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Energiewende-Rethorik – Professor wehrt sich gegen Romantisierung

Marc Oliver Bettzüge ist studierter Volkswirt und seit 2007 ordentlicher Professor für VWL an der Universität zu Köln. Das Besondere an Prof. Dr. Bettzüge ist jedoch, das er sich mit energiewirtschaftlichen Themen beschäftigt und gleichzeitig geschäftsführender Direktor des energiewirtschaftlichen Instituts an der Uni Köln ist. Daher ist Herr Prof. Bettzüge für uns von Interesse. Jüngst hat er sich gegen eine rethorische Sprachverwurstelung ausgesprochen, die kritische Gegenargumente bezüglich der Enegiewende immer weniger gelten läßt, weil die Energiewende ein nationaler Konsens wäre und daher von allen Menschen die guten Willens sind, das Weltklima zu retten, unterstützt werden muß. (Peter Altmaier, Kanzleramtsminister)

Gegen die Einteilung der Energielieferanten in böse (fossile) und gute (regenerative) Energieträger wehrt sich Prof. Bettzüge u.E. zu recht. Der Weltrettungswahn, der in Gestalt einer vollständig dekarbonisierten Stromwelt daherkommt, in der es nur noch regenerative Energieträger geben wird, ist in der Tat abenteuerlich, da die fossilen Energieträger weltweit immer noch einen Anteil am Gesamtenergiemix von rd. 90 % ausmachen. Daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern, wenn sich nicht noch ein Wunder in Form von Großspeichertechnologien für Öko-Strom einstellt. Dieses Wunder wird aber auf sich warten lassen, da die real existierenden Batteriespeicher höchstens bis zu einem Megawatt Strom für wenige Stunden speichern können und aufgrund Korrision nach wenigen Jahren verschrottet werden müssen. Ein teurer Spaß obendrein. Und wenn kein Wind weht, nutzt auch eine Batterie nichts.

Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge Foto: Universität Köln

Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge
Foto: Universität Köln

Prof. Dr. Bettzüge plädiert daher für eine realistische (scheuklapenfreie) Diskussion und stellt die Frage, was die heutigen Investitionen in die Wind-und Photovoltaiktechnik, deren Lebensdauer auf 15 bis 20 Jahre beschränkt ist, für die Energiezukunft in 2050 oder gar 2100 tatsächlich bedeuten und wie sich diese Investitionen auf den Vermögensstand der bereits vorhandenen technischen Infrastruktur auswirken. Er kritisiert, das in der veröffentlichten Meinung stattdessen eine romantische, radikal-idealistische und letzlich weltfremde Grundhaltung zelebriert wird. Eine realitätsnahe Diskussion erfordert aber eine nüchterne Abwägung von Nutzen und Kosten alternativer Ziele und deren finanziellen Mitteleinsatz und nicht wirkungsvolle Energiewende-Rhetorik.

Da können wir dem Herrn Prof. nur zustimmen, weil wir das seit Jahren proklamieren. Und mit ihm stellen wir die nicht abschließbare Frage: was passiert nach dem Klimawahn, wenn die Energiewende-Rethorik vor der nüchternen Realität zusammenbricht ? Wie will man dem Bürger klarmachen, das sein Geld in Milliarden-Euro-Höhe zugunsten einiger weniger Ökostromerzeuger in den Sand gesetzt wurde und das sich an der Tatsache, das man das Kima nicht verändern kann, auch in Zukunft nichts ändern wird ? Wahrscheinlich durch Ablenkung auf andere Katastrophen. Griechenland läßt grüßen.

vgl.hz.a. Manager-Magazin vom 09.07.2015 und Revierkohle-Red. vom 17.07.2015

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