, das zuviel Strom in das Netz eingespeist wird. Das wiederum bringt das
         Gleichgewicht durcheinander und führt binnen Sekunden zu einer Netzüberlastung
         mit der Folge eines Netzzusammenbruches. (Blackout). Der Netzbetreiber Amprion
         hat zwischen Dez. 2016 und Febr. 2017 mehr als 20 Mio. EUR investieren müssen,
         um durch sog. „Redispatch“-Maßnahmen (Notbewirtschaftung) eine Überlastung
         der Netze zu verhindern. Und weil der Zubau von Windkraftanlagen weitergeht,
         steigen auch die Redispatch-Maßnahmen. Allein in 2016 waren es über 7000 Eingriffe.

         Um die Gefahr eines immer wahrscheinlicher werdenden Blackouts abzuwenden,
         hat die Bundesregierung Anfang Febr. 2017 in aller Eile das Energiewirtschaftsge-
         setz geändert. Lokale Stromversorger dürfen nun im Falle einer drohenden Über-
         lastung ganze Stadtteile innerhalb von 12 Minuten ohne Vorwarnung vom Strom-
         netz abklemmen. Eine Priorisierung darf per Gesetz nicht vorgenommen werden und
         einen Anspruch auf Schadensersatz hat auch Niemand. Für das Jahr 2020 rechnet die
         Deutsche Netzagentur mit Zusatzkosten für die Notbewirtschaftung von rd. 5 Mrd. EUR.                     .                  oben: Dampferzeuger im
                                                                                                                                     Steinkohlekraftwerk Hamburg-
         Wir halten das für einen Skandal, weil durch die Zunahme an Redispatch-Maßnahmen                                            Moorburg
         deutlich wird, wie das bisherige Versorgungsdreieck „Nachhaltigkeit-Sicherheit und Wirt-
         schaftlichkeit“ zugunsten regenerativer Energieträger systematisch in Frage gestellt wird,                                  Mitte: das Kraftwerk hat eine
         ohne das dadurch die Umwelt verbessert, das Klima „gerettet“ oder auch nur eine einzige
         Tonne  C02 - Emissionen eingespart wurde. Es darf daher so nicht weitergehen.*)                                             Leistung von 1.300 Megawatt
                                                                                                                                     und sichert die Grundlast für
                                                                                                                                     Hamburg
         *) Quellenhinweise:
                                                                                                                                      Fotos und Retusche: oben und Mitte:
             Limburg, Michael, Mueller, Fred. F.: a.a.O., S 79 ff;  Wetzlarer Neue Zeitung vom 9.6.2017;
             Mueller, Fred. F: Stromnetze am Limit - mit jedem Windrad  nehmen die Probleme zu, in: Europäisches Institut für         Revierkohle; links: Hermansya, fotolia
             Klima und Energie, Eike.de. vom 4.11.2013, Marth, Willy; Die Archillesferse der Energieversorgung, in Eike.de. vom       Retusche: RK
             29.3.2017, Stromauskunft.de  vom 2.5. 2017 u. 9.6.2017, DENA: Deutsche Energie-Agentur, Meldung v. 06.12.2016
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